Die Sonntagsfrage

Warum haben Sie "Fourth Wing" gelesen, Mona Lang?

7. Januar 2024
Redaktion Börsenblatt

Über die Feiertage hat Mona Lang, Programmleiterin für internationale Literatur bei Kiepenheuer & Witsch, "Fourth Wing" gelesen - und ihre Instagram-Community ermutigt, es ihr gleich zu tun. In unserer Sonntagsfrage erklärt die Lektorin, warum es persönlich und beruflich sinnvoll ist, außerhalb des eigenen Genres zu lesen.

Mona Lang, Programmleiterin für internationale Literatur bei Kiepenheuer & Witsch

Es gehört zu meinem Beruf, mir auch die Bücher genau anzusehen, die in anderen Verlagen erschienen sind. Erst recht, wenn sie weltweit solch einen Hype auslösen wie "Fourth Wing" von Rebecca Yarros. Das ist die professionelle Antwort. Die private lautet so: "Drachencollege? 800 Seiten? Sex? Das will ich sofort lesen!" Und nicht etwa, weil ich eine leidenschaftliche Romantasy-Leserin wäre. Wenn allerdings so viele Menschen süchtig nach einem Buch sind, dann möchte ich das auch erleben. Man könnte also sagen: professionelle FOMO. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Das Buch macht Spaß. Und es ist wahnsinnig aufwändig und clever geplottet. Es zog mich sofort in seinen Bann, verschluckte mich für ein paar Tage und spuckte mich dann völlig durchgerüttelt wieder aus und zwang mich zwischen den Jahren zum Bahnhofsbuchhandel, um schnellstmöglich an Teil 2 zu kommen. Viel mehr kann ein Buch kaum leisten, finde ich. Und da ist mir das Genre dann sehr egal.

Ich habe "Fourth Wing" auf meinem Instagram-Kanal empfohlen und viele Follower*innen schrieben mir, dass sie es auch heimlich lesen.

Mona Lang

Ich habe "Fourth Wing" auf meinem Instagram-Kanal empfohlen und viele Follower*innen schrieben mir, dass sie es auch heimlich lesen. Ich musste darüber lachen und gleichzeitig erschreckte es mich. Es täte unserer Branche äußerst gut, diesen Dünkel gegenüber bestimmten Genres schnellstmöglich abzulegen und das Bedürfnis vor allem junger Leser*innen nach Unterhaltung, Zerstreuung, Ablenkung, Identifikation ernst zu nehmen. Sich gar darüber zu freuen. Und für mich bleibt: wenn jetzt zu Hause die Kaffeemaschine heiße Luft spuckt, bin ich sofort wieder im Basgiath College, bei den Drachen und bei Violet und Xaden.