In dem durchgehend farblich gestalteten Buch mit Illustrationen von Lynn Lausen finden sich auf 236 Seiten neben vielen weisheitsvollen Geschichten praktische Übungen und sowie gedankliche Anstöße rund um das Thema Geschichtenerzählen. Arne Winter und Lynn Lausen haben für dieses Buch Geschichten ausgewählt, die kurz und leicht zu merken sind.
Während bei Arne Winters und Lynn Lausens Geschichtenworkshops das Rund eines Lagerfeuers die Bühne ist, findet das künstlerische Erzählen auch auf den Kleinkunstbühnen statt. Im Rahmen der inzwischen im deutschsprachigen Raum regelmäßig stattfindenden Festivals erfährt das Erzählen von Mund zu Ohr eine regelrechte Renaissance. Daneben hat das heilsame Erzählen in Alten- und Pflegeheimen, in Kinderhospizen, Flüchtlingsunterkünften und überall dort, wo sich Menschen in Krisensituationen befinden, seinen Platz. Hierfür veröffentlicht der Erzählverlag in der Reihe »Der Westentaschenerzähler« die Bühnentexte der Erzählerinnen und Erzähler, die sich im Verband der Erzählerinnen und Erzähler (VEE) und bei Erzähler ohne Grenzen e.V zusammengeschlossen haben. Der Verlagstitel "Im Auge des Sturms" (2. Auflage 2021) gibt Leserinnen und Leser zum ersten Mal einen berührenden Einblick in die Praxis des heilsamen Erzählens. Auch in Erzählcafés öffnet sich ein sozialer Raum, der ins biografische Erzählen übergeht. Hierfür hält der Verlag die »Reihe Biografie« bereit. Das Sachbuchprogramm wiederum reflektiert sowohl Erzählkultur als auch Erzählkunst. Prof. Dr. Johannes Merkels Geschichte des Geschichtenerzählens ("Sieh', damit wir sehen", 1. Auflage 2021) bietet beispielsweise auf 404 Seiten einen kulturanthropologischen Überblick über die Erzählkunst auf verschiedenen Kontinenten und zu unterschiedlichen Epochen.
Die Kinderbücher des Verlags entstehen sämtlich aus Erzählsituationen und dem Miteinander der Generationen. Sie haben stets einen Mehrwert für Bildung und Erziehung, wie die aktuelle Neuerscheinung "Die Stadttaube" für Kinder ab 4 Jahre. Die beiden Erzieherinnen Ilka Sund (Text) und Katharina Menke (Illustrationen) vermitteln darin in warmer, klarer Sprache den Wert von Zugehörigkeit und Gleichwürdigkeit. Begonnen hat der Verlag im Jahr 2018 mit der Förderung des pädagogischen Erzählens in Schulen. "Zu Beginn stand die Idee, bewährte Erzähltexte für den Schulunterricht vor dem Vergessen zu retten", so Verlagsgründer Peter Amsler. In der "Reihe Erzählhefte" sind bislang Titel zum Gilgamesch-Epos (5. Klasse), zu Berliner Sagen (4. Klasse) und dem Erzählen von Märchen (1. Klasse) erschienen. Die Sprachgestalterin Ursula von Ammon übersetzte dafür die nord-norwegischen Märchen Regine Normanns (1864-1939) erstmals ins Deutsche. "Wir freuen uns sehr, das Andenken an Regine Normann pflegen zu dürfen", sagt Verlagsgründer Peter Amsler. "Von ihrer Sprachkraft ist sie ihrer schwedischen Zeitgenossin Selma Lagerlöf ebenbürtig, ihr Lebenslauf ist so interessant wie jener Astrid Lindgrens. Für uns ein echter Geheimtipp", so Amsler und kündigt bereits nächste Ausgaben ihres erzählerischen Werkes in der Übertragung von Ursula von Ammon an.
Mittlerweile haben sich viele weitere Publikationen zur Förderung von Kunst und Kultur des mündlichen Erzählens dazugesellt. So entstand über die letzten dreieinhalb Jahre ein Netzwerk aus engagierten Autorinnen und Autoren, Buchgestaltern und freien Erzählerinnen und Erzählern, das nicht nur Bücher und Erzählhefte, sondern auch Seminare und Workshops anbietet. Der Erzählverlag wurde damit zu einer publizistischen Plattform für alle Menschen, die das freie mündliche Erzählen als eine Methode der Begegnung und des Austausches von Erfahrungen und Erlebnissen zu befördern suchen. Ziel ist die Stärkung der Erzählkultur sowie die Förderung der Erzählkunst in allen ihren Anwendungsgebieten. "Wir verstehen uns damit als Teil einer Alternativkultur zur überbordenden Digitalisierung menschlichen Lebens", so Amsler.
Das ist auch das Anliegen der Wildnispädagogen Arne Winter und Lynn Lausen. Die Art und Weise, wie sie ihr gemeinsames Buch geschrieben und gestaltet haben, und die aufmunternden Worte, gleich loszulegen, macht Lust auf das erste Geschichtenerzählen.