Der Offene Brief vom 27. April ist an die Geschäftsführung der Libri GmbH und die Vorstände der eBuch e.G. gerichtet. Diverse Medien hätten das Thema bereits aufgegriffen und über die Maßnahmen der Kolleg:innen von Kohsie und She said gegen "die Präsenz rechtsradikaler Verlage in unseren Onlineshops berichtet".
"Es entspricht ganz und gar nicht den Werten unserer Buchhandlungen, der menschenfeindlichen Literatur der Verlage, die u.a. von der Bundeszentrale für politische Bildung dem rechten Spektrum zugeordnet werden, Sichtbarkeit in unseren Verkaufsräumen zu geben. Dort lehnen wir den Handel mit dieser Art von Literatur konsequent ab", heißt es weiter. Das gleiche Prinzip wolle man auch in den Webshops widerspiegeln und durchgängig anwenden. Diesem Anspruch stehe die derzeitige Praxis der von Libri und eBuch (mit "genialokal") in Dienstleistung angebotenen White-Label Webshop-Lösung entgegen, welche derzeit von rund 1.300 Buchhandlungen zur Teilnahme am Onlineverkauf in Anspruch genommen werde.
Denn, die aktuelle technische Ausgestaltung des Shopsystems führe dazu, dass alle Literatur, der mit Libri in Geschäftsbeziehung stehenden Verlage, automatisch auch in allen Webshops jener Buchhandlungen angeboten werden, die mit der Libri und bzw. mit der genialokal-Shoplösung von eBuch am Onlinehandel teilnehmen. Bedauerlicherweise umfasse dies auch rechte Verlage.
"Es geht um unseren Ruf und unsere Seriosität", beklagen die Unterzeichner des Offenen Briefs. "Die derzeit bereitgestellte Sperrmöglichkeit bei Libri auf Titelebene muss von jeder einzelnen Buchhandlung in Eigenarbeit der Recherche und Überwachung der entsprechenden Verlage durchgeführt werden, wenn der eigene Webshop frei von Literatur rechter Verlage bleiben soll." Der regelmäßige Zeitaufwand dafür verursache redundante Kosten, da ein und dieselbe Arbeit kontinuierlich in jeder Buchhandlung jeweils im eigenen Webshop ausgeführt werden muss.
In den circa 700 Genialokal-Webshops der eBuch, welche ebenfalls das Libri-Shopsystem nutzen, sei es überhaupt nicht möglich einzelne Titel zu sperren.
Im Offenen Brief werden daher mehrere Forderungen aufgestellt:
- "Wir fordern hiermit von Libri zeitnah die technische Verwaltung des Online-Shopsystems dahingehend bereitzustellen, dass das geführte Sortiment rechter Verlage mühelos mit einem Mausklick gesperrt werden kann." Zum Vergleich wird hier Zeitfracht angeführt, das seinen Kund:innen den Ausschluss von Verlagen in deren White-Label-Shops ermögliche. "Eine technische Lösung ist also definitiv möglich." Der Ausschluss von Verlagen etwa über das ISBN-Präfix scheine keine große Programmierleistung zu erfordern.
- "Es sollte für in einer Demokratie tätige Unternehmen der Literaturbranche eine Selbstverständlichkeit sein, sich daran zu beteiligen den Marktzugang für jene, die dem rechten Spektrum zuzuordnen sind, zu erschweren, statt zu vereinfachen."
- "Wir als Verantwortliche, die wir mit unseren Namen für das Sortiment in unseren Webshops stehen, fordern von Libri eine Artikel-Shopverwaltung mit Zustimmungsverfahren (Opt-In) auf Verlagsebene."
- "Darüber hinaus fordern wir eine technische Lösung für den einfachen Export von EANs und Titellisten aus der Quimus-Bibliografie zur weiteren Verarbeitung in gängigen Dateiformaten."
Für eine Zusammenarbeit bei der Umsetzung der nötigen Maßnahmen und Anfragen, welche Bedürfnisse Buchhandlungen haben, stehe man gerne zur Verfügung.
Wenn Buchhändler nur Bücher anbieten wollen, die der jeweiligen Bundesregierung gefallen, so sollten sie einen eigenes Webshop-System betreiben, das nach ihren Wünschen Titel filtert. Machen ganz viele, ist kein so großes IT-Projekt.
Aber was nicht geht: Einen Zwischenbuchhändler, der nicht nur linke und woke Buchhändler als Kunden hat und der einen preiswerten White-Label-Shop anbietet, unter Druck zu setzen, indem man rumjammert, daß Filtern von einzelnen Titeln Zeit und Geld koste.
Geht's am Ende darum, die Bücher die nicht in den eigenen engen Meinungskorridor passen, weniger sichtbar zu machen, indem Libri unter Druck gesetzt wird, diese erst gar nicht ins Sortiment aufzunehmen?
Sie sind auf der falschen Fährte. Der eigene Shop sollte in seinem Portfolio durchaus mit der Ausrichtung der jeweiligen Buchhhandlung übereinstimmrn. Schlussendlich geht es nur darum, dem Sortiment zu erleichtern, je nach eigenem Gusto nicht passende oder meinetwegen unbequeme Titel aus dem Shop rauszukicken. Wer meint, einen bestimmten Verlag überhaupt nicht führen zu wollen, ergo nicht anzeigen zu lassen, hat es bei Libri damit in der Tat schwer, das funktioniert bei denen nämlich nicht so einfach. Was man von dieser Aktion hält, darüber lässt sich trefflich streiten, aber der geäusserte Wunsch ist legitim und reicht nicht für eine neue verquaste Verschwörungstheorie.
Jens Bartsch - Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln
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Sie haben vermutlich nicht richtig gelesen, bzw. es nicht verstanden was ich vortrug.
1.) Es durchaus legitim in seinem Netzladen das zu zeigen was einem gefällt: "Wenn Buchhändler nur Bücher anbieten wollen, die der jeweiligen Bundesregierung gefallen, so sollten sie einen eigenes Webshop-System betreiben, das nach ihren Wünschen Titel filtert. Machen ganz viele, ist kein so großes IT-Projekt), schrieb ich.
2.) Was nicht geht, ist einen Zwischenhändler seine Haltung aufzwingen zu wollen.
Vereinfacht mein Anliegen: Will ich ein Buchhändler mit Haltung sein - (den Autoren des offenen Briefes ging es um Titel und Verlage, die der Bundesregierung gefallen bzw. nicht gefallen) - dann baue ich mir einen eigenen Webshop und habe die Titelhoheit.
Oder ich bin ein Buchhändler der das gesamte demokratische Spektrum in meinem Netzladen sichtbar machen möchte und nutze einen White-Label-Shop.
Was ist daran eine Verschwörungstheorie?
Sehr geehrter Herr Falk,
ganz einfach: Meine vorgeworfene Verschwörungstheorie besteht in Ihrer Verquickung der ganz oben geäußerten Forderungen mit Ihrer Äußerung, dass man damit der jeweiligen Bundesregierung gefallen wolle und Libri vorschreiben wolle, welche Titel man dort einkauft. Glauben Sie dies wirklich?
In Sachen Gendern, Wokeness etc. habe auch ich durchaus manchesmal Probleme und wundere mich zum Beispiel sehr darüber, dass der o.g. Aufruf sich eben nur nach "rechts" richtet.
Aber der Wunsch nach Auswahlmöglichkeiten für den eigenen Shop setzt Libri doch nicht unter den von Ihnen abgemahnten Druck, damit werden keine Pressefreiheit, Meinungsfreiheit oder Menschenrechte verletzt. Es geht nicht darum, gewisse Titel oder Verlage bei zum Beispiel Libri generell unsichtbar zu machen. Es geht im Kern darum, die Entscheidung der Sicht- oder Unsichtbarkeit im "eigenen" Shop für Buchhandlungen einfacher zu gestalten, was doch nichts ehrenrühriges ist. Denn jeder White-Label-Shop ist schlussendlich die individuelle Visitenkarte des jeweiligen Geschäftes.
Nun ja, gesagt werden darf vieles und in Deutschland alles, das ist gut so! Wir bieten hier als Buchandlung übrigens ein extrem weit gefächertes Spektrum an, auf das sich jede und jeder die eigene Meinung bilden mag. Ob ich als Buchhandlung aber via Shop etwas anbieten muss, was ich eigentlich nicht anbieten will, das steht eben auf einem anderen Blatt und sollte den Buchhandlungen (egal ob mit oder ohne bestimmte politische Orientierung) durchaus einfach handhabbar freigestellt sein.
Jens Bartsch - Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln.
Wenn im Buchhandel ein White-Label-Shop eingesetzt wird, ist in diesem fast das ganze breite Spektrum des deutschen Buchhandels. Das ist gut so und auch dem Shopbesucher durchaus bewußt.
Möchte der Buchhändler nun eine andere Lösung, so kann er Daten beziehen und diese wie gewünscht aufbereiten und damit seinen Shop (nicht White-Label-Shop) betreiben.
Die Daten für jeden individuell aufzubereiten dürfte in einem White-Label-Shop kaum machbar sein. Es steht auch in keinem Preis-Leistungsverhältnis für einen White-Label-Shop-Anbieter.
Das ist allgemein bekannt, sicher auch den Autoren des offenen Briefes. Somit ist leicht erkennbar, was das tatsächliche Ziel des offenen Brief ist: Libri soll überhaupt keine Titel ins Sortiment nehmen, die den Autoren und Unterzeichnern mißfallen. Hoffen wir, daß Libri nicht einknickt. In Kürze wird dann die MVB mit den VLB-Daten folgen (müssen).