Auslieferungen

Sova hat Insolvenz angemeldet

16. November 2022
Redaktion Börsenblatt

Die Sozialistische Verlagsauslieferung in Maintal (sova) hat am 14. November beim Amtsgericht Hanau Insolvenz angemeldet. Das hat Geschäftsführer Helmut Richter dem Börsenblatt bestätigt.

Von der Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit seien alle rund 70 Verlage betroffen, die ihre Bücher über die sova ausliefern lassen. Vor allem zwei Gründe nennt Richter für die aktuelle Entwicklung:

  • Es habe in diesem Jahr einen "heftigen Umsatzrückgang" gegeben;
  • zudem konnten Forderungen gegenüber einem insolventen Verlag nicht realisiert werden.

Richter erwartet jetzt, dass das Amtsgericht Hanau einen Insolvenzverwalter oder eine Insolvenzverwalterin einsetzt. Erst dann könne geklärt werden, ob und in welchem Umfang offene Forderungen der Verlage beglichen werden können. Der Geschäftsbetrieb soll nicht fortgesetzt werden; der Zeitpunkt der Abwicklung ist aber noch offen.

Die sozialistische Verlagsauslieferung (sova)

Die Sozialistische Verlagsauslieferung (sova), die seit 2012 ihren Sitz in Maintal bei Frankfurt hat, ist ein Herzstück des linken Buchhandels. Das 1971 gegründete Unternehmen arbeitet mit kleineren und kleinen Verlagen zusammen, die überwiegend einem linken, gesellschaftskritischen und emanzipatorischen Ansatz verpflichtet sind (insgesamt rund 70 Verlage). Seit der Gründung des kollektiv organisierten Betriebs ist Helmut Richter als führender Kopf dabei.

Die Geschichte der SOVA begann, als der Verlag Neue Kritik, in dem Richter arbeitete, seine Auslieferung, die Voltaire VA in Berlin, verlor – sie ging pleite. Die damalige Stuttgarter Verlagsauslieferung Koch, Neff und Oettinger (KNOe) wollte den Verlag Neue Kritik nicht aufnehmen. So entstand der Plan, eine eigene, linke Auslieferung zu gründen. »Wenn die gewollt hätten«, so Richter, »gäbe es die SOVA nicht.« Die Auslieferung sollte im linken Buchhandel eine ordnende Funktion übernehmen und auch die Raubdruckerszene, die in großer Zahl vergriffene Klassiker des Marxismus (bei unklarer Rechtelage) unter das Volk brachte, disziplinieren. Das waren Schritte, die im VLB, dem Verband des linken Buchhandels, diskutiert wurden. Als bleibenden Erfolg der VLB-Aktivitäten wertet es Richter, dass in Deutschland keine Zensur stattfindet.

In den 70er Jahren bezogen die etwa 60 linken Buchhandlungen 50 Prozent des Ausliefervolumens der SOVA, die andere Hälfte verteilte sich auf die restlichen Buchhandlungen. Heute beliefert die SOVA mehr als 4 000 Buchhandlungen.