Verlagsauslieferungen

"Kaum ein Stein wird auf dem anderen bleiben"

2. Juli 2024
von Christina Schulte und Marcus Schuster

Kostensteigerungen auf allen Ebenen, veränderte Konsumgewohnheiten, SoVa-Insolvenz und der Fachkräftemangel – die Verlagsauslieferungen manövrieren so robust wie möglich durch stürmische Zeiten.

Zwei Jahre Pandemie, bald zweieinhalb Jahre Ukraine-Krieg und zwischendrin noch die SoVa-Insolvenz. »Nichts ist mehr so wie vorher«, bringt es Bernd Weidmann, einer der Geschäftsführer der Werkstatt Verlagsauslieferung, auf den Punkt. »Wir müssen alle Kosten, Prozesse und Abrechnungsmodelle neu berechnen.« Die Energiekosten seien inzwischen zwar wieder gesunken, seien bei Gas und Strom aber immer noch doppelt so hoch wie vor dem Ukraine-Krieg.

Bei den Verlagsauslieferungen ist viel Druck auf dem Kessel. Hauptproblem sind laut Weidmann die explodierenden Personalkosten, der hohe Krankenstand und der Personalmangel. »In dieser Phase ist die Ladenpreisbindung im Buchbereich eine Belastung für uns. Während die Personalkosten seit 2019 um über 40 Prozent gestiegen sind, haben sich die Buchpreise nur homöo­pathisch erhöht.« Anders als im Non-Book-Bereich, wo es keine Preisbindung gibt, werde es ein paar Jahre dauern, bis sich der Markt dahin­gehend reguliert habe, glaubt er. »Verlage und Auslieferungen müssen dieses Problem zusammen angehen. Derzeit liegt die Hauptlast bei uns.«

Oder wie es Matthias Heinrich, Geschäftsführer von Brockhaus Commission formuliert: »Die enorm angestiegenen Anforderungen der Abnehmer – Onlinehandel, Filia­listen und klassische Sortimente – münden in umgesetzter Performance-Verbesserung bei den Aus­­lieferern. All das muss bezahlt werden. 100-prozentige Leistung plus x geht nur bei einer auskömmlichen Erlösgröße.«

Auch für Thomas Raff, Sprecher der Geschäftsführung von Zeitfracht, »sind und bleiben die Zeiten herausfordernd, zumal wir die Entwicklungen in der Branche teil­weise mit Sorge sehen. Die hohen Personal- und Materialkosten werden uns weiterhin begleiten und die Kleinteiligkeit der Branche, gerade auch bei Verlagsauslieferungs­bestellungen, lässt nicht nach.«

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