Gütesiegel für Ausbildungen

"Traut Euch, Eure Komfortzone zu verlassen"

3. September 2024
Redaktion Börsenblatt

Diesen Rat gibt Tuba Isik, Personalreferentin bei der BW Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH, allen Auszubildenden. Der Verlag ist 2023 mit dem Gütesiegel für Ausbildungen ausgezeichnet worden. Was macht das Unternehmen anders?

Gruppenbild mit Personalreferentin und den Azubis von BW Bildung und Wissen

Tuba Isik, Ausbildungsleiterin und Personalreferentin (5. von l.), mit den Auszubildenden bei BW Bildung und Wissen

Das Gütesiegel ist ein großes Lob – von Menschen, die wissen, was es bedeutet, eine sehr gute Ausbildung anzubieten.

Tuba Isik, Personalreferentin BW Bildung und Wissen

Ihr Verlag, ein mittelständisches Medienhaus mit Sitz in Nürnberg, wurde im vergangenen Jahr als eines von sieben Unternehmen für seine Ausbildungsqualität mit dem Gütesiegel prämiert. Wie sind Sie auf die Auszeichnung aufmerksam geworden?

Unsere Geschäftsführerin, Ulrike Sippel, hat im Newsletter des Börsenvereins davon erfahren und wir haben die Chance direkt genutzt. Seit 40 Jahren bilden wir junge Menschen aus, aktuell beschäftigen wir elf Auszubildende in fünf verschiedenen Ausbildungsberufen. Ich selbst habe vor sechs Jahren meine Ausbildung bei BW Bildung und Wissen abgeschlossen und kann mich noch sehr gut an meine eigenen Anfänge erinnern.

Das Gütesiegel für Ausbildungen

Jetzt schnell bewerben!
  • Wer in diesem Jahr dabei sein will: Noch bis zum 15. September 2024 können Bewerbungen über die Webseite eingereicht werden.
  • Ausgelobt wird die Auszeichnung von der Taskforce Gütesiegel in der Zukunfts-AG des Börsenvereins.
  • Auzubildende und Ausbilder:innen können ihre Unternehmen für das Gütesiegel vorschlagen – wenn jene eine faire, umfassende und für alle Seiten gewinnbringende Ausbildung in der Buchbranche anbieten.

Wie ist das Gütesiegel im Verlag aufgenommen worden?

Bei uns im Verlag gab es viele positive Reaktionen, weil die Auszeichnung ja letztlich die Leistung aller würdigt, die im täglichen Arbeitsleben als Vorbild fungieren und sich um die Entwicklung eines anderen ebenso sorgen wie um die eigene. Dazu gehören alle Ausbilderinnen und Ausbilder, die Ausbildungsbeauftragten, Kolleginnen und Kollegen, Führungskräfte. Und unsere Azubis haben sich natürlich auch gefreut, weil sie eine „ausgezeichnete“ Ausbildung machen können.

Wirkt sich die Auszeichnung auch auf die Bewerbungen aus?

Die Einbindung des Gütesiegels in unsere Ausbildungsanzeigen sowie die Veröffentlichung eines Artikels auf unserer Homepage werden zweifellos einen positiven Effekt auf potenzielle Bewerber:innen haben. Auch wenn wir das möglicherweise nicht sofort spüren, sind wir zuversichtlich, dass unser Ansehen als Ausbildungsbetrieb dadurch gestärkt und das Interesse qualifizierter Nachwuchskräfte geweckt wird.

Bei uns werden Auszubildende nicht nur als Lernende betrachtet, sondern als Kolleginnen und Kollegen auf Augenhöhe.

Tuba Isik, BW Bildung und Wissen

Was macht die Ausbildung bei BW denn so besonders gut?

Zuallererst: das Gefühl als vollwertiges Mitglied zum Team zu gehören. Bei uns werden Auszubildende nicht nur als Lernende betrachtet, sondern als Kolleginnen und Kollegen auf Augenhöhe. Ihre Meinungen und Ideen werden geschätzt und ernst genommen.

Als nächstes: die ganzheitliche Ausbildung. Neben dem Fachwissen legen wir großen Wert auf die Persönlichkeitsentwicklung unserer Auszubildenden. Dafür bieten wir unseren jungen Leuten individuelle Weiterbildungen an.

Dann unser Ausbildungsmotto „mit-und-voneinander-Lernen“. Wir fördern ein Umfeld des gegenseitigen Lernens und Unterstützens. Dies geschieht durch die bewusst heterogene Auswahl der Auszubildenden: Bei uns treffen ganz junge und erfahrenere Jugendliche aufeinander, die beispielsweise bereits ein Studium begonnen hatten. Es gibt junge Menschen mit schwierigen Startbedingungen, aber auch bereits starke Performer.

Bekommen die Azubis auch regelmäßige Rückmeldungen zu ihrer Arbeit?

Ja, eine klare Feedbackkultur ist für uns unverzichtbar. Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Auszubildenden lernen, konstruktives Feedback zu geben und anzunehmen. Dieser Prozess ist Bestandteil unserer Ausbildung und zielt darauf ab, dass sich jede und jeder Einzelne kontinuierlich verbessern kann.

Und abschließend sind die Azubi-Projekte und monatlichen Azubi-Treffen mit den Ausbildern zu nennen. Durch regelmäßige Treffen und die Möglichkeit, eigene Projekte zu leiten, erhalten unsere Auszubildenden wertvolle Erfahrungen in Präsentation, Entscheidungsfindung und Teamarbeit. Die Ausbilder:innen stehen ihnen dabei stets zur Seite.

Die derzeitige Generation der Azubis startet häufig mit hohen Erwartungen an das Unternehmen.

Tuba Isik, BW Bildung und Wissen

Wow, das ist eine ganze Menge. Wie erleben Sie denn als Personalreferentin den Arbeitsalltag mit Ihren Azubis?

Die Arbeit mit unseren Azubis ist für mich jeden Tag ein Balance-Akt. Es fühlt sich herausfordernd, aber genauso befruchtend an. Die derzeitige Generation der Azubis startet häufig mit hohen Erwartungen an das Unternehmen und bietet teilweise wenig von selbst an. Mit viel Engagement, Leidenschaft und Geduld versuche ich, meine jungen Kolleginnen und Kollegen davon zu überzeugen, wie wichtig intrinsische Motivation ist. Individuelle Vorteilsübersetzung ist dabei mein ständiger Begleiter.

Damit dürften Sie sehr gut das Gefühl beschreiben, das so einige Personalreferent:innen derzeit umtreibt. Gibt es etwas, das Sie besonders an der Zusammenarbeit mit jungen Menschen schätzen?

Ich schätze grundsätzlich den Austausch mit unseren Azubis, weil ich dabei das Gefühl habe, lehren und lernen zu dürfen. Warm ums Herz wird mir, wenn ich sehe, dass Auszubildende motiviert sind, Neues auszuprobieren oder den Mut für eine Herausforderung aufbringen. Wenn sie dann stolz von ihren Erfolgen berichten, weiß ich manchmal gar nicht, wer sich mehr darüber freut. Die Möglichkeit, ihnen echte Chancen zu bieten, sie in unsere Teams zu integrieren und gemeinsame Erfolge spüren zu dürfen, das ist schon eine tolle Sache.

Warm ums Herz wird mir, wenn ich sehe, dass Auszubildende motiviert sind, Neues auszuprobieren oder den Mut für eine Herausforderung aufbringen.

Tuba Isik, BW Bildung und Wissen

Was möchten Sie künftigen Azubis an dieser Stelle gerne mit auf den Weg geben?

Seid mutig und traut Euch, Eure Komfortzone zu verlassen und dabei vielleicht sogar neue Talente in Euch zu entdecken. Bleibt im Austausch mit anderen Azubis und unterstützt Euch gegenseitig, denn gemeinsam seid Ihr stärker. Seid neugierig und hinterfragt auch das Altbewährte. Neue Ideen beziehungsweise Verbesserungen sind etwas Wertvolles. Und zuletzt: Übernehmt Verantwortung für Euer Handeln und bedenkt immer die möglichen Konsequenzen Eurer Entscheidungen.

Last but not least: Warum sollten sich Unternehmen für das Gütesiegel bewerben?

Weil das Gütesiegel ein großes Lob ist – und das von Menschen, die wissen, was es bedeutet, eine sehr gute Ausbildung anzubieten. So viel Energie, so viel Liebe, Tag für Tag. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn das von anderen gesehen wird.

Die Fragen stellte Stella Joy Olleroch, bei der Zukunfts-AG des Börsenvereins Sprecherin der Taskforce Gütesiegel für Ausbildungen.