Haben Sie »Das neue Land« (Murmann Publishers), das beim Deutschen Wirtschaftsbuchpreis als Unternehmerbuch des Jahres ausgezeichnet wurde, wegen der aktuellen Situation geschrieben?
Nein. Der Vertrag mit Murmann stand schon Ende 2019. Wir wollten das ganze Jahr 2020 daran arbeiten. Mit dem ersten Lockdown im März war klar, dass wir uns beeilen mussten, denn die Themen wurden noch drängender. Ich habe einzelne Kapitel angepasst, ohne ein Corona-Buch daraus zu machen. Denn die Botschaft ist nicht: Wenn wir das überstanden haben, brauchen wir das neue Land nicht mehr.
Sie kritisieren, dass in Deutschland wegen des Wohlstands zuletzt kaum noch jemand Unternehmen gegründet hat. Das dürfte sich doch in unsicheren Zeiten erst recht nicht ändern.
Doch, ich glaube schon. Es wurde einfach so viel durchgeschüttelt von dem, was wir vorher als sicher empfunden haben. Wir wurden aus unserer Komfortzone geschubst. Das wird manche Menschen mutiger und risikofreudiger machen, als sie es sich vielleicht selbst zugetraut hätten. Zu gründen ist ja auch ein unbequemer Weg, den man gerade eher nicht aus der Komfortzone heraus geht – sondern in Krisenzeiten, wenn man das Gefühl hat: Ich muss neu nachdenken. Vielleicht hatte man ja schon immer diese eine Geschäftsidee und sieht jetzt, wo dafür Platz ist.
Die »New Work«-Bewegung hat ihren Ursprung in der industriellen Automatisierung der 70er und 80er Jahre und der damit einhergehenden Krise der Arbeiterklasse. Für die aktuelle Krise prägen Sie nun den Begriff »Best Work«. Was heißt das genau?
Wir müssen unsere Arbeitswelt so ausrichten, dass jede und jeder Einzelne den bestmöglichen Output erbringen kann. In den Berufen, in denen das möglich ist, sollte zum Beispiel der Arbeitsort keine Rolle mehr spielen, denn Produktivität hängt nicht von Zeit, Ort oder einem Präsenzzwang ab.