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Der soziale Aspekt fehlt

9. November 2020
Marcus Schuster

Weil er frühzeitig ein Konzept für Onlineauftritte entwickelte, hat der Zauberkünstler Michael Backes auch in der Corona-Krise gut zu tun. Unternehmen buchen ihn für virtuelle Firmenfeiern – oder einfach zwischendurch, um die Moral bei einem Meeting zu heben. 

Sie begeistern seit 20 Jahren Unternehmen mit Humor und Zauberkunst. Normalerweise würden Sie demnächst wieder bei vielen Weihnachtsfeiern auftreten. Können Sie 2020 noch mit Humor nehmen?
Ja, es geht noch. Im Sommer hat sich die Lage stabilisiert, August und September waren sogar ausgezeichnet: Ich war auf Tagungen, Betriebsfeiern, Sommerfesten – lauter kleine Runden unter freiem Himmel und mit Abstand. Das ist jetzt natürlich erst einmal vorbei. 

Sie haben sich bereits im Frühjahr zu Beginn der Pandemie ein Konzept für eine Onlineshow zurechtgelegt. Wie kommt das bei Ihren Kunden an?
In Zeiten steigender Corona-Zahlen und sinkender Temperaturen beginnt bei vielen ein Umdenken. Natürlich ist es live und vor Ort immer schöner. Doch gerade jetzt, da man sich nicht wie gewohnt treffen kann, sollten Unternehmen oder Abteilun­gen den Teambuilding-Gedanken stützen. Die Menschen brauchen das gemeinsame Erlebnis, und meine Aufgabe ist es – gemeinsam mit den Arbeitgebern – diese Erlebnisse auf anderen Wegen zu bieten, als wir sie kennen. Unternehmen, die digital bereits gut aufgestellt sind und über die entsprechende Infrastruktur verfügen, fällt das naturgemäß leichter. Und so mancher große Konzern kann virtuellen Zusammenkünften noch einen anderen positiven Effekt abgewinnen: Zum ersten Mal können alle Mitarbeiter an allen Standorten gemeinsam Weihnachten feiern. 
 

Die Menschen brauchen das gemeinsame Erlebnis. 

Michael Backes

Wie funktioniert so ein Onlineauftritt von Ihnen konkret?
Aus meinem heimischen Studio, der »Wunderkammer«, komme ich per Videotelefonie zu den Menschen, zum Beispiel über Skype, Zoom oder Microsoft Teams. Manchmal schalte ich mich auch als Überraschung bei einem Meeting dazu und übernehme für 30 bis 40 Minuten.

Aber Zauberei lebt doch von der Interaktion mit dem Publikum. Wie fangen Sie das auf?
Das klappt sehr gut. Ich kann die Menschen über die Video­konferenz sehen und einzeln oder sogar gemeinsam in die Show einbinden. Die Zauberkunst war schon immer sehr nah dran an der modernen Technik, und mit einigen Handgriffen eröffnen sich schnell neue Welten. Ich habe mein Programm entsprechend umgebaut. In meiner Lieblingsnummer zum Beispiel wird ein Zauberwürfel von einem Zuschauer gemischt – und selbst über die Distanz bekommen wir eine 1 : 1-Übereinstimmung hin. Wie das geht, verrate ich natürlich nicht (lacht). Aber ich bin wirklich euphorisch, dass es bislang gelingt, auch über räumliche Entfernungen hinweg eine Gemeinschaft zu bilden.

Beobachten Sie, dass den Menschen der Humor abhanden­gekommen ist? Oder sagen die meisten: jetzt erst recht?
Das ist schwer zu beurteilen. Ich weiß, dass sich derzeit manche Teams und Abteilungen einmal pro Woche virtuell verabreden, um eine halbe Stunde lang über Themen außerhalb der Arbeits-welt zu reden – quasi das, was man bislang am Kaffeeautomaten gemacht hat. Dieser soziale Aspekt fehlt aktuell in den Firmen. Ich glaube, dass so etwas dauerhaft auch über Videotelefonie funktionieren kann. Aber das wandelt sich gerade erst.