Zweites Adventswochende

Kundenschwund und Lieferengpässe

7. Dezember 2020
Redaktion Börsenblatt

Der Online-Handel beklagt Lieferengpässe. Und der lokale Einzelhandel leidet unter rückläufiger Kundenfrequenz im Weihnachtsgeschäft. Wie sah es am zweiten Advent in den deutschen Innenstädten konkret aus?

Eigentlich ist es die stärkste Umsatzzeit des Jahres, doch das hohe Infektionsgeschehen und die immer strenger werdenden Corona-Maßnahmen in den deutschen Städten trüben die Kauflust vielseits. Insbesondere der stationäre Einzelhandel ist betroffen.

Beklagt wird in den Einkaufszonen großer deutscher Städte vor allem der deutliche Rückgang der Kundenfrequenz aber auch des Umsatzes.

In Berlin war am Sonntag der erste von zwei verkaufsoffenen Adventssonntagen – eine Maßnahme, um den Andrang in den Geschäften der Hauptstadt während des Weihnachtsgeschäfts zu entzerren. Doch der Andrang hielt sich in Grenzen. Schlangen vor einzelnen Läden, zahlreiche Menschen auf der Friedrichstraße und dem Kurfürstendamm, aber richtig voll doch nicht, wie ein dpa-Journalist berichtet. Kein Shopping-Center musste kurzfristig schließen, weil er zu voll für die 20-Quadratmeter-Regel war.

Auch in München war man unzufrieden mit dem zweiten Adventssamstag. Zwar bildeten sich am Samstag vor den Geschäften lange Schlangen, doch beim Blick auf die Besucherzahlen zeigt sich: Der Schein trügt. Während sich letztes Jahr am zweiten Adventswochenende noch über 170.000 Menschen in den Geschäften befanden, seien es in diesem Jahr nur noch um die 70.000, so die Berichte der TZ. Der Handelsverband Bayern rechnete mit einem Umsatzrückgang von 30 bis 45 Prozent. Schuld daran sei auch das florierende Online-Geschäft. Wie sich das Weihnachtsgeschäft in Bayern angesichts der sich verschärfenden Maßnahmen ab Mittwoch entwickelt, bleibt abzuwarten.

„Die Lage ist nach wie vor insbesondere in den Innenstädten dramatisch. Viele Einzelhändler wissen nicht mehr, wie sie diese Krise angesichts der schrumpfenden Umsätze überstehen sollen. Das in normalen Jahren so umsatzstarke Weihnachtsgeschäft könnte 2020 für bis zu 50.000 Händler in die Insolvenz führen“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Nach einer aktuellen HDE-Umfrage haben ein Drittel der 500 befragten Einzelhändler angegeben, durch die Epidemie und ihre Auswirkungen in Existenznöten zu sein.

Vor allem Textilhändler sind mit dem bisherigen Verlauf des Weihnachtsgeschäft unzufrieden. Ihre Umsätze liegen bisher immer noch um ein Drittel unter dem Vorjahresniveau.

Insgesamt seien die Tage vor dem zweiten Advent aber etwas positiver als in der Vorwoche. Insbesondere weihnachtsaffine Branchen wie Spielwaren, Einrichtung, Accessoires und Unterhaltungselektronik berichteten von ansteigenden Besucherzahlen. Allerdings bleibe auch hier der Käuferschwund im Vergleich zur Weihnachtszeit 2019 deutlich.
 

Online-Handel kämpft mit Lieferengpässen

Zusätzlich erschweren Lieferengpässe das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr, wie das Handelsblatt berichtet. Betroffen sind dabei im besonderen Ausmaß Online-Händler, auch Versandriesen wie Amazon. Logistisch ist der Online-Boom in diesem Jahr für die E-Commerce-Unternehmen eine Herausforderung. Hauptproblem sind die Lieferungen aus Asien.

„Dem deutschen Handel fällt jetzt auf die Füße, dass er sich so stark von Lieferungen aus Asien abhängig gemacht hat“, sagt Marcus Diekmann, Geschäftsführer des Fahrradhändlers Rose Bikes, gegenüber dem Handelsblatt.

Die Gründe für die Lieferengpässe sind vielschichtig. So hätten Händler zu Beginn von Corona zu wenig geordert. Aus Angst, Kundenbestellungen nun nicht nachkommen zu können, ordern Händler nun über dem eigentlichen Bedarf. Dies wirkt sich wiederrum auf die internationalen Lieferketten aus. Es fehlt an Luftfrachtkapazität durch den fehlenden Stauraum im Passagierverkehr. Landfracht dauert zu lang, bietet nicht genug Platz und wird durch die verschärften Grenzkontrollien erschwert. Zusätzlich brauchen Schiffscontainer zu lange nach China zurück, weil beispielsweise in Amerika das Ungleichgewicht zwischen Import und Export aktuell sehr viel höher ist. Die Frachtschiffe sind bis oben hin voll. „Alles was schwimmt, ist unterwegs“, so Thorsten Meincke, Vorstand für Luft- und Seefracht bei der Bahn-Spedition Schenker.