Wie die Initiative „Fair Lesen“ im Appell anmerkt, stellen Verlage den Bibliotheken bereits den Großteil ihrer E-Books zur Verfügung. Knapp 7200 Verlage lizenzieren derzeit mehr als eine halbe Million E-Book-Titel. Bisher haben Verlagen die Freiheit, ob und zu welchen Bedingungen sie lizenzieren, selbst zu verhandeln. Dabei würden einige Neuerscheinungen für einen Zeitraum von meist wenigen Monaten zunächst nur im regulären online-Buchhandel angeboten, bevor sie für die digitale Leihe in Bibliotheken freigegeben werden.
„Denn die ersten Monate nach Erscheinen eines Buches sind die ökonomisch wichtigste Zeit für Autorinnen, Autoren und Verlage“, schreibt die Initiative. Die digitale Leihe sei kein Randphänomen mehr: Aktuell finden bereits 46 Prozent aller E-Book-Nutzungen über die Bibliotheksausleihe statt – jedoch werden nur 6 Prozent des gesamten E-Book-Umsatzes mit den Erlösen aus der Bibliotheks-Onleihe erzielt.
„Sollte die Entscheidungshoheit von Autoren, Autorinnen und Verlagen, welche Titel wann zu welchen Bedingungen in die digitale Leihe überführt werden, gesetzlich eingeschränkt werden, wird dadurch die wirtschaftliche Grundlage nicht nur der Urheberinnen, Urheber und Verlage, sondern auch der Buchhandlungen zerstört“, heißt es im Appell weiter.
Das Bündnis aus Autor*innen, Verlagen und Buchhandlungen fordert die „existentiellen Rahmenbedingungen“ der Branche zu respektieren. Ein „gesetzlicher Zwang“ für die E-Book-Leihe schade der Vielfalt, Lebendigkeit und Unabhängigkeit der Buchlandschaft.