Verleger Benedikt Taschen wird 60

Immer schön beweglich bleiben

10. Februar 2021
von Sabine Cronau

Er hat mit seinen Bildbänden für wenig und für viel Geld den Kunstbuchmarkt revolutioniert, die spektakulärsten Auftritte der Frankfurter Buchmesse inszeniert – und Hollywood-Glamour in die deutsche Verlagsszene geholt: Benedikt Taschen ist am 10. Februar 60 geworden. Ein Glückwunsch in Bildern.

„From selling comics in Cologne to hanging out with Hockney“: So überschrieb das Magazin „The Arts Newspaper“ im November einen Artikel über Benedikt Taschen – und brachte seine Verlegerkarriere damit auf den Punkt. Mit gerade mal 12 Jahren betrieb Taschen am heimischen Küchentisch schon einen schwunghaften Versandhandel mit Comics, 1980, kurz vor seinem 19. Geburtstag, eröffnete er einen Comic-Laden in Köln, gewissermaßen die Keimzelle des heutigen Taschen Verlags.

Das erste Kunstbuch, das Taschen verkaufte, versammelte Bilder des Surrealisten René Magritte. Er entdeckte 40.000 Exemplare auf einer Messe in den USA, lieh sich Geld von seiner Tante, kaufte die Bücher für einen Dollar das Stück ein – und in Deutschland dann für 9,99 D-Mark weiter. Der Beginn der Taschen-Idee: Gute Kunstbücher für wenig Geld, weltweit in allen Sprachen vertrieben. Mit Verlagsbüros und eigenen Shops rund um die Welt von London bis Los Angeles.

Zum Pionier wurde Taschen aber nicht nur durch unschlagbar günstige Bücher für den Massenmarkt, sondern auch durch die opulenten Sumo-Bände in limitierter Auflage, begehrte Sammlerstücke für Bibliophile und Kunstliebhaber. Das passende Präsentationsmöbel vom Designer wurde gleich mitgeliefert. Taschen ist ein Meister der Inszenierung: Um den 34 Kilo schweren Sumo-Band über Box- Legende Muhammad Ali angemessen auszustellen, baute der Verleger auf der Frankfurter Buchmesse gleich einen ganzen Boxring auf. Groß denken, nicht klein.

Nicht weniger spektakulär: Der Taschen-Stand zur Monografie „A bigger book“ über US-Künstler David Hockney, vorgestellt auf der Buchmesse 2016. Der Messestand feierte den Maler auf gigantischen Bilderwänden, Hockney kam selbst nach Frankfurt und wurde mit seinen iPad-Gemälden zum Star der Messe.

Regie führte bei diesem Auftritt schon Tochter Marlene Taschen, die den Verlag seit 2017 gemeinsam mit dem Vater lenkt. Im vergangenen Jahr ist das Unternehmen 40 Jahre alt geworden. In einem Interview mit der „FAZ“ zog Benedikt Taschen jüngst Bilanz zum Corona- und Jubiläumsjahr. Die Direktverkäufe über die Website, so Taschen, würden gut über Vorjahresniveau liegen, im Handel sei das leider umgekehrt. „Aber insgesamt stehen wir in Anbetracht der Umstände im Moment nicht schlecht da“, so Taschen: „Es gibt bei uns keine ausformulierte Firmenphilosophie, aber am nächsten käme wohl der Satz „stay flexible“, das Motto meines Freundes Helmut Newton“. Damit, diese Erfahrung macht im Moment die ganze Welt, kommt man am besten durch die Pandemie.

Immer schön beweglich bleiben: Das möchte man dem Verleger, der in Berlin und Los Angeles lebt, auch persönlich zum 60. wünschen, den er heute, am 10. Februar feiert. Mit Überraschungen ist bei ihm immer zu rechnen. Wie sagte er doch gleich in der „FAZ“? „Und – knocking on wood – zum 50. Geburtstag wird die Firma ganz anders aussehen als heute, ihre DNA aber behalten haben.“ In zehn Jahren wissen wir mehr.