Italien

Zeit-Sparkasse und neue Berufsprofile

29. Dezember 2023
Redaktion Börsenblatt

In Italien haben der Verlegerverband und die Tarifpartner den Tarifvertrag für Grafikdesigner modernisiert. Darin geht es um neue digitale Berufsprofile, die Einrichtung einer "Zeit-Sparkasse" und Lohnerhöhungen.

Am 19. Dezember haben der italienische Verlegerverband AIE, der Nationale Verband des Verlagswesens ANES (ANES vertritt mehr als 150 Verlagsunternehmen, die in 28 Branchen tätig sind und stellt ihren Mitgliedern Dienstleistungen zur Verfügung) sowie der Nationale italienische Verband der grafischen Industrie, der Papierindustrie und der verarbeitenden Industrie ASSOGRAFICI eine Vereinbarung über die Steigerung der Mindestlöhne von Grafikern und Grafikdesignern unterzeichnet. Ein weiteres Ziel war, den Tarifvertrag für Grafikdesigner zu einem moderneren, flexibleren und deutlicher formulierten Instrument zu machen, das technologische und digitale Entwicklungen, Prozess- und Produktänderungen erfassen kann und zu einem Lieferkettenvertrag für die Grafikdesign-, Verlags- und Digitalbranche macht. Im Einzelnen geht es um

  • die Aufnahme der neuen digitalen Berufsprofile, wobei während der Vertragslaufzeit eine eingehendere Analyse der Klassifizierung vorgesehen ist, um die notwendigen Aktualisierungen vorzunehmen.
  • die Einrichtung eines bilateralen Gremiums mit verschiedenen Aufgaben, u.a. der Überwachung von Organisationssystemen und -modellen, der beruflichen Entwicklung, der Sozialsysteme, auch um bei Änderungs- und Integrationsbedarf oder beim Sammeln von Erfahrungen in der Organisation und Verteilung der Arbeitszeit sofort eingreifen zu können (mit der Möglichkeit, je nach behandelten Themen einen Experten einzusetzen)
  • die Einrichtung einer "Zeit-Sparkasse", die auf freiwilliger Basis auf Unternehmensebene eingerichtet werden kann, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter zu fördern
  • die Fortbildung, die immer mehr zu einem zentralen und strategischen Element des Arbeitslebens werden soll, sowohl im Hinblick auf die Aktualisierung der Kompetenzen als auch auf den Umschulungsbedarf.
  • Einführung eines Dialogverfahrens, das darauf abzielt, die Anwendung des nationalen Tarifvertrags des Grafico Editoriale auf das Personal auch im Falle des Verkaufs oder der Übertragung eines Geschäftszweigs aufrechtzuerhalten, auch um die erworbenen beruflichen Fähigkeiten zu schützen
  • die Einführung einer Regelung für die Verwaltung von Solidaritätsurlaub zugunsten von Arbeitnehmern in Schwierigkeiten
  • die Festlegung von Leitlinien für die Verwaltung von agilem Arbeiten, wie in der geltenden Gesetzgebung vorgesehen
  • Ausweitung der Gründe für die Verwendung von befristeten Verträgen auf bis zu 24 Monate, wobei die Stabilisierung als charakteristisches Element hervorgehoben wird.

 

Der Vertrag hat eine Laufzeit vom 1. Januar 2024 bis zum 31. Dezember 2026 und sieht die Wiederherstellung der gesamten Kaufkraft der Löhne durch eine Erhöhung um 13,5 Prozentpunkte vor, insgesamt 252 Euro (90 Euro im März 2024, 30 Euro im Oktober 2024, 30 Euro im Mai 2025, 50 Euro im Oktober 2025, 52 Euro im Juli 2026) plus 18 Euro Sozialleistungen (Gesundheitsfonds und Zusatzrentenkasse "Byblos"). "Es handelt sich um einen Vertrag, der in Bezug auf die Regelungen sehr innovativ ist und in Bezug auf den wirtschaftlichen Teil weitgehend mit dem Pakt für die Arbeitsbedingungen 2018 übereinstimmt", betonten AIE- Präsident Innocenzo Cipolletta, ANES-Vorsitzender Giorgio Albonetti und  Assografici-Chef Emilio Albertini. Die Vereinbarung sei "ein starkes Signal der Modernität und drücke den Wunsch nach einem Neustart aus, obwohl der grafische Sektor eine lange Phase struktureller Schwierigkeiten durchlaufen habe, die durch die schwierige wirtschaftliche Lage noch verstärkt worden seien.