Fragen an sofatutor-Gründer Stephan Bayer

"Wir diskutieren neue Projekte mit den großen Verlagen"

20. Juli 2022
Sabine van Endert

Die Lernplattform sofatutor gibt es seit 2008, während Corona konnte die Nutzerzahl laut Gründer Stephan Bayer vervierfacht und die Mitarbeiterzahl von 140 auf 250 gesteigert werden. Umsatzzahlen gibt sofatutor nicht bekannt. Wie sich die Lernexperten weiterentwickeln wollen und welche Rolle die klassischen Schulbuchverlage dabei spielen könnten. 

In welcher Weise hat sofatutor von Corona profitiert?
Während der Pandemie sind die Besucherzahlen unserer Online-Lernplattform von monatlichen 1,5 Millionen auf wöchentliche 1,5 Millionen Besucher:innen gestiegen - und trotz Rückkehr zum Präsenzunterricht seitdem konstant geblieben. Zudem konnten wir vermehrt auch institutionelle Kunden, wie Schulen, Schulträger und Unternehmen, gewinnen. Sachsen und Hessen zum Beispiel haben Lizenzen bezogen.

Auch große Unternehmen wie etwa die Telekom sind auf uns zugekommen, um für ihre Mitarbeiter:innen ein Angebot zu schaffen, dass direkt ihren Kindern zugute kommt. Eine Unterstützung der Bildungsarbeit zu Hause entlastet die Mitarbeiter:innen, die mit der große Doppelbelastung von Homeoffice und Homeschooling zurechtkommen müssen.

„Vom Sofa in die Abofalle“ titelte im Juni 2020 die „Tageszeitung“. Was war da los?
Der zitierte Artikel bezieht sich auf die Aussage eines Vaters, der nach Ablauf der kostenlosen, dreißig-tägigen Probezeit vergessen hat, das sofatutor-Abo seiner Kinder zu kündigen. Wir machen in jedem Schritt der Anmeldung sehr deutlich, dass bei uns,  wie bei allen mir bekannten Abonnement-Modellen, nach der kostenlosen Mitgliedschaft eine Verlängerung in eine bezahlte Mitgliedschaft folgt. Im Übrigen finde ich unser besonders langes 30-Tage-Kostenlos-Testen-Angebot extrem fair. Für viele Familien ist dieses kostenfreie Angebot schon hilfreich, wenn es um die Überbrückung von temporären Schullockdowns oder die Prüfungsvorbereitung geht. Außerdem können unsere Nutzer:innen zu jeder Zeit das Abo vor Ablauf der Probezeit beenden.

Wie haben sich die Umsätze von sofatutor entwickelt? Hat sich damit auch die Mitarbeiterzahl bei sofatutor verändert?
Wir arbeiten heute profitabel und die Umsätze steigen kontinuierlich nach einer mehrjährigen Aufbauphase, in der wir einen langen Atem brauchten. Corona hat das Wachstum zwar beschleunigt, aber auch ohne Ausnahmesituationen wie dieser bewegen wir uns mit sofatutor innerhalb eines Wachstumsmarktes. Ich bin dankbar dafür, dass wir mit unserer Firma in dieser globalen Krise ein sinnvolles Angebot bereitstellen können und in einer Branche arbeiten dürfen, die sogar weiter wachsen konnte. Wir beschäftigen aktuell über 250 Mitarbeiter:innen. Vor der Pandemie waren wir etwa 140.

Zwischen sofatutor und den klassischen Schulbuchverlagen gab es immer mal wieder kleine Kooperationen. Aktuell diskutieren wir neue Projekte mit den großen Verlagen.

Gibt es Kooperationen zwischen sofatutor und den klassischen Schulbuchverlagen?
Zwischen sofatutor und den klassischen Schulbuchverlagen gab es immer mal wieder kleine Kooperationen. Aktuell diskutieren wir neue Projekte mit den großen Verlagen. Wir sind immer offen für jegliche Art der Zusammenarbeit, weil wir glauben, dass beide Parteien von einem Austausch profitieren können: sofatutor von den guten Verbindungen der Verlage zu den Kultusminister:innen und den etablierten Schulbuchmarken und die Verlage von uns als edukatives Technologie- und Medienunternehmen.

Und wie sieht es mit Kooperationen mit den Schulämtern aus?
Wir haben deutschlandweit viele Kooperationen mit einzelnen Schulen jeglicher Form und auch mit Schulträgern, die dafür sorgen, dass Schulen flächendeckend sofatutor nutzen können. Abgesehen davon arbeiten wir schon mehrere Jahre mit Bundesländern wie Bremen zusammen. Der Stadtstaat stellt allen 60.000 Schüler:innen sofatutor zur Verfügung. Die Kooperation ist zunächst als dreijähriges Pilotprojekt gestartet und wurde aufgrund des guten Feedbacks von Schüler:innen und Lehrkräften inzwischen verlängert. Und Sachsen und Hessen haben, wie bereits erwähnt, Lizenzen bezogen, um den Schulausfall abzufangen und Schüler während der Ferien mit sofatutor beim Aufholen von Wissenslücken zu unterstützen.

Die Hauptakteure einiger unserer Animationsvideos, Äffchen Kappu und Hamster Rocky, sind bei den Grundschulkindern schon echte Stars.

Es gibt immer mehr kostenlose Lernvideos im Netz. Macht Ihnen das Sorgen?
Das macht mir keine Sorgen. Das Video ist heute nur noch einer von vielen Bestandteilen unseres Medienmixes und im Gegensatz zu vielen Lernvideos, die im Internet zum Beispiel auf YouTube kursieren, wird unsere Videoproduktion und Qualitätssicherung durch ausgebildete und erfahrene Lehrkräfte sichergestellt. Was sofatutor zudem ausmacht: Wir bieten nicht einfach Erklärvideos mit Lehrern, die sich an Tafeln abfilmen an, sondern vermitteln die Lerninhalte eingebettet in unterhaltsame Geschichten. So sind die Hauptakteure einiger unserer Animationsvideos, Äffchen Kappu und Hamster Rocky, bei den Grundschulkindern schon echte Stars.

Außerdem bieten wir die Möglichkeit der unkomplizierten Lernkontrolle: interaktive Übungsaufgaben und Arbeitsblätter zu jedem Video zeigen, ob die Schüler:innen den Stoff des Videos richtig verstanden haben. 

Welches sind die nächsten Ausbaustufen für sofatutor?
Wir wollen immer die  “Super-App für das Lernen” sein, die alle Bereiche des Lernens abdeckt – das können Sie sich wie eine Sammlung hilfreicher Werkzeuge für das Lernen vorstellen. Deshalb haben wir vor Kurzem ein neues Feature entwickelt – einen Vokabeltrainer mit vielfältiger Funktionalität: Diktate, automatische Vokabelerkennung auf Schulbuchseiten durch die Handykamera, regelmäßige adaptive Trainings von Vokabelsets für den Übergang ins Langzeitgedächtnis. Alles auch sehr praktisch auf dem Mobiltelefon im Schulbus nutzbar natürlich .

Und weil uns inzwischen auch Lehrkräfte intensiv nutzen, planen wir aktuell auch neue Features speziell für sie herauszubringen. Hier wollen wir vor allem Konzepte zur Binnendifferenzierung weiter ausbauen, damit die Lehrkräfte die individuelle Entwicklung ihrer Schüler:innen besser im Blick haben. Dadurch, dass die Lehrkraft live über Lernstände ihrer Schüler:innen verfügt und nicht erst im Rahmen der Klassenarbeiten die Wissenslücken einzelner Schüler:innen feststellt, kann sichergestellt werden, dass alle den Stoff des Lehrplans meistern.