Die Weltbild Gruppe hat mit Wirkung zum 1. Oktober 2020 den Geschäftsbetrieb des Verlagshauses teNeues in Kempen überommen. Weitere Zukäufe im Verlagsbereich sind geplant, wie Weltbild ankündigt. Update: Mitteilung von teNeues mit ergänzenden Fakten.
Übernommen werden das Bildband- und Corporate Publishing-Geschäft inklusive der Rechte und Lizenzen, die Redaktion mit einem Großteil der verbliebenen Mitarbeiter, den Vertrieb sowie die internationalen teNeues-Standorte, wie Weltbild mitteilt. Die Konditionen werden nicht genannt. "Wir freuen uns, mit der Weltbild Gruppe einen starken Partner gefunden zu haben, mit dem wir ein nachhaltiges Wachstum von teNeues im Verlagsgeschäft fortsetzen können", wird Uwe Kießling, teNeues-Geschäftsführer, zitiert.
teNeues ist ein international tätiger Verlag für Corporate Publishing-Bücher sowie Bildbände für den Handel. Programmschwerpunkte von teNeues, das 1931 in Krefeld gegründet und später als Familienunternehmen im Kempen geführt wurde, sind: Fotografie, Interior Design, Automobil, Mode, Kunst, Design, Architektur und Natur. Im Corporate Publishing-Geschäft verlegt teNeues Bücher mit und über namhafte Unternehmen und Marken, darunter BMW, Mercedes-Benz, Porsche, Ferrari, Cartier, Rimowa, Rolex, Walter Knoll, Fritz Hansen und viele mehr.
"Die Weltbild-Gruppe setzt ihren Wachstumskurs weiter fort. Mit teNeues erwerben wir einen gut eingeführten Verlag mit einem breiten Vertriebsnetzwerk und einem erstklassigen Programm", sagt Christian Sailer, CEO der Weltbild Gruppe. "Mit dem Kauf stärken wir den Publishing Bereich innerhalb der Weltbild Gruppe. teNeues wird als eigenständige Marke innerhalb der Gruppe fortgeführt. Weitere Zukäufe im Verlagsbereich sind geplant."
Trendforscher würden aktuell - nicht zuletzt als Folge der weltweiten Pandemie – einen neuen Cocooning-Trend sehen, heißt es weiter. Die Bedeutung des Privaten werde weiter deutlich zunehmen. Sailer: "Nicht nur Baumärkte und Gartencenter profitieren, auch das 'Reisen im Kopf' ist ein Teil der neuen Normalität. Die Welt von zu Hause aus erkunden, ist ein wachsender Nachfragetrend, den Bildbände hervorragend bedienen."
Die Weltbild Gruppe werde das Programm von teNeues über die Multichannel-Vertriebskanäle der Gruppe, insbesondere einen eigenen Markenshop innerhalb des Weltbild-Onlineshops, vermarkten und das Verlagsgeschäft in der gewohnten Qualität fortsetzen. Für den allgemeinen Buchhandel sei das teNeues Programm weiterhin über das Barsortiment zu beziehen.
Die Droege Group, der Weltbild-Alleingesellschafter, sei kunstaffin und ihr Kunstkonzept "Das Wie am Was" präge seit vielen Jahren die Unternehmensphilosophie. Am Sitz des Familienunternehmens in Düsseldorf sei Kunst stark präsent. Die Droege Group pflege ein breites internationales Netzwerk zu renommierten zeitgenössischen Künstlern verschiedener Genres und werde die Weiterentwicklung von Kunst-Bildbänden im teNeues Programm mitbegleiten.
Hintergrund
TeNeues hatte im Juni beim Amtsgericht Krefeld einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt – auch wegen eines Umsatzeinbruchs im Zuge der Corona-Krise (siehe Meldung auf Börsenblatt online). Der Verleger Hendrik teNeues war im Oktober 2019 im Alter von 67 Jahren gestorben (siehe Meldung auf Börsenblatt online). Mit seinem Bruder Sebastian, der sich um den Kalenderbereich kümmerte, leitete er ab 1999 den Verlag. 2014/2015 wurde die Abspaltung der Buchsparte vollzogen und deren Überführung in die heutige te Neues Media GmbH & Co. KG; zeitgleich erfolgte der Verkauf der Kalendersparte teNeues Verlag GmbH & Co. KG an die Neumann-Wolff-Gruppe in Kiel.
Update: Mitteilung von teNeues
In einer separaten Presseinformation nennt teNeues weitere Fakten der Übernahme. So sollen die Arbeitnehmer, die nicht übernommen werden können, in eine Transfergesellschaft wechseln, die maßgeblich durch die Weltbild Gruppe finanziert werde, heißt es dort. "Zum Erwerbsstichtag beschäftigt die Gruppe (inkl. internationale Tochtergesellschaften) 39 Mitarbeiter. Hiervon werden 24 von Weltbild übernommen", wird auf Anfrage ergänzt.
Der Geschäftsbetrieb von teNeues sei während des vorangegangenen Eigenverwaltungsverfahrens in vollem Umfang fortgeführt worden. Parallel hätte das Unternehmen den Geschäftsbetrieb stabilisiert und die Umsetzung des Sanierungskonzepts vorangetrieben. Dabei wurde die Geschäftsführung von zwei renommierten Restrukturierungsexperten beraten: Peer Jung von der auf insolvenznahe Restrukturierung spezialisierten Kanzlei Henningsmeier sowie Thorsten Holland von der Unternehmensberatung Angermann Consult GmbH. In einem Eigenverwaltungsverfahren wird die Sanierung durch einen gerichtlich bestellten "Sachwalter" überwacht. Bei teNeues erfüllt Peter Minuth von der Düsseldorfer Kanzlei Piepenburg Rechtsanwälte diese Aufgabe.
Während des Eigenverwaltungsverfahrens habe die Geschäftsführung gemeinsam mit ihren Beratern im Zuge eines sogenannten "Dual Track"-Verfahrens gerprüft, welcher der bestmögliche Weg für die geplante Sanierung sei: eine Investorenlösung oder ein Vergleich mit den Gläubigern über einen Insolvenzplan. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Übernahme durch die Weltbild Gruppe sowohl für teNeues als auch für die Gläubiger der bestmögliche Sanierungsweg ist. Die Übertragung werde im Rahmen mehrerer kombinierter "Asset Deals" und "Share Deals" vollzogen. Der Betriebsübergang erfolgt bereits zum 1. Oktober 2020. Für den Investorenprozess sei Angermann Consult verantwortlich (Axel Maack) gewesen.
