Die Sonntagsfrage

Welche Lücke schließt Pola bei Bastei Lübbe, Ruža Kelava?

28. April 2024
Redaktion Börsenblatt

Mit dem Imprint Pola startet Bastei Lübbe ein neues Community-getriebenes Programm, das sich auf die Zielgruppe junger Frauen spezialisiert. Verlagsleiterin ist Ruža Kelava, die als Verlagsleiterin von LYX wesentlich am Erfolg der Kölner beteiligt war. In der Sonntagsfrage beantwortet sie, was Bastei Lübbe mit Pola vorhat.

Ruža Kelava

Inwiefern setzt Pola seinen Fokus auf die Lebensrealitäten junger Frauen?

Junge Frauen empfinden besonders hohen Druck, den vielfältigen Rollen und Erwartungen zwischen Familie, Partnerschaft, Beruf und Freundschaften gerecht zu werden, und sich dabei selbst nicht zu vernachlässigen. Hinzu kommen Schubladen, in die die Gesellschaft Frauen gerne einsortiert, was sich in einer häufig eindimensionalen Darstellung weiblicher Figuren in den Medien widerspiegelt, die nichts mit der Realität zu tun hat. Wir wollen diesen Bildern etwas entgegensetzen, indem wir komplexe Frauenfiguren erzählen, die Zwischentöne zeigen, und damit die Realität sichtbarer machen. Wir wollen junge Frauen dazu ermutigen, sich selbst zu akzeptieren und zu priorisieren.

Fokussiert sich das Programm auf Übersetzungen?

Nein, wir werden bei pola sowohl Übersetzungen als auch Originalausgaben veröffentlichen. Wir haben bereits die erste deutsche Autorin unter Vertrag, die allerdings erst in einem der späteren Programme veröffentlichen wird, und sind mehr als offen für weitere, passende deutschsprachige Stimmen.

Die Autorinnen des ersten Programms sind weiß. Inwiefern spielt Diversität und Intersektionalität in zukünftigen Programmen eine Rolle?

Bei der Auswahl der Titel für das erste Programm haben wir uns ganz darauf fokussiert, Themen, in denen sich sehr viele Leser:innen wiederfinden können, gepaart mit einer Tonalität, die wir uns für pola wünschen, zu finden. Natürlich wollen wir diese Themen auch mit diversen Absender:innen erzählen. Wir sind dafür auf der Suche nach geeigneten Titeln, die Vorbereitung unserer künftigen Programme läuft gerade auf Hochtouren. Dabei brauchen wir etwas Zeit, um zu wachsen und zu der Vielfalt an Stimmen zu kommen, die wir uns wünschen. Mit Fern Bradys "Strong Female Character" haben wir schon im ersten Programm eine intersektionale Perspektive und wir freuen uns schon sehr darauf, unser Programm Stück für Stück um weitere, vielfältige, Perspektiven zu erweitern.

Pola wird eine community-getriebene Verlagsmarke. Was bedeutet das konkret?

Mit pola wollen wir Leser:innen verbinden und eine neue Gemeinschaft schaffen, die als sichere Anlaufstelle dient. Deshalb legen wir einen Schwerpunkt auf Angebote, die die Leser:innen zusammenbringen – online wie auch offline. Ein wichtiger Baustein ist dabei unser Instagram-Kanal @pola_stories, auf dem wir nicht nur klassischen Buch-Content zeigen werden, sondern auch gezielt Themen aus den Büchern aufgreifen und zielgruppengerecht aufbereiten. Wir wollen Inhalte mit Mehrwert bieten und einen offenen Raum für Fragen und Gespräche schaffen, denn wir sind sicher, dass es dafür einen großen Bedarf in der Zielgruppe gibt. Auch mit unserem Buchclub-Format #PolaReads fokussieren wir uns auf die Community. Dazu haben wir ein besonderes Konzept entwickelt, das gemeinsame Leserunden pro Buch, die von Multiplikator:innen begleitet werden, sowie thematisch passende Diskussionsfragen, Livestreams und Thementalks vereint. Dieses Buchclub-Gemeinschaftsgefühl wollen wir auch über Events vermitteln – eine weitere wichtige Säule im Community-Building.

Was lernen Sie aus dem Erfolg von LYX für Pola?

Mit LYX haben wir ein sehr erfolgreiches Imprint etabliert, hinter dem wir die größte New-Adult-Community im deutschsprachigen Raum vereint haben. LYX definiert sich unter anderem durch einen sehr engen und persönlichen Austausch mit den Leser:innen, wobei größter Wert auf die Bedürfnisse der Community gelegt wird. Dieser offene, respektvolle Umgang und die Berücksichtigung der Leser:innenwünsche erzeugen ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl, das stark zur Markenbindung beiträgt. Dieses Prinzip wollen wir auf pola übertragen und auch hier einen Ort schaffen, an dem sich Leser:innen ernst genommen fühlen und wiederfinden können – sowohl was ihre Wünsche, Bedürfnisse und Ängste, aber auch geteilte Erfahrungen und Werte angeht.