Mitarbeiter wollen Tarifbindung

Warnstreik bei Westermann

8. Oktober 2021
Redaktion Börsenblatt

Beschäftigte der Druckerei und des Bildungsmedienverlags der Westermann-Gruppe haben am vergangenen Mittwoch an einem Warnstreik in Braunschweig teilgenommen – sie fordern höhere Löhne und eine Tarifbindung.

Darüber berichtete etwa der "Harz Kurier" ("Westermann-Verlag: Verdi droht mit unbefristetem Streik"; hinter Zahlschranke) in seiner Printausgabe vom 7. Oktober. Laut "Harz Kurier" würden die Mitarbeitenden aus der Druckerei und dem Bildungsmedienverlag seit zwei Jahren für höhere Löhne und Tarifbindung kämpfen – so auch am 6. Oktober: Am Warnstreik vorm Eingang des Unternehmens an der Georg-Westermann-Allee in Braunschweig hätten sich laut Verdi 160 bis 170 Beschäftigte (inklusive streikende Homeoffice-Beschäftige) beteiligt. Die Westermann Gruppe spricht von weniger als 100 Streikenden. Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützten den Streik, waren mit vor Ort.

Nach Angabe von Verdi habe die Druckerei insgesamt rund 240 Mitarbeiter, der Verlag 230. Die gesamte Westermann-Gruppe kommt auf 1.400 Mitarbeiter, davon 800 in Braunschweig, ergänzt der "Harz Kurier". Bisher habe die Medien-Union, die seit 1986 Besitzer der Westermann-Gruppe ist, jedes Gespräch mit Verdi abgelehnt, wird Orhan Sat, Gewerschaftssekretär bei Verdi zitiert. Gegenüber dem "Harz Kurier“ habe das Unternehmen gesagt: "Es besteht aus Unternehmenssicht kein Bedarf für Tarifverhandlungen" – auch wegen der geringen Beteilung an den Warnstreiks.

Ein Mitarbeiter aus der Druckerei beklagt im "Harz Kurier"-Artikel das fehlende Urlaubs- und Weihnachtsgeld, in den letzten zehn Jahren habe es nur ungefähr dreimal ein Prozent Lohnerhöhung gegeben, und er merkt an, dass einige Angestellte einen Lohn rund 20 Prozent unter dem Tarif erhielten. Zudem führt der Drucker aus, dass die Wochenarbeitszeit vor Jahren von 35 auf 40 Stunden heraufgesetzt wurde, ohne eine Lohnanpassung.

Orhan Sat droht einen unbefristeten Streik an, um das Unternehmen zu Gesprächen über eine Tarifbindung an den Tisch zu bekommen. Und Verdi-Geschäftsführer Sebastian Wertmüller sorgt sich in einer Mitteilung der Gewerkschaft um den Ruf von Westermann: "Ein solides Unternehmen mit einem hohen Renommee spielt hier mit seinem Ruf: Tarifbindung ist wichtig für unsere Kolleginnen und Kollegen, aber auch für die öffentliche Wahrnehmung."

Und was sagt die Westermann-Gruppe dazu? Auf Anfrage von Börsenblatt online, kommt folgendes Statement der Unternehmensleitung: "Der Warnstreik betrifft zwei unserer Gesellschaften: den Westermann Bildungsmedien Verlag und Westermann Druck. Es handelt sich um mittelständische Betriebe mit 230 bzw. 250 Mitarbeitern. Wir haben interne, die wirtschaftliche Situation der betroffenen Unternehmen berücksichtigende Mechanismen zur Regelung der Vergütung und sind dazu mit Betriebsräten und Mitarbeitenden im Austausch. Die Vergütungsniveaus liegen nicht wie behauptet 20% unter anwendbaren Tarifverträgen, das würde in diesem Fall die Einstellung von qualifiziertem Personal, das wir beschäftigen, auch deutlich erschweren. Wir haben weniger als 100 Streikende registriert, es beteiligen sich nur 10 bis 20% der Mitarbeitenden an den Streikmaßnahmen. Die wirtschaftliche Situation der Druckbranche und auch von Westermann Druck ist äußerst schwierig."