Wie erleben Sie die Personalpolitik bei Bonnier? Dort sitzen 5 Frauen und 13 Männer auf den Führungsetagen der Verlage – und die drei Management-Positionen auf Konzernebene sind männlich besetzt….
Bonnier versucht, seine Verlage an der Spitze nach dem Yin- und Yang-Prinzip zu besetzen, mit einer männlichen und einer weiblichen Führungskraft. In vielen Häusern gelingt das auch – und manche, wie Ars Edition, haben heute eine weibliche Doppelspitze. Als mir Christian Schumacher-Gebler vor fünf Jahren den Job bei Piper angeboten hat, war meine Tochter keine zwei Jahre alt. Zweifel, ob ich die Verlagsleitung mit Familie bewältigen kann, haben in unserem Gespräch überhaupt keine Rolle gespielt. Christian Schumacher-Gebler hat selbst kleine Kinder und ruft schon mal vom Spielplatz aus an. Er führt durch Vorbild. Und wenn eines meiner Kinder in der Videokonferenz auf meinen Schoß klettert, lachen alle. Das ist Teil der neuen Normalität. Das frauen- und familienfreundliche Klima wird sicher ein Stück weit auch durch den schwedischen Mutterkonzern geprägt. Piper jedenfalls hat mehr Frauen als Männer im Führungskreis, auch solche in Teilzeit.
Würden Sie sich mehr Verlegerinnen in Deutschland wünschen?
Es gibt ja schon viele! Bonnier gehörte, als ich zu Piper kam, zu den Pionieren, doch mittlerweile haben auch die anderen Verlagskonzerne wie Holtzbrinck viele Frauen in die Führungsriege geholt. In der Buchbranche ist in den vergangenen Jahren einfach eine Menge passiert. Natürlich gibt es immer Luft nach oben, aber ich sehe beim Thema Frauenquote keinen „Painpoint“ der Verlagsbranche. Wir brauchen vielleicht bald eher eine Männerquote… (lacht).
Wie wichtig ist Diversität in Programmteams und Führungspositionen?
Sehr wichtig und zunehmend wichtiger, wobei das nicht nur für Genderfragen gilt. Blickt man auf alle Verlagsebenen und auf den Buchhandel – dann sind Frauen in der Überzahl. Aber auch, wenn Frauen mehr Bücher kaufen und lesen: Warum sollte nur eine Frau wissen, was Frauen wollen? Die Freude und Empathie, sich in andere hineinzuversetzen, zeichnet unsere Branche ja geradezu aus! Wir brauchen eine Vielfalt der Perspektiven und kulturelle Offenheit - unsere Buchprogramme machen es ja schon vor.