Sebastian Ullrich zur Berlin-Dependance von C.H. Beck

Vernetzung, Anlaufpunkt, Resonanzraum

25. Juli 2022
Sabine van Endert

Der Münchner Verlag C.H. Beck hat schon im Frühjahr 2020 eine Berlin-Dependance eröffnet. Wegen Corona lag alles, was dort eigentlich stattfinden sollte, so ziemlich auf Eis. Wofür es eigentlich da ist und wie das kleine Büro jetzt mit Leben gefüllt werden soll, erklärt Sebastian Ullrich, Leiter des Berliner Büros und Programmleiter Paperback und Wissen bei C.H. Beck. 

Wie groß ist das kleine Büro? Wie viele Mitarbeiter:innen des Verlags sind vor Ort?
Das kleine Büro ist tatsächlich klein, es sind ca. 50 Quadratmeter. Den Großteil bildet ein weiter Raum mit sehr hohen Decken und einer kleinen Empore, den wir in verschiedene Bereiche unterteilt haben und vielseitig nutzen können, als Arbeitsraum, als Besprechungsraum und auch als Veranstaltungsraum mit ca. 30 Gästen. Im Arbeitsbereich gibt es derzeit drei Arbeitsplätze, das ist auch die Sollzahl der C.H.Beck-Mitarbeiter:innen vor Ort im Moment.

Viele Verlage leisten sich seit Jahren eine Dependance in der Hauptstadt? Warum ausgerechnet jetzt auch C.H. Beck? 
Das war eine Mischung aus betrieblichen und persönlichen Gründen. Wir haben schon länger damit geliebäugelt, wieder eine kleine Dependance in Berlin zu eröffnen, die es früher ja schon einmal gab. Die Stadt ist einfach zu interessant als Ort, in der Wissenschaft, Kultur und Politik in für Deutschland einzigartiger Weise gemeinsam präsent sind und auch interagieren. Viele unserer Autor:innen leben dort – und viele, die wir gerne zukünftig zu diesen zählen würden. Den konkreten Anlass bildete dann aber ein familiärer Zuwachs, der mir das Pendeln zwischen München und Berlin erschwerte. Insofern kamen diese beiden Interessen in der konkreten Situation sehr schön zusammen und führten dazu, dass wir das Vorhaben dann tatsächlich verwirklicht haben. 

Eröffnet wurde die Zweigstelle bereits im Frühjahr 2020. Was ist bisher gelaufen? Welche Kontakte wurden geknüpft? 
Unser Ziel war es, mit dem Berliner Büro auch einen Anlaufpunkt zu schaffen, an dem unsere aktuellen und prospektiven Autor:innen auf ungezwungene Weise und in gewissen Abständen zusammenkommen können. Dieser Plan ist dann durch die Beschränkungen der Corona-Pandemie unmöglich gemacht worden. Auch die Idee einer stärkeren Vernetzung innerhalb der Berliner Kulturszene wurde durch die Isolation der Corona-Zeit erschwert. Insofern kann man schon sagen, dass wir das Büro zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt eröffnet haben. Noch sind wir etwas zurückhaltend, weil wir nicht wissen, was uns in den nächsten Monaten erwartet. Aber wir planen jetzt erst einmal zwei Veranstaltungen im Herbst, und je nachdem, was dann ist, sehen wir weiter.

In unseren digitalen Zeiten ist die räumliche Nähe nicht mehr ganz so entscheidend wie früher. Aber natürlich hilft es bei der Suche nach neuen und wichtigen politischen Themen, wenn man einen gewissen Resonanzraum hat. 

Welche Vorteile verspricht C.H. Beck sich von der neuen Nähe zur Bundespolitik?
In unseren digitalen Zeiten ist die räumliche Nähe nicht mehr ganz so entscheidend wie früher. Aber natürlich hilft es bei der Suche nach neuen und wichtigen politischen Themen, wenn man einen gewissen Resonanzraum hat, unkompliziert Gespräche bei einem Kaffee oder auf Veranstaltungen führen kann. Aber dazu muss sich der Betrieb auch erst einmal wieder normalisieren. 

Im September geht es mit Programm los, geplant ist ein Empfang mit Berliner Autor:innen des Verlags aus dem Herbstprogramm. Wer bekommt eine Einladung? Wie groß ist der Verteiler?
Da geht es darum, Berliner Autor:innen, die in unseren aktuellen Programmen ein Buch veröffentlichen, eine Bühne zu geben, auf der sie mit Journalisten zusammen kommen können. Das ist ein kleines Format mit einem relativ begrenzten Adressatenkreis. Mit einer großen Party halten wir uns angesichts der unsicheren Corona-Situation noch zurück.

Gibt es ein ähnliches Format auch am Hauptstandort des Verlags in München?
Nein, in dieser Form gibt es das dann erst einmal nur in Berlin.

Die Zusammenarbeit mit anderen Berliner Verlagen ist sicher denkbar, wenn es dafür einen konkreten und sinnvollen Anlass gibt.

Welche weiteren Veranstaltungen sind geplant?
Aktuell planen wir noch eine kleine Veranstaltung für Berliner Buchhändler:innen. Je nach Pandemie-Lage wird es aber im nächsten Jahr vermutlich auch ein paar Veranstaltungen geben, die sich an einen breiteren Interessentenkreis richten, insbesondere im Rahmen von Buch-Präsentationen.

Werden Sie bei Veranstaltungen mit anderen Berliner Verlagen zusammenarbeiten, mit Suhrkamp oder Aufbau zum Beispiel?
Das ist sicher denkbar, wenn es dafür einen konkreten und sinnvollen Anlass gibt. Allerdings sind die Räumlichkeiten des „kleinen Büros“ dann eben doch recht beschränkt, so dass sich dafür dann eher andere Orte anbieten würden.