Verlag ohne Schubladen
2021 ist für dtv ein Jahr der Jubiläen und der Aufbrüche. Verlegerin Barbara Laugwitz und Geschäftsführer Stephan Joß über strategische Ziele.
2021 ist für dtv ein Jahr der Jubiläen und der Aufbrüche. Verlegerin Barbara Laugwitz und Geschäftsführer Stephan Joß über strategische Ziele.
Wir haben ja zwei Jubilare. Wollen wir mit dem 60-Jährigen anfangen?
Barbara Laugwitz: Eigentlich haben wir drei, wir werden dieses Jahr ja 210: 50 Jahre dtv junior, 60 Jahre dtv und der 100. Geburtstag von Celestino Piatti.
Spielt Piatti, außer als Erinnerungsposten, für den Auftritt von dtv heute noch eine Rolle?
Stephan Joß: Durchaus. Wir haben gerade unser Logo neu gestaltet und dabei auf dem aufgebaut, was damals Piatti für dtv entwickelt hatte. Wenn Sie so wollen, haben wir jetzt eine moderne Version des Piatti-Logos. Das wird künftig auf allen unseren Büchern immer in gleicher Weise zu sehen sein, egal, welcher Verlagsbereich, egal, welches Segment. Überall wird nur noch dtv draufstehen.
Glauben Sie an die Erkennbarkeit von Verlagsmarken?
Babara Laugwitz: Ich glaube, dass Verlagsmarken für die Autoren wichtig sind, sicher auch für Journalisten und den Buchhandel. Für den Leser weniger. Da sind bekanntlich eher Autoren die »Marke«, nach der man sich richtet, auf die man schaut.
Haben Sie denn das neue Logo für Autoren und Journalisten gemacht?
Stephan Joß: Wir haben es für den Verlag gemacht, auch aus Respekt vor der Verlagsgeschichte. Deshalb ist es ja eine Anlehnung an Piatti. Wir haben den Entwicklungsprozess komplett intern durchgeführt. Denn es geht um mehr als bloß ein Logo, es geht um unser Selbstverständnis, denn dieses Logo wird auf allen unseren Büchern stehen. Auch bold gibt es dann nicht mehr.
Ein frühes Ende! Damit überlebt dieses stolz gestartete Projekt für die Digital Natives nicht einmal sein drittes Jahr …
Barbara Laugwitz: Ein Ende für die Inhalte, für die bold stand, ist es jedenfalls nicht. Denn dtv kann etwas, das viele Verlage immer wieder erfolglos probieren: unter einem Verlagsnamen ein Vollprogramm abbilden, von der Literatur bis zur Unterhaltung, von anspruchsvollen bis zu populären Büchern, von der Belletristik bis zum Sachbuch. Warum also programmatische Schubladen öffnen, sogenannte Imprints oder Labels?
Und was wird aus der bold-Zielgruppe?
Babara Laugwitz: Die Bücher für die jüngere Zielgruppe, für die bold gegründet worden ist, gehen in den anderen Programmen ohne Schwierigkeit auf. Alle Formate und Arten von Büchern können unter den drei kleinen Buchstaben des neuen Logos erscheinen. Ohne Unterschied. Die Bücher, die wir mit bold machen wollten, werden wir also auch weiterhin machen.
Aber dtv junior bleibt dtv junior, oder?
Stephan Joß: Ja, aber auf den Büchern wird auch hier immer nur dtv stehen. Es war ja in den letzten Jahren schon so, dass dtv junior nur für die Kinderbücher gestanden hat. Unsere Jugendbücher tragen bereits seit Längerem diesen Bogen unter den Buchstaben und nicht mehr den Zusatz »junior«. Auch dtv premium wird es auf den Buchdeckeln nicht mehr geben.
Barbara Laugwitz: Jugendliche lesen sowieso nicht gern Bücher, wo »junior« draufsteht.
Höre ich da insgesamt eine Skepsis gegenüber einem Zuviel an Labels und an Differenzierungsfreude, mit der Verlage Buchhändler strapazieren?
Barbara Laugwitz:: Ich glaube schon, dass Imprints und ihre Profilierung wichtig und wirksam sein können, sie geben Auskunft darüber, was für eine Art Buch einen hier erwartet. Vorausgesetzt natürlich, man hat gute, einleuchtende Profile. Und die hat dtv auch ohne Imprints, nämlich indem wir Formatprogramme anbieten: im Paperback, im Hardcover, im Taschenbuch, und das in allen programmatischen Säulen des Hauses. Die profilieren wir mit dem Ziel, die Bestsellerlisten zu erobern und in die Breite zu wachsen.
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