Unbeschreiblich weiblich
HarperCollins gründet ein Label für literarische Bücher – Ecco. Dort erscheinen ausschließlich Bücher von Frauen. Und auch das Management des neuen Verlags liegt in Frauenhand.
HarperCollins gründet ein Label für literarische Bücher – Ecco. Dort erscheinen ausschließlich Bücher von Frauen. Und auch das Management des neuen Verlags liegt in Frauenhand.
Unterhaltung, Kinder- und Sachbuch – hat HarperCollins alles schon. Im Frühjahr 2021 kommt Ecco dazu, ein Label für literarische Bücher. Ecco? Der Name ist eine Reminiszenz an die zu HarperCollins gehörende New Yorker Ecco Press, die im nächsten Jahr ihren 50. Geburtstag feiert. Der entscheidende Unterschied: Im deutschen Ecco Verlag erscheinen ausschließlich Bücher von Frauen, die von Frauen ausgewählt, gestaltet, beworben und vertrieben werden!
»Als wir die ersten Titel für Ecco zusammenhatten, fiel uns auf, dass wir uns komplett auf Autorinnen konzentriert hatten«, erzählt Heide Kloth, Programmleiterin bei HarperCollins. So haben sich die Kolleginnen dazu entschieden, den weiblichen Blick als Konzept für Ecco zu etablieren. »Schnell war klar – wir wollen das konsequent über die Autorinnen hinaus auf alle beteiligten Künstlerinnen, Fotografinnen und Verlagsbereiche übertragen«, ergänzt Magdalena Mau, Herstellerin bei HarperCollins.
Mit 51 Frauen bei insgesamt 60 Mitarbeiter*innen sind die Männer bei HarperCollins Deutschland sowieso stark in der Minderzahl, bei Ecco sind sie gleich gar nicht dabei. Aus jeder Abteilung wurde eine Kollegin ausgewählt, neben Heide Kloth und Magdalena Mau sind Kathrin Betka (Marketing, Website, Instagram), Laura Hage (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen) und Tabea Worthmann (Buchhandelsvertrieb) dabei. Neben der Arbeit für die übrigen HarperCollins-Programme hat das Quintett nun Ecco aus der Taufe gehoben – wegen Corona überwiegend in digitalen Arbeitsmeetings. »Wir sind alle literarisch interessiert, jede bringt das Fachwissen aus ihrer Abteilung mit, das passt einfach«, sagt Laura Hage.
Fünf Bücher sollen je Halbjahr bei Ecco erscheinen, immer eine Mischung aus deutschen und internationalen Stimmen. Was ins Programm kommt, entscheiden die Ecco-Frauen gemeinsam und einstimmig, Vorgaben vom Mutterverlag gibt es nicht. Die Programmarbeit sei unabhängig von Lizenzen aus anderen HarperCollins-Verlagen, betont Heide Kloth. »Was wir lesen wollen«, heißt das Motto des Verlags. Ins erste Programm geschafft haben es:
Das gestalterische Konzept wurde von Anzinger und Rasp, München, entworfen – selbstverständlich von Mitarbeiterinnen der Agentur. Alle Bücher sind Hardcover mit Lesebändchen und bedrucktem Vor- und Nachsatz; auf Schutzumschläge und Einschweißfolie wird verzichtet, die Produktion erfolge klimaneutral, heißt es.
Ist ein Frauenverlag in Zeiten von Diversität überhaupt noch zeitgemäß? Darauf haben die Ecco-Frauen eine klare Antwort. »Wir möchten mit Ecco in keinster Weise einer diversen Literaturlandschaft entgegenwirken, sondern sie ganz im Gegenteil fördern und wachsen lassen«, so Tabea Worthmann. Die Konzentration auf den weiblichen Blick aber nehmen sie ernst: Weil kein professionelles Foto einer Fotografin von Marilyn Monroe zu finden war, wurde kurzerhand für die Covergestaltung auf eine Fotografie verzichtet und eine Illustratorin angefragt.