Open Access in den USA: Memorandum aus dem Weißen Haus

Steuerfinanzierte Forschung soll kostenlos zugänglich sein

26. August 2022
Redaktion Börsenblatt

In einer aktualisierten Anleitung weist das Büro für Wissenschafts- und Technologiepolitik (OSTP) des Weißen Hauses alle US-Bundesministerien und -behörden an, Ergebnisse von mit Steuergeldern finanzierter Forschung der amerikanischen Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das berichtet das Branchenmagazin "Publishers Weekly".

"Publishers Weekly" nennt es in seinem Newsletter einen "Historic Win" für Open Access. In einem Memorandum (siehe Download unten) vom 25. August hatte Alondra Nelson, Leiterin des White House Office of Science and Technology Policy (OSTP), den Behörden eine Frist bis zum 31. Dezember 2025 gegeben, um Maßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass mit Steuergeldern finanzierte Forschung "öffentlich, ohne Embargo oder Kosten zugänglich" ist. Die derzeitige Politik erlaube es den Behörden, Embargos für Zeitschriftenartikel für bis zu einem Jahr zuzulassen, so "Publishers Weekly".

Kritik kommt von den Verlagen. "In einer No-Embargo-Umgebung, in der private Publikationen von der Regierung sofort kostenlos zur Verfügung gestellt werden, sind unsere Hauptanliegen die Nachhaltigkeit des Geschäfts und die Qualität", wird Shelley Husband, Vizepräsidentin der Association of American Publishers (AAP) für Regierungsangelegenheiten, in "Publishers Weekly" zitiert. Sie bemängle zudem, dass der Schritt ohne "formale, sinnvolle Konsultation" erfolgt sei und "weitreichende Auswirkungen" haben werde, einschließlich "ernsthafter" wirtschaftlicher Folgen.

"Wie sollen Verlage, insbesondere kleine Verlage, die Genauigkeit, die Qualität und den Output aufrechterhalten, die das öffentliche Interesse erfordert", argumentiert sie. Bei den kommenden Gesprächen mit Regierung und dem Kongress will sich die AAP darauf konzentrieren, sicherzustellen, "dass wir weiterhin eine lebendige, unabhängige Industrie für wissenschaftliche Publikationen haben".

Das Thema öffentlicher Zugang zu mit Steuergeldern finanzierter Forschung war seit Jahren immer wieder diskutiert worden. Dabei hatten sich die Verleger, so "Publishers Weekly", sich stets gegen eine von der Regierung vorgeschriebene Politik des öffentlichen Zugangs gewehrt und argumentiert, dass Marktlösungen für Fragen des öffentlichen Zugangs ausreichend seien.

Alondra Nelson hält dagegen: "Das amerikanische Volk finanziert jährlich Spitzenforschung in Höhe von mehreren Milliarden Dollar. Es sollte keine Verzögerung oder Barriere zwischen der amerikanischen Öffentlichkeit und den Erträgen ihrer Investitionen in die Forschung geben." Sie erwartet, dass alle Behörden die aktualisierten Richtlinien für den öffentlichen Zugang bis Ende 2025 "vollständig umgesetzt" haben werden.