Lassen sich diese Mehrkosten durch Preisanhebungen abfedern? Oder schlägt dann doch irgendwann das Schmerzzentrum an?
Wir schauen uns sehr genau an, wo sich Preise nach oben anpassen lassen. Der Buchhandel fordert ja schon lange Preiserhöhungen auf breiter Basis. Nun müssen die Verlage gezwungenermaßen auf die erhöhten Produktionskosten reagieren. Die Margen werden dadurch leider nicht größer.
Mit einer geschenkfähigen Ausstattung spielen die Verlage nicht zuletzt die Vorteile des Haptischen gegenüber den vielen kostenlosen Rezepten und DIY-Tipps im Netz aus. Gehört dem schönen Ratgeber die Zukunft?
Wenn es darum geht, einen gewissen Lifestyle zu transportieren, ist das Buch kaum zu schlagen. Deshalb ist es der richtige Weg, den Coffee-Table- und Verschenkbuch-Aspekt herauszustellen. Viele Menschen machen sich solche Bücher selbst zum Geschenk, weil die Käuferin, der Käufer gewissermaßen „mitaufgeladen“ wird und sich selbst profilieren kann.
Ein Beispiel: Zu artfolio gehört der Löwenzahn Verlag, der sein gesamtes Programm im Cradle-to-Cradle-Verfahren drucken lässt. Das ist teuer, auch für den Verlag, aber Löwenzahn liefert den Kunden damit auch ein weiteres Argument, genau dieses Buch zu kaufen. Wer ein Löwenzahn-Buch auf dem Couchtisch liegen hat, positioniert sich damit selbst – er zeigt, dass er sich Gedanken über nachhaltigen Konsum macht.
Schöner Schein ist nicht alles. Welche Rolle spielt der Nutzwert einer Warengruppe, die früher vor allem „nützliche Bücher“ stand?
Nutzwert: Das klingt sehr trocken verglichen mit den Glückshormonen, die ausgeschüttet werden, wenn ich ein schönes Buch mit nach Hause nehme. Denken Sie an Theresa Baumgärtners Buch „Frühlingserwachen“ bei Brandstätter – da muss ich gar kein Gericht nachkochen. Das Buch macht mich schon glücklich, wenn ich auf dem Sofa sitze und darin blättere. Aber natürlich müssen die Rezepte und DIY-Tipps trotz allem funktionieren. Ein guter Ratgeber sollte nicht nur Spaß machen, sondern immer auch für die Kompetenz-Weiterentwicklung bei den Leser:innen sorgen.
Vor allem Kochbücher waren in der Pandemie gefragt – ein Schwerpunkt Ihrer neun Verlage. Wie hat sich der Umsatz der artfolio-Partner in der Corona-Krise entwickelt?
Wir haben 2021 ein deutliches Plus verzeichnet. Die 40-Millionen-Marke zu Ladenpreisen haben wir laut Media Control zum ersten Mal geknackt – da war die Freude groß! Wenn man bedenkt, dass artfolio 2007 mit einem Verlag und einem Netto-Umsatz von rund einer Million Euro angefangen hat, dann sind wir sehr stolz darauf, wie sich die Vertriebskooperation in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Der Austausch untereinander hat den neun Verlagen gerade in der Corona-Zeit wahnsinnig geholfen. Aus "Konkurrenten" sind Partner geworden.