Wie sieht es in Deutschland aus?
Der Markt ist da, wir erleben die meisten Buchhandlungen als sehr offen für visuelle Erzählformen. Seit 2022 haben wir von Alice Osemans "Heartstopper" I bis V mehr als 250.000 Exemplare verkauft. Die Realverfilmung von Netflix hat die Verkäufe nochmal gepusht. Die Reihe war für uns auch ein Türöffner für die Zielgruppe der jungen Erwachsenen. Für sie erscheint im aktuellen Programm mit "Ruined" auch eine Regency-Romance.
Loewe baut den Comicanteil permanent aus …
Wir haben 2020 mit Kinderbüchern mit hohem Illustrationsanteil und Comicelementen angefangen: Loewe WoW! Mit dem Label Loewe Graphix gibt es seit Frühjahr 2022 Comic-Angebote für Leser:innen ab 8, ab 10, 12, 14 Jahren etc.. Aktuell starten wir im Sachbuch zudem mit den Superbrain Comics, einer Macmillan-Lizenz. Und auch im Erstlesebereich wird es bald Comics geben.
Wann bringt Loewe seinen ersten selbst entwickelten Comic?
Im Herbst. Wir haben erstmal mit Lizenzen angefangen, von Anfang an hatten wir aber auch Eigenproduktionen in der Planung. Diese brauchen nur deutlich mehr Zeit. Aber wir freuen uns sehr auf eine Adaption von Jane Austens "Stolz und Vorurteil", die im Herbst bei Loewe Graphix erscheinen wird.
Comiclesen wurde in der Vergangenheit belächelnd als Angebot für Menschen gesehen, denen Bücher zu komplex seien. Hat sich diese falsche Bild inzwischen gewandelt?
Hat es. Es gibt hochkomplexe Graphic Novels, die sehr differenziert gelesen werden. Wenn das Bild inhaltlich miterzählt, entstehen bei Leserinnen neue Kompetenzen – man muss Bilder lesen, dechiffrieren und interpretieren können. Früher sagte man auch, Comics sprächen vor allem Jungs an, das stimmt schon längst nicht mehr.