frechverlag testet Geschenksets

Ratgeber trifft Kaschmirwolle

4. März 2022
Sabine Cronau

Ratgeber machen sich geschenkfein und werden zu Coffee-Table-Books. Der frechverlag hat diesen Trend vor Weihnachten auf die Spitze getrieben – und Geschenksets mit seinen Büchern gepackt. 2022 soll das Experiment wiederholt und ausgebaut werden.

Weg vom „Need“-, hin zum „Want“-Produkt: So beschreibt frech-Verleger Michael Zirn eine Entwicklung auf dem Ratgebermarkt, die beim Kochbuch schon vor vielen Jahren begonnen hat, nun aber nach und nach nahezu alle Ratgebersegmente erfasst. Im Internet gibt es Rezepte und Bastelideen, Erziehungstipps und Naturkundliches in Hülle und Fülle. Der gedruckte Ratgeber muss also einen Mehrwert bieten, der digital nur schwer zu kopieren ist: Haptik, Lebensgefühl, Genuss. Kurzum: Er muss Coffee-Table-Book-Qualitäten haben.

Zwei Beispiele aus dem Frühjahrsprogramm von frech sind die „Vogelfreunde“, ein Familienbuch, das Natur- und Basteltrend miteinander verbindet – und der Titel „Crafternoon“ mit DIY-Ideen für einen Kreativnachmittag unter Freundinnen. Beide Titel sind hilfreiche, aber eben auch geschenktaugliche Bücher, die es vor einigen Jahren bei frech so noch nicht gegeben hätte.

Sie erweitern den Ratgeberauftrag – von der praktischen Anleitung zum gemeinsamen Vergnügen. Sogar ein verschenkfähiges Sockenstrickbuch hat frech schon gemacht: „52 Wochen Socken stricken“, mit Leinen, Banderole und zum Preis von 40 Euro. „Das hätten wir uns früher nie getraut“, meint Zirn.

Wenn wir noch mehr Erfahrungen mit den Geschenksets gesammelt haben, kann ich mir auch eine Ausweitung auf den Buchhandel vorstellen.

Michael Zirn, frechverlag

In der Weihnachtszeit hat frech den Geschenkansatz auf die Spitze getrieben und Sets aus Kreativbüchern und Non-Books gepackt, die im Direktvertrieb über den Webshop des Verlags verkauft wurden. Bestseller war das Buch „Gemeinsame Strickzeit“ von Kerstin Balke und Tanja Steinbach, das mit Sockenwolle aus Kaschmir, einem Notizbuch mit Signaturen der Autorinnen und einem Maschenprobenherz aus Holz geliefert wurde, alles für 72 Euro und hübsch in Seidenpapier verpackt.

Das Geschenkset-Experiment hat die Erwartungen erfüllt, soll in diesem Jahr wiederholt und ausgebaut werden. „Wenn wir noch mehr Erfahrungen gesammelt haben, kann ich mir auch eine Ausweitung auf den Buchhandel vorstellen“, so Zirn.

Eine kleine Überraschung gab es übrigens bei der Kundenbefragung im Nachgang: Die meisten hatten das Set zwar als Weihnachtsgeschenk bestellt – doch die Beschenkten waren sie selbst.

Mehr zum Ratgebersegment und dem Wandel in Richtung Geschenkbuch lesen in Börsenblatt-Ausgabe 8 / 2022.