Bastei Lübbe

"Positive Rückwärtseffekte auf unsere Buchverkäufe"

12. Februar 2025
Christina Schulte

Bastei Lübbe vermarktet seine Bücher über die verschiedensten Medienformen, die sich gegenseitig befruchten. Mit "Maxton Hall" zum Beispiel hat das Unternehmen einen großen Streamingerfolg erzielt. Viele Verlage seien in Bezug auf andere Formate noch zurückhaltend, meint Bastei Lübbe-CEO Soheil Dastyari. Wir haben ihm dazu fünf Fragen gestellt, die er schriftlich beantwortet hat.

Soheil Dastyari

Soheil Dastyari, Vorstandsvorsitzender der Bastei Lübbe AG

Warum ist es für Verlage zunehmend wichtiger, die Wertschöpfungskette auch über Bücher hinaus zu verlängern?

Soheil Dastyari: Der Buchmarkt ist eine kraftvolle, stabile Größe in der Unterhaltungsindustrie und wird es auch bleiben. Zugleich ist Unterhaltung jedoch zunehmend vom Inhalt und seiner Bedeutung für den Leser und Nutzer getrieben und immer weniger vom eigentlichen Medienkanal. Das rückt eine ganzheitliche Zielgruppenansprache, das Kreieren von Medienverbünden und den Fokus auf Wünsche und Bedürfnisse in den Vordergrund. Wir bei Bastei Lübbe sehen es dabei als entscheidenden Wettbewerbsvorteil an, dass wir früh in den Hörbuch- und E-Book-Markt eingestiegen sind, dass wir eng mit diversen Film- und Serienproduzenten zusammenarbeiten. Und ebenso das entschlossene Ausbilden unserer Fähigkeiten zum Auf- und Ausbau von Verlagsmarken-Communities.
 

Welche Rolle spielen Streaming und Co. für Bastei Lübbe?

Soheil Dastyari: Wir konnten uns in unserer langen Geschichte selten auf etwas ausruhen und waren daher stets angehalten, neuen Möglichkeiten und Chancen mit offenen Armen zu begegnen. Das bedeutet aber zugleich, neugierig und entschlossen auf andere Medienformen zu schauen und eben nicht verängstigt oder gar herablassend. Streaming ist so ein Fall, bei dem es leichtfällt, die Gefahren überzubetonen – vom Ende des Kinos bis zu Kannibalisierungs-Effekten. Wir konzentrieren uns stattdessen lieber auf die Vorteile und Synergien, die es uns bringt. So werden entsprechend viele unserer Stoffe und Bücher inzwischen von unterschiedlichen Streaming-Plattformen verfilmt und damit noch mehr Menschen zugänglich gemacht. Natürlich hat das wiederum positive Rückwärtseffekte auf unsere Buchverkäufe, was man zuletzt bei der sehr erfolgreichen Prime Video-Adaption „Maxton Hall“ des Bestsellerromans „Save me“ unserer Star-Autorin Mona Kasten nachvollziehen konnte.

Welche Bedeutung messen Sie dem Bereich in den nächsten drei bis fünf Jahren bei?

Soheil Dastyari: Es lässt sich seit Jahren beobachten, dass sich immer mehr Medien und Kanäle zum Medien-Mix der Menschen dazugesellen, ohne dass dabei welche vollkommen aussortiert werden. Das verbindende Element der Medienmarken, aber auch der Nutzer ist dabei immer mehr Social Media und die darin agierenden Communities. Es wird zunehmend zum entscheidenden Erfolgsfaktor, das sich verändernde Medien- und Konsumverhalten der Communities immer wieder zu erkennen und stets neu und zugleich markengerecht zu bedienen. 
 

Wie gelingt eine erfolgreiche Partnerschaft über die Grenzen einzelner Kreativbranchen hinweg? Welche Voraussetzungen müssen dafür in Verlagen erfüllt sein?

Soheil Dastyari: Erstaunlicherweise sind die Mediensparten nach wie vor recht selbstbezogen und agieren stark in ihrer eigenen Welt – dies gilt sicher auch in vielen Teilen für die Buchbranche. Die Medieninhalte und deren Protagonisten sind jedoch schon längst flexibler und fluider als ihre Kreateure oder Produzenten. Wir bei Bastei Lübbe versuchen immer wieder uns unsere Leser und Nutzer in diesem Sinne zum Vorbild zu nehmen und die entsprechenden Kompetenzen auszubilden. Sicher hilft solch eine Perspektive dabei, die eigenen Grenzen immer wieder in Frage zu stellen.

 
 

Welche Innovationen können durch die teilmarktüberschreitende Zusammenarbeit entstehen?

Soheil Dastyari: Es geht weniger um Innovationen, sondern um sich gegenseitig dynamisierende Diversifikation, Adaptionen oder Variation, die am Ende ein Ganzes erzeugt, das für alle Seiten erkennbar mehr ist als die Summe seiner Teile.

Soheil Dastyari spricht beim German Creative Economy Summit (GCES) vom 5. bis 6. März in Hamburg über das Thema "Von #BookTok zum Streaminghit: Wie Kreativität Branchen verbindet und Erfolgsgeschichten schreibt."

Aus der Buchbranche sind beispielsweise auch Libri-Chefin Alyna Wnukowsky mit dem Panel "Ist das Bürokratie oder muss das so?" dabei sowie Katharina Winter, Justiziarin der S.Fischer-Verlage, mit "Zwischen Werkzeug und Wettbewerber: Das Spannungsfeld von KI und kreativer Arbeit". Unter anderem diese beiden Panels wurden von k3d (Koalition der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland, der auch der Börsenverein angehört) organisiert.

Der GCES ist der größte nationale Branchentreff der Kreativwirtschaft, d.h. für alle elf Teilmärkte Musik, Film, Buch, Presse, Architektur, Rundfunk, Darstellende Kunst, Design, Software und Games, Bildende Kunst und Werbung.

Mehr zur Veranstaltung unter https://german-creative-economy-summit.de/