Film- und Medienstiftung NRW

Neun Hörspielprojekte erhalten Geld

23. Juni 2023
Redaktion Börsenblatt

Die Film- und Medienstiftung NRW vergibt acht Arbeitsstipendien und eine Produktionsförderung für neun Projekte. Insgesamt werden an die Hörspielmacher*innen 47.000 Euro ausgeschüttet.

Von Frauenwrestling bis zur Fluchtgeschichte

Die entsprechenden Empfehlungen hatte der Beraterstab in der zweiten Sitzung in diesem Jahr erarbeitet.

Ausgewählt wurden (mit Jurybegründung):

 

„Die Große Grüne Mauer in Afrika“, Bettina Rühl (Köln), Produktionsförderung: 15.000 Euro
In einer fünfteiligen Feature-Reihe möchte Bettina Rühl die Auswirkungen des Klimawandels in afrikanischen Staaten näher beleuchten und dabei den Blick auf Lösungen richten. Roter Faden der Serie ist die Vision der Afrikanischen Union einer „Great Green Wall“ (GGW) quer durch den Kontinent. Sie wird aus fünf Ländern berichten, in denen das 2007 gestartete Projekt umgesetzt werden soll: Senegal, Niger, Nigeria, Tschad und Äthiopien. In jedem Teil der Serie wird besonderes Augenmerk auf eine andere Folge der Klimakrise gerichtet und gleichzeitig eine Person aus diesem Land vorgestellt, die den Auswirkungen auf ihre Weise entgegenwirkt.

„Women in Mexican Wrestling…And a German in the ring“ (AT), Jimeno Aguilar, Kathrin Zeiske, Laura Aguirre (Köln/Bonn), 5.000 Euro
In dieser Podcastserie wird aus einer konsequent feministischen Perspektive die Welt des weiblichen, mexikanischen Wrestlings, des „Lucha Libre“ erforscht und erläutert. In jeder der fünf Folgen stellt die Journalistin Kathrin Zeispe eine andere Wrestlerin vor, wobei sie auch ihre eigene Geschichte erzählt: Als „Miss Kath – Six Feet of German Brutality“ ist sie selbst Lucha Libre-Wrestlerin und lebt immer wieder in Ciudad Juarez, einer der gefährlichsten Städte Mexikos, die insbesondere durch Gewalt gegen Frauen und Femizide, traurige Berühmtheit erlangte.

„Walter Rauff in Chile – der lange Arm der SS“, Wilfried Huismann (Bremen), 5.000 Euro
Eine investigative Spurensuche. Welche Rolle hatte der nach Südafrika geflüchtete Nazi-Kriegsverbrecher Walter Rauff bei dem blutigen Putsch, der vor 50 Jahren, am 11. September 1973, Chile und die Welt erschütterte? Rauff war Freund und Berater von Augusto Pinochet, dem Chef der Militärjunta. Eine zentrale Rolle spielte er auch bei dem Aufbau des dortigen Geheimdiensts, dessen Ziel die vollständige Vernichtung der Opposition war.

„Mutzes Geheimnis“, Hanna Steger (Köln), 4.000 Euro
Hanna Steger erzählt in dieser Serie die Flucht ihrer Familie aus Ostberlin in den Westen 1984. Sie selbst war damals noch gar nicht auf der Welt, die Eltern flohen mit den beiden älteren Geschwistern, und sie kam erst ein halbes Jahr später in Düsseldorf zur Welt. Das Tragische an der Geschichte: Die befreundeten Fluchthelfer gingen in Tschechien für ein Jahr ins Gefängnis.

„Rave Against the War“, Jane Tversted, Martin Zähringer (Berlin), 4.000 Euro
Das Feature inszeniert, wie sich Geflüchtete aus Russland und der Ukraine in der künstlerischen Arbeit am Theater jenseits des Krieges verständigen. Die Hauptfigur Anna Demidova war in Moskau aktiv gegen den Krieg. Direkt nach der Ankunft in Berlin organisierte sie eine freie Theatergruppe. Sie erzählt von Moskau sowie dem in Berlin entwickelten Stück „The Run: Refugee Rave“. Die Aufführung bildet die zweite, auditive Ebene des Features.

„Zack, Ding Bumm!“, Susann Maria Hempel (Wuppertal), 4.000 Euro
Erzählt wird hier in Form eines Hörspielmonologs von der Verstrickung eines als „seelisch behindert“ klassifizierten Menschen in das System der „Werkstätten für behinderte Menschen“ (WfbM). Das Vorhaben basiert auf Gesprächen, die über mehrere Jahre hinweg in der ostdeutschen Provinz aufgezeichnet wurden. Es ist ein „Whistleblowing“ aus dem Inneren eines Werkstattbetriebs, der auf unerhörte Weise verkörpert, was Kritiker:innen am Unwesen einer „Behindertenindustrie“ bemängeln, die sich um ihrer selbst willen etabliert.

„Manifest 24“, Georg Zeitblom (Berlin), 3.500 Euro
Der Autor und Komponist plant eine „Monooper“ für KI. Die Veröffentlichung des ersten Surrealistischen Manifests von André Breton jährt sich im Oktober 2024 zum hundertsten Mal. Ein bahnbrechendes Dokument, das die Grundlagen der surrealistischen Bewegung etablierte und ein Aufruf zur Befreiung des menschlichen Geistes von den Einschränkungen der Vernunft und der Konventionen war. In „Manifest 24“ wird versucht mit originalen Texten der Surrealisten und einem künstlichen neuronalen Netzwerk, das eine Vielzahl von Texten analysiert und lernt, wie man auf Grundlagen dieser Texte neue Sätze generiert, neue Formen der Kreativität zu erschließen.

„Nicht mit uns“, Leonie Below (Eberswalde), 3.500 Euro                                        
Der 18-jährige Hassan steht kurz vor der gerichtlichen Entscheidung seiner Abschiebung nach Pakistan. Die Chancen stehen gut für ihn, doch gemeinsam mit seinen Freund:innen rächt er sich an seinem fremdenfeindlichen Mathelehrer. Sie werden erwischt und gegen Hassan wird Anzeige erstattet. Für Hassan ist das eine Katastrophe, denn er will unbedingt in Deutschland bleiben, nicht zuletzt, weil er in Pakistan seine Homosexualität nicht leben dürfte. Seine Freund:innen starten eine Kampagne um ihn zu unterstützen.

„Und alles ist Schweigen“ (AT), Patrick Findeis (Berlin), 3.000 Euro
Ein Hörspiel über die „Große rheinische Räuber- und Mörderbande, die Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts in der Gegend um Düsseldorf und Köln ihr Unwesen trieb. Die Bande, die zu großen Teilen clanhafte Strukturen hatte, operierte aus den Siechenhäusern heraus, die außerhalb der Stadtmauern standen. Diese Häuser boten ihnen Tarnung und Schutz, stigmatisierte sie aber gleichzeitig und schloss sie von einem „geregelten“ Leben aus.


Die Mitglieder des Beraterstabs waren Christiane Florin, Deutschlandfunk, Volker W. Degener, Verband Deutscher Schriftsteller in NRW, und Stefan Cordes, WDR. Die zuständige Förderreferentin für Hörspiel bei der Film- und Medienstiftung NRW ist Anke Morawe. Der nächste Einreichtermin ist der
13. Oktober 2023.