Warum fordern Autoren wie Verlage nicht, dass ihnen diese Umsätze der Re-Commerce-Händler vergütet werden? Und da auch die Plattformen (wie z.B. Amazon oder Ebay) an dem Geschäftsmodell über die Verfügungstellung der Infrastruktur hinaus durch die Provision mitverdienen… Warum sollten nicht auch diese Firmen zu Ausschüttungen verpflichtet werden in der Höhe ihres Umsatzanteils?
Ich selbst werde in Kürze mein in Art. 17 Grundgesetz (GG) festgeschriebenes Recht wahrnehmen und eine Petition beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags einreichen.
In diesem Sinne sehe ich aber mehr noch die Verlage, die Autorenverbände und die Interessensvertretungen des Buchhandels in der Verantwortung, diese Praxis zu unterbinden und mitzuhelfen, ein Copyright ggf. auch von staatlicher Seite umfassender fassen zu lassen. Vielleicht muss hier tatsächlich der Gesetzgeber tätig werden. Ich bin gespannt, ob der Börsenverein diesbezüglich eine Haltung einnimmt, insbesondere der Urheber- und Verlagsrechts-Ausschuss (UVA) als Unterausschuss des Verleger-Ausschusses.
Freier Warenverkehr ist gut, aber nicht, wenn er dazu führt den Baum abzusägen, auf dem er sitzt. Das Verfügungsrecht eines Wiederverkäufers muss bei einem Kulturgut, dass der Preisbindung unterliegt, in letzter Konsequenz dann enden, wenn professionelle Strukturen entstehen, die die Vielfalt des Handels unterminieren. Darin besteht der Unterschied zwischen einem Buch- und einem Gebrauchtwagenhändler.
Autoren, Verlage, Buchhändler und Zwischenbuchhändler! Wehrt Euch!
Bei meinen Äußerungen handelt es sich keineswegs um einen hilflosen Reflex. Im Gegenteil: Wir sind alles andere als hilflos, noch dazu sind wir wirtschaftlich erfolgreich, bezahlen unsere Mitarbeiter und Autoren sehr gut.
Es erschreckt mich jedoch zu sehen, welche Einschätzungen zur Lage und Entwicklung im Markt vielerorts vorherrscht und welche Handlungsoptionen daraus abgeleitet oder deshalb ausgeschlossen werden.
Auch hier gibt es wieder viele Ansatzpunkte, auf die man in der Summe gar nicht komplett eingehen kann. Aber trotzdem: Sie stellen den Wunsch auf, dass Verlag und Autor bei jedem Druck oder Verkauf eine Vergütung erhalten müssten. Es ist ja Ihr gutes Recht, sich dies zu wünschen. Aber es ist eben ein Wunsch, es ist nicht das Anrecht. Und ob ein Anrecht darauf legitim ist, ist eine Frage, die wir hier nicht abschließend beurteilen können.
Ich persönlich halte sie für komplett widersinnig, sie würde das ganze Rechtssystem und auch den Markt auf den Kopf stellen.
Und Ihre Aussage, Familien müssten entsprechend ausgestattet werden, um sich Novitäten leisten zu können, zeigt mir dann wiederum, wie realitätsfremd Ihre Forderungen und Ansichten nun einmal leider sind.
Sie und ich und einige andere Mitbürger können sich sicherlich ein teures Auto, teure Urlaube, und vieles mehr leisten. Manche können sich vielleicht auch einen Privatjet leisten, andere einen Ferrari.
Aber: Das ist doch nicht die breite Masse, die mit Büchern erreicht werden soll! Das ist doch nicht der Durchschnitt der Bevölkerung! Die harte Realität ist: Ein großer Teil der Familien muss mit jedem Euro rechnen. Bildung und Kultur sind in Deutschland teuer, teilweise ein Luxusgut. Seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, werden Bücher gebraucht gehandelt, verschenkt. Das ist wichtig und richtig! Der Verbraucher, der das nötige Geld hat, um Novitäten zu kaufen, wird es auch weiterhin tun.
Das ändert übrigens nichts an der Tatsache, dass Verlage und Buchhändler viel mehr tun müssen, um weiterhin attraktiv zu bleiben!
Und ich wiederhole noch einmal eine meiner Aussagen: Ein interessierter Buchhändler im stationären Handel könnte genau das gleiche Geschäft wie Momox betreiben, mit noch besseren Margen. Die Buchhändler sind sich nur zu fein dazu!
Kein Buchhändler, der keinen ordentlichen Webauftritt hat und keine Kreditkartenzahlungen akzeptiert, darf sich darüber beschweren, wenn ihm Erlöse entgehen!
Autoren, die sich über zu geringe Einnahmen beschweren, sollten sich nach Verlagen umschauen, die fair zahlen!
Verlage, die sich über stagnierende Umsätze beklagen, sollten stattdessen schauen, welche Produkte gefragt sind!
Wenn ich dann aber Interviews mit Gewinnern des Deutschen Verlagspreises lese, wo über die Verwendung Dinge genannt werden wie folgende
"Damit können wir Projekt xy realisieren, das hätten wir sonst nicht gekonnt, weil es fast keine Nachfrage nach dem Produkt gibt"
dann frage ich: Meint das deutsche Verlagswesen so etwas ernst? Wäre das Geld dann nicht irgendwo anders besser aufgehoben? Was bringt es, Bücher zu produzieren, die keiner lesen will?
Und zu schließen, dass viele Leser eine Amazonkultur wünschten, halte ich auch für vollkommen falsch. Richtig ist: Amazon liefert eine breite Auswahl und bietet guten Kundenservice, dazu werden verschiedene Preissegmente bedient. Das könnte der Buchhändler um die Ecke auch, aber aktuell scheinen sich viele Buchhändler mit Jammern zu begnügen, während man nicht bereit ist, in Service zu investieren (siehe Kreditkartenzahlung, Internetauftritt). Stattdessen ist ein neues Phänomen, dass Buchhänder meinen, man müsste ein Kaffee eröffnen, und die Verlage bekommen dann die ganzen abgegriffenen Remissionen mit Kaffeeflecken zurück. Das ist doch alles nicht durchdacht, nicht für den Leser, nicht für den Verlag. Und Umsatz für den Buchhändler macht es auch nicht.
Es wird kommen, wie es in vielen anderen Bereichen auch gekommen ist: Bei zu langem Festhalten an alten Strukturen, und seien sie noch so überaltet und kundenunfreundlich, kommen neue "Player" in den Markt, und wir alle begünstigen dies. Momox ist ein gutes Beispiel.
Und ich persönlich habe lieber das Wissen, dass ein ausgelesenes Buch wieder einen neuen Leser findet, und bringe meinen Kindern bei, sorgsam mit den Büchern umzugehen, weil ich dann für 5 ausgelesene Bücher nach ein paar Jahren wieder eine Novität kaufen kann, während 5 andere Kinder die Möglichkeit haben, günstig ein anderes Buch zu kaufen. Ich persönlich löse es nicht über Momox, weil mir das Geld "egal" ist, und verschenke die Bücher z.B. im Kindergarten an ärmere Familien. Aber jede Familie, die ihre Bücher lieber verkauft, kann ich verstehen. Und dass dies heute statt auf dem Flohmarkt eher im Internet passiert, ist der Lauf der Dinge.
Besten Dank für Ihren Kommentar, der vor allem gute Infos gibt.
Ja, es sind die von Ihnen hervorgehobenen ,unterschiedlichen
Preise`, die den ganzen Buchmarkt langsam aushöhlen und das
Ganze wirkt sich dann auch auf die Qualität und die Nachfrage
nach Büchern aus.
Die Frage nach dem Wert des Buches als ein Kulturgut sollte wieder
einmal neu angesetzt werden.
Und diesen anderen ,Wert` können die Buchsammler/- innen noch in einem
Antiquariat heute finden. Die Auswahl an Büchern, in z. B. Erstausgaben,
Insel-Bändchen und Künstlergraphik ist da sehr umfangreich.
Trotz allen diesen Veränderungen ist die Flexibilität der Antiquariate gefragt.
Und dies bedeutet eben immer wieder manchmal auch eine neue Idee für
den Verkauf der Bücher anzuwenden und zu testen.
Bücher über Plattformen anzubieten ist schon richtig, aber der Kontakt zu den
Stammkunden und den Kunden, die in das Laden-Antiquariat kommen, ist sehr
von Bedeutung.
Harald Kraft