Interview mit Sebastian Guggolz über Wiederentdeckungen

"Manchmal ist es eine richtige Detektivarbeit über Monate"

28. März 2024
Matthias Glatthor

Sebastian Guggolz ist ein Spezialist für wiederentdeckte Literatur – in seinem eigenen Guggolz Verlag und zusätzlich auch bei S. Fischer. Im Interview erzählt er über seine Leidenschaft, die spannende Suche nach Rechtsnachfolgern und warum er in seinem Verlag alle Titel neu übersetzen lässt. 

Sebastian Guggolz

Wie stark liegt das Wiederentdecken von Romanen und Erzählungen gerade im Trend?

Da es das Wesensmerkmal meines Guggolz Verlags ist, sehe ich mehr als einen Trend darin. Aber ich teile die Beobachtung, dass es bei vielen Verlagen gerade im Fokus ist. Ich habe das Gefühl, kleine Verlage machen das sowieso schon immer, aber die Tatsache, dass jetzt auch große Verlage verstärkt hinzukommen, kann man so deuten, dass es ein Trend ist. Die Großen stellen die Wiederentdeckungen zudem im Programm öfter auch nach vorn, machen sie zu Spitzentiteln, wie James Baldwin bei dtv oder Tove Ditlevsen bei Aufbau. Das ist ein Zeichen, dass diese Verlage ein Publikum dafür sehen – und dass es dieses auch gibt.

Sind Sie als Wiederentdeckungsspezialist nun auch im Literaturlektorat von S. Fischer für derlei Ausgrabungen zuständig?

Ja, ich soll explizit auch Wiederentdeckungen vor allem aus dem eigenen Programm machen, und schaue deshalb im großen S. Fischer-Archiv nach geeigneten Titeln. Daneben suche ich aber auch international. In jedem Hauptprogramm habe ich einen Platz für eine deutsche oder internationale Wiederentdeckung. Also ich versuche, die ganze Welt wiederzuentdecken. S. Fischer sieht, dass das ein Segment ist, das ausgebaut werden kann. Für die nächsten Jahre gibt es genug Material. Und daneben bewirtschafte ich die bestehenden Klassiker wie Thomas Mann oder Kafka.

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