Lyrik in Leipzig
Zur Buchmesse ist Leipzig Deutschlands Lyrikhauptstadt. Von der Qualität der Lyrikempfehlungen – in diesem Jahr erstmals auch für Kinder – konnte man sich gleich live überzeugen: In der temporären Lyrikbuchhandlung.
Zur Buchmesse ist Leipzig Deutschlands Lyrikhauptstadt. Von der Qualität der Lyrikempfehlungen – in diesem Jahr erstmals auch für Kinder – konnte man sich gleich live überzeugen: In der temporären Lyrikbuchhandlung.
Es war Daniela Seel, die 2023, im 20. kookbooks-Jahr, auf die Kalamitäten professionellen Lyrik-Verlegens aufmerksam machte, das, nicht zuletzt aufgrund fehlenden Werbe-Budgets, auch ein Wahrnehmungs-Problem ist: „Mittlerweile ist die Situation so, dass drei Bücher pro Saison vorbestellt werden wie zwei, und es nur eines noch in die Presse schafft. Das kann nicht funktionieren!“ Einige Verlage gingen den Weg, die Zusammenarbeit mit dem Buchhandel aufzukündigen – oder sie gar nicht erst einzugehen. Für Seel keine Option, „weil mir der Buchhandel als Ort des öffentlichen Austauschs, als Ort der Öffentlichkeit überhaupt, des Gesprächs am Herzen liegt. Weil Buchhandlungen Wunderkammern sind, Archive, Labore, weil ich in einer Welt ohne Buchhandlungen, die dies sind, nicht leben will.“
Nimmt man die Veranstaltungsdichte der Buchmesse, scheint für die Dichtung mehr als nur Hoffnung zu bestehen. So viele hochkarätige Lyriklesungen wie in den vier Buchmesse-Tagen gibt es selten: Da ist etwa die Lyriknacht „Teil der Bewegung“ in der HGB, organisiert von EDIT, kookbooks, Schöffling und anderen, da ist die Lyrik-Lesung mit dem zauberhaften Titel „Das Vermisste ist final“ (und dem vielleicht schicksten Lesungs-Plakat der Messe) im „Besser Leben“ in Schleußig. Und da ist an drei Messeabenden die temporäre „Lyrikbuchhandlung“ in der Galerie KUB in der Südvorstadt, organisiert von Ulrike Feibig, Tim Holland und Fabian Thomas.
Die Lyrikbuchhandlung – Veranstaltungsformat und tatsächlich längster Verkaufstresen in einem – versteht sich als Präsentations- und Vernetzungsplattform für Verleger und Autoren zeitgenössischer Gedichte. Seit 2019 sind auch die „Lyrik-Empfehlungen“ zu Gast, die traditionell am Welttag der Poesie, dem 21. März, bekanntgegeben werden. Kritikerinnen und Kritiker haben zehn deutschsprachige und zehn ins Deutsche übersetzte Gedichtbände ausgewählt, beachtet wurden Neuerscheinungen von Anfang 2023 bis März 2024. Neu sind heuer die Lyrikempfehlungen für Kinder – elf Bücher für Kids zwischen drei und elf.
Am Messefreitag konnte man mit Carolin Callies (Schöffling), Carl-Christian Elze (Verlagshaus Berlin), Lütfiye Güzel (go-güzel-publishing) sowie Logan February und Christian Filips (Engeler) den Autoren von vier der insgesamt 20 empfohlenen Bücher begegnen.