Sieht man in die Vorschauen, kommt man an den Wiederentdeckungen nicht vorbei: Seit rund zwei Jahren wird dort verstärkt für »Klassiker, erstmals auf Deutsch« geworben, für 100 Jahre alte »literarische Sensationen«, für »zu Unrecht vergessene Romane« – und ja, fast jedes Mal wird man neugierig. Ein Trend also? »Es ist eher eine neue Welle«, meint Reclam-Lektorin Christina Müller, »denn es gibt in jeder Generation Entdeckerinnen. Heutige Neuentdeckungen wurden zum Teil in den 1970er Jahren schon einmal ausgegraben und sind dann wieder aus dem Blick verschwunden.« Die Wellenbewegung fällt auch AvivA-Verlegerin Britta Jürgs auf, die seit jeher »vergessene« Autorinnen, insbesondere jene der 1920er Jahre und des deutschen Exils, in ihrem Programm hat. Gabriele Tergit etwa, die 1931 mit ihrem Roman »Käsebier erobert den Kurfürstendamm« bei Rowohlt reüssierte, wurde 1977 neu gedruckt und dann 2016 wieder bei Schöffling zu einem Erfolg.