Eremitenpresse

Jens Olsson ist tot

19. Juli 2023
Redaktion Börsenblatt

Der Verleger der Düsseldorfer Eremitenpresse, Jens Olsson (78), ist am 17. Juli in einem Düsseldorfer Pflegeheim gestorben.

Jens Olsson im Garten der Eremitenpresse

Am 14. August 1944 in Büsum an der Nordsee geboren, lebte Jens Olsson bis 1950 mit seiner Mutter und seiner sieben Jahre älteren Schwester Gerda in einem Schrebergarten – die Familie war beim "Feuersturm" im Juli 1943 in Hamburg ausgebombt worden, sein Vater starb Anfang 1945 bei Küstrin an der Oder bei einem sowjetischen Angriff. Von 1962 bis 1965 studierte Olsson an der Kunstschule Alsterdamm in Hamburg und machte eine Ausbildung zum Gebrauchsgraphiker. Von 1966 bis 1972 arbeitete er in Düsseldorf für internationale Werbeagenturen, zuletzt für Leo Burnett Inc. Ab 1972 war er Art Director in drei großen Werbeagenturen in Hamburg wie der Unilever-Agentur Lintas. 1977 machte er sich als Produktdesigner selbstständig.

1981 lernte Jens Olsson Friedolin Reske kennen, dessen Kompagnon Dieter Hülsmanns im Mai desselben Jahres verstorben war. Ab 1982 wurde Olsson Mitinhaber der Eremitenpresse, die zu diesem Zeitpunkt in der Fortunastraße 11 in Düsseldorf ansässig war. Victor Otto Stomps hatte 1949 die Eremitenpresse in Frankfurt am Main gegründet, um weitgehend unbekannte Autoren zu veröffentlichen. Ab 1966 wurden Dieter Hülsmanns und Friedolin Reske gleichberechtigte Teilhaber. Eines der ersten von Reske und Olsson gemeinsam verlegten Bücher war "Alpha Beet"mit Beiträgen von Martin Walser, Friederike Mayröcker, Max von der Grün, Ilse Aichinger, Ben Witter u.a.

2010 stellte der Verlag seine Publikationstätigkeit ein. Seit November 2020 lebte Olsson in einem Düsseldorfer Pflegeheim. Friedolin Reske (86), der zweite Verleger der Eremitenpresse, lebt in einem Pflegeheim in Neuss.