Deutscher Verlagspreis 2021

Gegenseitig den Horizont weiten

1. Juli 2021
Redaktion Börsenblatt

In den Münchner Kammerspielen hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters die mit je 60.000 Euro dotierten Spitzenpreise des Deutschen Verlagspreises verliehen. Gewonnen haben folgende drei Verlage:

  • der Korbinian Verlag aus Berlin (Belletristik, Bildbände),
  • Klett Kinderbuch aus Leipzig (Kinderbuch) und
  • Hartmann Books aus Stuttgart (Foto- und Kunstbücher).

Begründung der Jury

Die Preisträger wurden von einer unabhängigen Fachjury unter dem Vorsitz der Literaturkritikerin Insa Wilke aus 366 Bewerbern ausgewählt. Entscheidende Kriterien waren – neben einem überzeugenden Verlagsprogramm – das kulturelle Engagement der Bewerberinnen und Bewerber, die Umsetzung innovativer Projekte oder eine außerordentlich hohe Qualität der verlegerischen Arbeit. Jurymitglied Patricia Klobusiczky betonte, dass es sehr viele gute und preiswürdige Verlage gebe. Die Jury begründete die Spitzenpreise wie folgt:

  • "Die Erfolgsgeschichte des jungen Korbinian Verlags beruht auf Gespür und Glück, vor allem aber auf unkonventionellen Ideen und einer programmatischen Schärfe. Gegen die Konventionen des Betriebs setzt der Verlag konsequent Engagement, Leidenschaft und einen kollaborativen Ansatz. Gerade in Zeiten, in denen in vielen gesellschaftlichen Bereichen demokratische Kultur als die vorauseilende Erfüllung von Bedürfnissen verstanden wird, bedarf es eines solchen, davon unabhängigen verlegerischen Selbstverständnisses."
  • "Klett Kinderbuch nimmt Kinder ernst und hinterfragt für sie – notfalls auch an den Vorstellungen der Eltern vorbei – Rollenbilder und Klischees. Der Alltag von Kindern ist Bezugspunkt des Verlagsprogramms, kindliche Phantasie sichtlich Inspiration für lebensnahe, wilde, mutige und experimentierfreudige Illustrationen und Geschichten. Dabei gerät den Autorinnen und Autoren sowie Illustratorinnen und Illustratoren nie aus dem Blick, auf Ängste, Fragen und Verunsicherung ebenfalls mit Inspiration zu reagieren und dafür auch politisch strittigen Themen nicht aus dem Weg zu gehen. Der Idealfall jeglicher Kommunikation: sich gegenseitig den Horizont zu weiten."
  • "Hartmann Books verlegt Kunst- und Fotobücher mit ästhetischem und politischem Anspruch, die sowohl durch ihre originelle Konzeption als auch durch ihre individuelle Gestaltung und die hohe handwerkliche Qualität bestechen. Bereits in den ersten fünf Jahren seit seiner Gründung hat dieser Stuttgarter Verlag ein beeindruckendes Spektrum an Themen und Formen hervorgebracht, vom Dokumentarischen zur freien Kunst, von der Auseinandersetzung mit historischen Gegebenheiten zu zeitgenössischen Experimenten."

Kategorie II: 24.000 Euro

Weitere 60 Verlage erhielten in der zweiten Preiskategorie ein Gütesiegel, verbunden mit einer Prämie von 24.000 Euro. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro vergeben.

Undotiertes Gütesiegel

Ein undotiertes Gütesiegel gab es jeweils für drei Verlage mit einem durchschnittlichen Jahresumsatz von über drei Millionen Euro - für den

  • Gmeiner Verlag in Meßkirch
  • Steidl in Göttingen
  • Narr Francke Attempto.

Wichtige Beiträge zur Debattenkultur

Mit Zitaten von Jean Paul ging Moderator Knud Cordsen auf die Situation von Autor und Verleger ein. "Die Autor-Verleger-Beziehung ist nicht immer die einfachste, aber zentral für alle Schreibende, denn Verleger sind das Bindeglied zwischen Literatur und Publikum. Sie sorgen dafür, dass die Bücher auch abseits des Mainstreams ihr Publikum finden.", sagte Monika Grütters. Das Verlagsgeschäft sei hart, der Buchmarkt umkämpft. Mit ihrem feinen Gespür für außergewöhnliche Lesestoffe hätten die ausgezeichneten Verlegerinnen und Verleger gerade in dieser Zeit der Krise einmal mehr Mut zum unternehmerischen Risiko bewiesen, meinte Grütters. "Als Wegbereiter für Bücher auch abseits des publizistischen Mainstreams fördern sie damit maßgeblich den kulturellen Reichtum unseres Landes." Die Verlage leisteten zudem einen wichtigen Beitrag zu einer Debattenkultur. "Umso mehr verdienen sie unsere Anerkennung, die wir mit der Verleihung des dritten Deutschen Verlagspreises auch in diesem Jahr zum Ausdruck bringen – insbesondere mit der um 4.000 Euro auf 24.000 Euro erhöhten Prämie für die dotierten Gütesiegel."

Über den Preis

Der Deutsche Verlagspreis wird seit 2019 einmal jährlich von der Bundesregierung verliehen. Initiiert wurde er von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, um die Verdienste der Verlegerinnen und Verleger um die literarische Vielfalt in Deutschland noch sichtbarer zu machen. Partner des Deutschen Verlagspreises sind die Kurt-Wolff-Stiftung und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels.

 

Die Liste der Preisträger ist abrufbar unter: www.deutscher-verlagspreis.de/preistraeger-2021.html