Newsletter, Podcasts, Videos, Persönlichkeitstests, PDFs, Bücher, Kalender: Sie bieten viele Medien und Formate an. Welche Rolle spielen da noch Bücher?
Günther: Wenn wir Produkte entwickeln, denken wir nicht mehr allein an das Buch, sondern an eine zielgruppengerechte Aufbereitung der PAL-Inhalte in verschiedenen Medien. So ist unser Best- und Longseller zum Thema Lebensfreude natürlich "Der Lebensfreude-Kalender". Aber zugleich ist Lebensfreude ein übergreifendes Thema, das wir mit verschiedenen Produkten über alle Kanäle hinweg bespielen.
Döschner: Gerade für einen kleinen Verlag ist es heute unerlässlich, über eine ganzheitliche Endkund*innenstrategie zu verfügen und Medien, Kanäle und Formate optimal zu verschränken und inszenieren – so wie PAL das eben tut. Die Marke muss dabei aber klar erkennbar bleiben. Deshalb hat das Team parallel zum Relaunch der Websites auch intensiv an der Markenführung gearbeitet.
Was wird online am meisten geklickt?
Döschner: Die mehr als 100 Persönlichkeitstests, die pro Monat tausendfach genutzt werden, waren und sind sicher ein Markenkern der PAL-Websites – und werden bei Google vor so reichweitenstarken Portalen wie brigitte.de gelistet. Wichtigste Säule für die Kundenbindung ist der Newsletter "Vitamine für die Seele". Er geht alle 14 Tage an mehr als 40 000 Abonnent*innen, mit hoher Öffnungsrate.
Günther: Dass wir auch Videoberatung anbieten, ist übrigens ein visionäres Erbe des PAL-Verlagsgründers Dr. Rolf Merkle, der sehr früh erkannt hat, welche Möglichkeiten im Bewegtbild für das Internet liegen. Seine Videos mögen heute etwas in die Jahre gekommen wirken, werden aber nach wie vor sehr oft aufgerufen. Wir wollen Videoberatung und Videotipps in Zukunft besonders in den Social-Media-Kanälen noch intensiver mit neu produzierten Filmen nutzen.
Viele Ratgeberverlage setzen ihre Website vor allem dafür ein, Bücher zu vermarkten. Ein Fehler?
Günther: Das ist ein Weg – aber nicht unserer. Wir sehen, dass sich die Gesellschaft von einem produktorientierten zu einem serviceorientierten Konsum entwickelt, und darauf reagieren wir.
Döschner: Auch der PAL-Verlag will seine Produkte verkaufen. Aber über seine Websites, umso mehr nach dem Relaunch, lernt er Tag für Tag, Klick für Klick, für welche Themen und Angebote sich die User interessieren, und kann seine Produkte danach ausrichten.
Online ist also doch Geld zu verdienen?
Döschner: Wenn Sie über Reichweite bei klar umrissenen Zielgruppen verfügen, dann lässt sich das auch monetarisieren. Das sehen Sie an den Fachverlagen. Ratgeberverlage haben hier ebenfalls große Chancen. Vielleicht waren sie bei der digitalen Produktentwicklung bislang einfach noch zu defensiv. Viele schrecken davor zurück, Reichweite über kostenlose Inhalte aufzubauen. Clevere Blogs haben sich dann in die Nische gesetzt. Denken Sie nur an den jungen Verlag Smarticular, der seine Nachhaltigkeitsratgeber aus Online-Inhalten und Community-Beiträgen entwickelt und damit in den Bestsellerlisten landet.
Günther: Die Monetarisierung muss ja nicht immer direkt per Paywall erfolgen, wir sind ja ebenso glücklich, wenn diese Menschen am Ende ein Buch kaufen. Neben dem Buch lassen sich aber eben auch weitere digitale Produkte entwickeln und verkaufen. So wollen wir das Erbe der beiden PAL-Gründer Doris Wolf und Rolf Merkle kreativ in die Zukunft führen.