Lieber Christian,
wie zumindest Insider wissen, gehört der Urheber- und Verlagsrechtsausschuss zu den hidden gems der Branche und des Börsenvereins. Dass das so ist, liegt an der erlesenen Schar von Kolleginnen und Kollegen, die sich in diesem Gremium engagieren, um Themen wie die Notwendigkeit oder Überflüssigkeit eines Leistungsschutzrechts für Verlage oder (gerade letzte Woche) die Strategie im Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu diskutieren.
Zu diesen Verlegerinnen und Verlegern gehörst Du – als stellvertretender UVA-Vorsitzender – seit über 20 Jahren, und dass das für alle Ausschussmitglieder und den Börsenverein ein großes Glück ist, muss heute einfach einmal gesagt werden!
Wer dabei jetzt aber nur an Dein fachliches Profil (Studium der Rechts- und Politikwissenschaft in Tübingen, Heidelberg und Speyer, Promotion an der Universität Konstanz, Zulassung als Rechtsanwalt, Autor und Herausgeber wichtiger fachlicher und interdisziplinärer Zeitschriften, seit 1992 verlegerischer Geschäftsführer der aus elf Verlagen/Unternehmen bestehenden Mediengruppe Deutscher Apotheker Verlag) denkt, der liegt daneben. Wen auch immer man fragt von den 250 Mitarbeitern Eurer Verlagsgruppe oder von den Kolleginnen und Kollegen in der Branche, die/der rühmt an Dir ganz andere Werte: Deine große Freundlichkeit, die absolute Wertschätzung für die Menschen in Deiner Umgebung, Deine zurückhaltende, zwar lebhafte, aber niemals laute Art zum Beispiel oder Dein immer sicheres, weil nie vorschnelles Urteilen.
Wenn wir beim Begriff "Werte" sind, dann bin ich sicher nicht der Einzige, der das verlegerische Werk Eurer Verlagsgruppe wegen der konsequenten Ausrichtung auf inhaltliche und mediale Werthaltigkeit bewundert. Ich kenne wenig Verlage, die sich mit solchem Selbstbewusstsein an inhaltlicher Qualität ausrichten. Blättert man zum Beispiel durch das aktuelle Programm des Hirzel-Verlags, um das Du Dich – nachdem Du die operative Verantwortung für die Verlagsgruppe letztes Jahr in jüngere Hände gelegt hast – verstärkt kümmerst, dann findet man darin durchgängig Publikationen, die nicht nur aktuell von Relevanz sind, sondern auch in Jahrzehnten ihre Wichtigkeit nicht verloren haben werden. Was aus der Stuttgarter Birkenwaldstraße kommt, das ist eben echte Wertarbeit aus einem schwäbischen Familienunternehmen!
Persönlich denke ich besonders gerne an unser gemeinsames Streiten gegen eine Vorschrift im baden-württembergischen Landeshochschulgesetz zurück, mit der Forscher*innen und Lehrende zu Open Access-Zweitveröffentlichungen ihrer (Verlags-)Publikationen gezwungen werden sollen. Es war von vorneherein klar, dass unser Widerstand keinen unmittelbaren Erfolg haben würde, weil die Norm der rotgrünen Bildungsideologie im Lande entspricht und vom zuständigen Ministerialapparat die ganz dünne verfassungsrechtliche Suppe gekocht worden war. Trotzdem hast Du in unseren damaligen Gesprächen mit Landespolitik und Ministerialen ruhig, freundlich und luzide argumentiert und gerade dadurch manche/n Gesprächspartner*in in spürbarste Verlegenheiten gebracht.
Lieber Christian, Du hast mir signalisiert, dass Du in unserem UVA demnächst Platz für eine jüngere Verlegerin oder einen jungen Kollegen machen möchtest. Das ehrt Dich, und ich erahne, dass es auch mit dringend erwünschten Opa-Ressourcen im Hause Rotta zusammenhängt, nachdem Deine Tochter ihrerseits ja schon seit einiger Zeit im Verlag Einzug gehalten hat. Noch aber kann ich Dich nicht gehen lassen: Denn wenn eines wohl nicht mehr allzu fernen Tages das Bundesverfassungsgericht seine skandalöse Rechtsverweigerung beendet und den § 44 Abs. 6 LHG BaWü dahin tritt, wo er hingehört, nämlich ganz tief in den Orkus des Verfassungsrechts, dann werden bei der direkt folgenden UVA-Sitzung die Champagner-Korken knallen – und dabei ist mindestens ein Glas ganz speziell für Dich reserviert!
Alter hin, Alter her, der 8. Juli ist – das weiß ich aus eigener Erfahrung, denn neben dem Vornamen teilen wir schließlich auch den Geburtstag – immer der denkbar beste Grund zu feiern. Fang also getrost schon mal mit dem Schampus an, lass Familie und Verlag daran teilhaben, und ich rufe Dir dazu (ermächtigt durch einen Schwäbisch-Schnellkurs bei ChatGPT) zu: "Feier schön ond lass dia richtig verwöhna, du hosch's verdient!"
Herzlich
Dein
Christian