Interview mit Lothar Schirmer

"Eine Skala aus Spaß, Ehre, Geld"

19. November 2024
Sabine Cronau

August Sander, Anselm Kiefer, Annie Leibovitz: Der vor 50 Jahren gegründete Schirmer/Mosel Verlag ist mit klangvollen Künstlernamen verknüpft. Verleger Lothar Schirmer über das Sammeln von Kunst, Büchern und Menschen.

Lothar Schirmer: Der gelernte Verlagskaufmann hat Schirmer/Mosel 1974 zusammen mit Werbetexter Erik Mosel gegründet und sich auf Kunst und Fotografie spezialisiert – gern begleitet von literarischen Texten.

Sie waren im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse – wie oft schon im Laufe Ihres Verlegerlebens?

Lothar Schirmer: 1972, als ich einen Job im Verlagswesen suchte, war ich zum ersten Mal als Besucher dort, 1973 als Mitarbeiter von Droemer – und ab 1974 dann in jedem Jahr mit meinem Schirmer/Mosel Verlag in einer eigenen Koje. Ich gebe gerne zu, dass mir die Transformation der Halle 3 im Verlauf eines Messetags von einer Bücherausstellung zu einer Disco mit lautstarken Musikeinlagen ziemlich missfällt. Manchmal wünsche ich mir, Aussteller in der französischen Halle zu sein, wo es nur um Bücher geht und vornehme Stille herrscht. Mit zunehmendem Alter werden auch die Wege sehr lang – und die Transportmittel sind auf jedem Golfplatz besser. Wenn ich mit zwei Kunstbüchern von Halle 3.1 zu Halle 6.1 und wieder zurück laufen muss, weiß ich, dass die Jahre der Buchmesse für mich demnächst zu Ende gehen. 

Sie haben sich zum 50. Geburtstag des Verlags einen Jubiläumsband mit allen 1.825 Büchern geschenkt, die bei Schirmer/Mosel erschienen sind. War das auch Selbstvergewisserung: Das habe ich gemacht in meinem Verlegerleben?

Lothar Schirmer: 50 Jahre sind eine lange Zeit und ich habe bemerkt, dass ich die Geschichtsschreibung genauso in die Hand nehmen muss wie das Büchermachen. Allein schon für die jüngeren Mitarbeiter ist das notwendig, für die Journalisten sowieso. Dann gibt es natürlich auch noch das eigene Gedächtnis, das durchaus eine Stütze brauchen kann, wenn man alt wird. Jetzt haben wir jedenfalls ein Dokument, das uns die Kommunikation erleichtert, sozusagen die Struktur des nicht vorhandenen Verlagsarchivs vorgibt.

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