20 Jahre Verlag Voland & Quist

"Die trauen sich was"

27. August 2024
von Nils Kahlefendt

Voland & Quist steht für mutige Literatur, die in keine Schubladen passt. In einer Zeit, in der den Independents der Wind kräftig entgegenbläst, feiert der Verlag, der neuerdings unter dem Kürzel VQ labelt, seinen 20. Geburtstag.

Führungstrio: Ilka Winkler, Anna Jung und Leif Greinus

Vielleicht ist es einer dieser Glücksmomente der Verlagsgeschichte, dass das Westfernsehen im Dresdner Plattenbaugebiet Prohlis, Außenposten des Tals der Ahnungs­losen, erst ein Jahr vorm Ende der DDR ankommt, per Gemeinschaftsantenne ... Bis zum zarten Alter von zwölf Jahren schmökert sich Leif Greinus deshalb, mangels Schlümpfen und Bonanza, durchs Bücherregal der Eltern. Weltliteratur, von Jack London bis George Simenon. Kaum Verständnis, aber nachhaltigen Eindruck hinterlässt auch Michail Bulgakows »Meister und Margarita«. Als Greinus und sein Studienkumpel Sebastian Wolter 2004 einen Verlagsnamen suchen, sind der leicht schweflig riechende Voland und der friedensstiftende Onno Quist aus Harry Mulischs »Die Entdeckung des Himmels« zur Stelle. Zum 20. Geburtstag beschenkt sich Voland & Quist nun mit einer Wiederauflage von »Der schwarze Magier« – den Urfassungen von »Der Meister und Margarita«, an denen Bulgakow und seine Frau Jelena über zwölf Jahre geschrieben haben.

Verlagsbüro in Berlin

In der ersten Zeit bestand der Verlag Voland & Quist nur aus ein paar Aktenordnern in der Dresdner Wohnung von Greinus. Reisen in die Hauptstadt, zu Buchhandlungen, Journalisten und Autoren gehörten von Anfang an dazu. Erst recht in der großen Zeit der Lesebühnen, mit Buchpremieren im »Café Burger«, den Surfpoeten in Mitte oder der Chaussee der Enthusiasten in Friedrichshain. 2018 bezog Voland & Quist dann das erste Büro in Schöneberg, inzwischen residiert man um die Ecke, drei Minuten entfernt. Das operative Geschäft wird seit 2020 von Berlin aus geführt. In der Regel sitzt Greinus Dienstagmorgen im Zug nach Berlin, ab elf mit Ilka Winkler und Anna Jung im Büro, an dessen Stirnseite eine imposante Arbeit von Andrey Klassen hängt, dem 1984 in Irkutsk geborenen Künstler, der auch das Cover des »Schwarzen Magiers« geschaffen hat. 

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