Die Saat ist aufgegangen
Die "It’s a book" ist das sympathisch lockere Treffen unabhängiger Verlage und Publizierender – abseits der Messehallen, im Bohème-Ambiente der Kunsthochschule.
Die "It’s a book" ist das sympathisch lockere Treffen unabhängiger Verlage und Publizierender – abseits der Messehallen, im Bohème-Ambiente der Kunsthochschule.
Nachdem die "Süddeutsche Zeitung" mit spitzen Zähnen vermeldet hatte, dass ausgerechnet "ein kleiner Leipziger Kunstbuchverlag" den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse abgeräumt hatte, mussten die so ins publizierende Prekariat geschriebenen Spector Books dann passenderweise vom Tapeziertisch aus verkaufen – im Lichthof der Hochschule für Grafik und Buchkunst, wo am Messe-Samstag zum 14. Mal die Independent-Publishing Fair "It’s a book" stattfand. Verleger Jan Wenzel, der sich zur Feier des Tages in ein T-Shirt der Providence Reds geworfen hatte, wird es verschmerzen: "Halb so schlimm, so lange unsere Titel in Melbourne, Seoul und New York auf den Büchertischen liegen."
Die "It’s a book", das jährliche Zusammenkommen von Publizierenden und unabhängigen Verlagsprojekten, hat sich als Markt- und Tauschplatz von Gedrucktem aller Art sowie Ideen und Debatten etabliert. Man sieht vor allem Positionen aus dem Kunstbereich, trifft aber auch auf Verlage wie die Parasitenpresse, Merve oder Kookbooks. 2010 hatte Markus Dreßen, Professor an der HGB, die Indie-Messe gemeinsam mit Anne König und Jan Wenzel vom gemeinsam geführten Verlag Spector Books aus der Taufe gehoben; vier Jahre später übernahmen die Studierenden der HGB. Inzwischen wurden alle ineinandergreifenden Bestandteile – Buchmesse, Studierendenwettbewerb, Symposion, eigene Drucksachen und eine Website – zum elften Mal in Folge im Rahmen eines Projektseminars von Studierenden der HGB organisiert. Dank der Unterstützung der Niederländischen Botschaft konnten mehrere Verlage und Speaker aus dem Gastland der Leipziger Buchmesse zur Messe eingeladen werden. Getragen wird das Projekt inzwischen von der open book society e. V. in Kooperation mit der HGB.
Eine Art lyrischer Dreiklang markiert bei der "It’s a book" das Thema – heuer war das Motto "It’s a book, it’s a seed to grow, it’s a world to show". Nachdem vergangenes Jahr über Produktions- und Werkschöpfungsketten und das Wie des Produzierens diskutiert wurde, ging es diesmal um das WARUM, also: Warum noch physisch produzieren? Vielleicht darum: Das Bild vom Samen, das Säen und Wachsen wurde in einer Ausstellung in der HGB-Galerie aufgenommen, wo die "Schönsten der Schönen" der Stiftung Buchkunst gemeinsam mit Preisträgern des Walter-Tiemann-Preises und des Studierendenwettbewerbs in einer Art Bücher-Garten zu bewundern waren. Wer das Bad in der Menge in den Messehallen genossen hatte, wusste diesen floralen Meditationsraum zu schätzen.