Interview mit Bernd Adam zu den B2B Media Days 2024

"Die gedruckte Fachzeitschrift ist ein Push-Medium"

12. Mai 2024
von Michael Roesler-Graichen

Am 16. Mai trifft sich die Deutsche Fachpresse in Berlin zu den B2B Media Days 2024. Der Umgang mit KI setzt einen Schwerpunkt beim Jahreskongress. Bernd Adam, Geschäftsführer der Deutschen Fachpresse, über das Programm - und die aktuelle Lage der Branche.

Bernd Adam

Auch die B2B Media Days stehen im Zeichen von KI. Um welche Aspekte speziell soll es gehen?

Bernd Adam: Die Mitglieder der Deutschen Fachpresse sehen nach unserer letzten Umfrage KI mit großer Mehrheit als Chance und nicht als Bedrohung für ihre Geschäftsentwicklung. Auf den B2B Media Days beleuchten wir in diesem Jahr daher in zahlreichen Vorträgen unterschiedliche Einsatzfelder der KI. Schon die Keynote von Prof. Dr. Carsten Baumgarth von der HWR Berlin wird sich mit KI und B2B-Markenführung auseinandersetzen. Weiterhin reicht das Themenfeld von KI im Marketing mit Jan Pilhar von IBM iX über KI-Tools mit Jonathan Kemper von THE DECODER bis hin zu den Ergebnissen unserer aktuellen Chefredakteursumfrage, in der diesmal auch ein Fragenblock zum Einsatz und der Bewertung von KI im journalistischen Umfeld abgefragt wurde. Auch unsere Sponsoren zeigen in Workshops, wo bei ihren Lösungen KI geplant oder schon im Einsatz ist. Um den interaktiven Erfahrungsaustausch geht es dann bei unserer Transformation Journey. Hier haben wir zwei Gesprächsrunden, einmal zum Thema KI und Content Creation mit Ehrhardt Heinold von Heinold, Spiller und Partner sowie zu KI und Marketing & Sales mit Anja Michelberger von Spitta.

Trotz dieser zukunftsgewandten Herangehensweise steht natürlich außer Frage, dass auch die Fachmedienanbieter gegenüber den KI-Anbietern einen fairen Umgang mit dem Urheberrecht einfordern, sprich Erlaubnis zur Nutzung ihrer Inhalte, sowie eine angemessene Vergütung dafür.

Der Kongress wirft auch immer einen Blick in die Zukunft. Welcher Speaker übernimmt in diesem Jahr den Part des Prognostikers?

Bernd Adam: Die Entwicklung und Anwendungsfelder der Künstlichen Intelligenz werden ganz sicher für die Zukunft medialer Angebote eine entscheidende Rolle spielen. Darüber hinaus ist das gesamte Programm in diesem Jahr ein Blick in die Zukunft, denn unsere Besucherinnen und Besucher können sich aufgrund der Vielzahl der Vorträge und Workshops ein eigenes Bild von den Entwicklungen machen. Auch unsere Awards, Fachjournalist:in des Jahres und Fachmedium des Jahres, zeigen immer exemplarisch, wie sich die Branche weiterentwickelt.

Welche Themen abseits des KI-Stroms verdienen noch besondere Aufmerksamkeit?

Bernd Adam: Die digitale Transformation geht in den Verlagen weiter und führt auch dazu, dass die Unternehmensstrategien neu ausgerichtet werden müssen. Johanna Heise wird hierzu über die Entwicklung in der heise group sprechen. Spannend ist in diesem Kontext auch die Entwicklung der Organisation in den Verlagshäusern. Dieses Thema diskutieren wird regelmäßig in unserer gemeinsamen Fachpresse-MVFP-Arbeitsgruppe und nächste Woche auch auf dem Kongress mit Christina Diehl von RM Rudolf Müller Medien als Host unserer Station bei der Transformation Journey.

Wie viele Teilnehmer:innen erwarten Sie dieses Jahr in der Kulturbrauerei?

Bernd Adam: Wir freuen uns wieder über sehr guten Zuspruch und sind mit rund 280 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wieder das Highlight-Event der Fachmedienbranche in diesem Jahr.

Wie geht es der Fachpresse insgesamt?

Bernd Adam: Die Fachmedienanbieter haben nach unserer Fachpresse-Statistik das zurückliegende Jahr mit einem Plus von 3 Prozent abgeschlossen und sind mit der Digitalisierung ihrer Produkte und Services auf dem richtigen Weg. Für dieses Jahr sind die Erwartungen positiver als im Vorjahr, aber angesichts der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten herrscht natürlich auch eine gewisse Zurückhaltung, was Prognosen angeht. Zumal sich diese Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich in den einzelnen Kundenmärkten, also Branchen, der Fachmedienhäuser bemerkbar machen.

Geraten die Printmedien weiter unter Druck?

Bernd Adam: Wir beobachten aktuell in bestimmten Märkten eine gewisse Zurückhaltung bei der Buchung von Anzeigen in Fachzeitschriften. Das ist bedauerlich, aber zu großen Teilen auf konjunkturelle Schwächen in den Branchen der Werbetreibenden zurückzuführen. Die gedruckte Fachzeitschrift ist nach wie vor ein äußerst attraktiver Werbeträger. Sie ist ein Push-Medium, zeigt physische Präsenz und bietet eine enorme Verweildauer in oftmals entspannten Lesesituationen. Auch junge Entscheider schätzen Fachzeitschriften. Unsere LAE-Sonderumfrage 2022 hat beispielsweise gezeigt, dass bis 39-Jährige die Fachzeitschriften sogar intensiver nutzen als Personen ab 40.

Hat sich das Event-Segment nach Corona wieder erholt?

Bernd Adam: Das Event-Segment ist sicher eine Erfolgsgeschichte der Fachmedien. Neben Kongressen, Messen und Fortbildungsformaten in Präsenz sowie in hybriden oder rein digitalen Formaten zählen wir hierzu auch die steigende Zahl von E-Learning-Angeboten. Mit enormen Wachstumszahlen seit 2020 haben die Veranstaltungen den Umsatz aus 2019 im zurückliegenden Jahr übertreffen können. Wir gehen davon aus, dass sich dieses Geschäftsfeld auch weiterhin gut entwickeln wird.