Drohende Gaskrise

Die Druckindustrie entwickelt einen Plan B

29. August 2022
Marcus Schuster

Papierhersteller und Druckereien sind besonders abhängig von Gas. Um einen Produktionsstopp abzuwenden und Energie zu sparen, suchen sie unter Hochdruck nach Lösungen.

Gedrückte Stimmung in der Druck- und Medienbranche

Das Geschäftsklima der deutschen Druck- und Medienbranche ist im Juli eingebrochen. Der Index fiel um 18,5 Prozent im Vergleich zum Juni und notiert damit sogar rund zehn Prozentpunkte unter dem Corona-Tiefstwert vom April 2020. Inflation, hohe Energiepreise und die Möglichkeit einer kompletten Einstellung der Gaslieferungen aus Russland würden die Geschäftserwartungen deutlich eintrüben, so der Bundesverband Druck und Medien (bvdm). 

Ein Gasmangel würde die Druckindustrie gleich doppelt treffen: Zum einen sei das im Produktionsprozess verwendete Gas je nach Produktionsart schwer zu substituieren, so der Verband, zum anderen sei die Versorgung mit grafischen Papieren bei einer Gas-Notlage nicht vollständig sichergestellt.

Die steigenden Papierpreise beobachtet der bvdm schon jetzt mit Sorge. Erst kürzlich hätten mehrere namhafte Papierproduzenten ihre Papierpreise erneut signifikant und kurzfristig erhöht. »Wir sind mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem wir aufpassen müssen, dass das Print­geschäft überhaupt noch rentabel ist«, warnt bvdm-Präsident Wolfgang Poppen in einer aktuellen Pressemit­teilung. Verlage hätten kaum Möglichkeiten, die erhöhten Papierkosten an Kunden weiterzugeben. Für die Presselandschaft sei das mittlerweile »eine ernst zu nehmende Bedrohung«.

Printkunden reagieren laut bvdm auf die Preiserhöhungen mit Umfangs- und Auflagenreduzierungen. Der Verband appelliert an die Papierindustrie, für ausreichende Produktionskapazitäten bei grafischen Papieren zu sorgen, zugesagte Liefermengen und -preise einzuhalten sowie Preisänderungen mit Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette zu prüfen. »Wir laufen sonst Gefahr, in einen Teufelskreis zu geraten, bei dem sich immer mehr Kunden wegen der hohen Preise aus dem Printgeschäft verabschieden.«

Bei der aktuellen Lage wäre ein Verzicht auf Gastrockner das Gebot der Stunde.

Oliver Kranert, C.H.Beck

Mit Börsenblatt Plus ins Branchengeschehen eintauchen

Sie wollen diesen Plus-Artikel weiterlesen?
Dafür benötigen Sie ein Benutzerkonto sowie ein Abonnement!

  • Zugriff auf alle Plus-Artikel (Analysen und Kommentare der Redaktion, exklusive Branchenzahlen, Interviews, Hintergrundberichte, Reportagen und Artikel aus dem gedruckten Börsenblatt)
  • Alle E-Paper-Ausgaben seit 2019, die aktuelle bereits am Mittwochabend abrufbar
  • Plus-Newsletter mit Highlights und Empfehlungen aus der Redaktion