Andreas Lentz, Verlag Neue Erde

"Dass die Filialisten wieder Vertreter empfangen, wage ich nicht zu hoffen"

11. August 2022
Redaktion Börsenblatt

1984 hat Andreas Lentz in Saarbrücken den Verlag Neue Erde gegründet, parallel war er viele Jahre als Verlagsvertreter aktiv - und bereist bis heute Buchhandlungen in Baden-Württemberg. Im September wird der Spezialist für spirituelle Literatur 70 Jahre alt. 

Herzlichen Glückwunsch schon mal zum baldigen 70. Geburtstag! Denken Sie jetzt doch schon manchmal ans Aufhören?

Danke! Nein, nicht wirklich. Die Verlagsvertretung hänge ich im nächsten Jahr an den Nagel, aber solange es – wie jetzt – so dringliche Bücher gibt, mache ich weiter.

Leben Sie persönlich ein spirituelles Leben?

„Spirituell“ kommt von lateinisch „spirare“, das heißt atmen. Alles, was lebt hat einen Atem, und die Verbindung mit dem Lebendigen, dem Land, unseren Pferden, dem Garten und dem Wald, das ist für mich spirituell, und das lebe ich.

Sie haben den Verlag Neue Erde 1984 gegründet. Mit welchem Ziel? Wo haben Sie Bedarf gesehen?

Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass die Menschen ihre Verbindung mit der Erde verloren haben. Doch der Mensch bedarf dieser Verbindung; das ist der Bedarf, den ich gesehen habe. Unsere Bücher wollen alle auf ganz unterschiedlichen Wegen diese Verbindung von Mensch und Erde in Erinnerung rufen.

Welches Buch aus dem Verlag Neue Erde ist Ihr All-time-Bestseller? Und wie viele Titel sind insgesamt lieferbar?

Wir haben derzeit etwa 350 Titel lieferbar, und von den Verkaufszahlen ist immer noch „Heilsteine von A-Z“ der Bestseller, vom Umsatz her „Die Steinheilkunde“. Beide Bücher sind von Michael Gienger.

Welches sind die Hauptvertriebswege für Ihr Programm?

Eindeutig der Buchhandel, also Sortimenter direkt und das Barsortiment. Da wir Amazon nicht direkt beliefern, laufen deren Bezüge auch über das Barsortiment.

Was wünschen Sie als kleiner, unabhängiger Verlag vom Buchhandel?

„Den" Buchhandel gibt es leider nicht mehr: Die unabhängigen Sortimenter sind für mich vorbildlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, aber leider sind sie über die letzten Jahrzehnte von den Verlagen mit deren Konditionen sträflich vernachlässigt worden. Von den Filialisten wünschte ich mir mehr Mut, den oft sehr motivierten und belesenen Mitarbeitern mehr Entscheidungsfreiheit abseits der Großverlags-Monokultur zu gewähren. Dass in den Filialen wieder Vertreter empfangen werden, wage ich leider nicht zu hoffen.

Sie sind nicht nur Verleger, sondern auch Verlagsvertreter. Was bringt das für Ihren Verlag?

Ich kann jedem Verleger nur empfehlen, selbst die Vertretererfahrung zu machen. Der Austausch mit den Menschen, die tagtäglich mit den Lesern in Verbindung und oft in einem engen persönlichen Kontakt sind, ist ebenso unersetzlich wie die Erfahrung, die man macht, wenn man die eigenen Bücher den Buchhändlern nahebringen will.

Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre – für den Verlag und für sich selbst?

Ich wünsche mir, dass unsere Bücher, gerade jene dieser und der letzten Saison, zu dem grundlegenden Paradigmenwechsel beitragen, der für das Überleben unserer Erde notwendig ist. Und für mich wünsche ich mir, dass ich einen solchen grundlegenden Umschwung noch erleben darf.

Verlag Neue Erde

Schwerpunkt: Sachbücher und Ratgeber, die durch eine ganzheitliche Betrachtungsweise der Bereiche Natur, Gesundheit und Spiritualität eine erdverbundene und lebensbejahende Lebensweise ausdrücken und fördern sollen. 

Lieferbare Titel: ca. 350

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