Christian Brandstätter ist tot
Christian Brandstätter, Gründer des gleichnamigen Wiener Verlags, ist in der Nacht auf den 25. Januar 2024 nach kurzer, schwerer Krankheit mit 80 Jahren überraschend gestorben. Das teilte der Verlag mit.
Christian Brandstätter, Gründer des gleichnamigen Wiener Verlags, ist in der Nacht auf den 25. Januar 2024 nach kurzer, schwerer Krankheit mit 80 Jahren überraschend gestorben. Das teilte der Verlag mit.
"Mein Vater war ein großer Menschen- und Bücherfreund. Sein feiner Geist, sein Kunstsinn und sein verlegerisches Gespür werden uns fehlen, ebenso wie sein raumgreifendes und unverkennbares Lachen, das nun für immer verklungen ist. Ich bin tieftraurig. Mein Vater wird in unzähligen Büchern, die er zum Teil persönlich herausgegeben hat, weiterleben. Wir werden sein Vermächtnis in Ehren halten und in die Zukunft tragen", trauert sein Sohn Nikolaus Brandstätter in einer Mitteilung des Verlags.
Schon die Verlagsgründung sei ein großes Abenteuer gewesen. Als Christian Brandstätter, geboren am 21. September 1943 in Lambach (Oberösterreich), 1982 mit seinem neuen Verlag angetreten sei, "um das illustrierte Buch zu revolutionieren, konnte er als Herausgeber bereits auf zahlreiche preisgekrönte Werke zurückblicken". Der bekannte Kritiker Hans Weigel habe zur Gründung geschrieben: "Er scheint mir ein geborener, sogar der allergeborenste Verleger in weitem Umkreis, ein konstitutioneller Verleger, Macher und Liebhaber von Büchern in Personalunion, ein Besessener, ein Kenner, ein großer Gestalter."
Mit Standardwerken über Wien 1900, Egon Schiele und Gustav Klimt habe Brandstätter schnell international Aufsehen erregt. Bücher über jüdisches Geistesleben und dessen immense Bedeutung für die Kultur Mitteleuropas seien ihm von Beginn an ein verlegerisches Herzensanliegen gewesen. Zudem galt sein Interesse der Fotografie, die damals noch ein Schattendasein führte. "Er hob zahlreich Schätze aus der Frühzeit des Mediums", heißt es im Nachruf. Der Verlag bot auch zeitgenössischen Fotograf:innen wie Franz Hubmann, Erich Lessing oder Barbara Pflaum eine publizistische Plattform.
Viel später sollte aus dieser Leidenschaft und seiner Sammlertätigkeit ein eigenes Unternehmen entstehen: brandstaetter images, das Christian Brandstätter 2002 gemeinsam mit seinem Sohn gegründet hat. Die Fotoagentur ist Österreichs größtes privates Bildarchiv und eine der führenden Quellen für historische Bildrechte.
Eine finanzielle Notlage seines Verlags Anfang der 90er Jahre habe Christian Brandstätter überwinden können. Noch lange vor dem Boom habe er das große Potential von Kochbüchern entdeckt. Er veröffentlichte schon früh kulinarische Werke von Wolfram Siebeck und Ewald Plachutta. Ab Mitte der 2000er Jahren habe der Verlag mit einer neuen Reihe über die goldenen Dekaden von Metropolen wie Berlin, London und New York international Furore gemacht. Zudem wurde das Verlagsprogramm um die Bereiche Wohnen und Garten ausgeweitet.
2011 übergab Christian Brandstätter dann den Verlag an seinen Sohn Nikolaus Brandstätter. Nach dem Rückzug aus dem Tagesgeschäft widmete er sich der weiteren Aufarbeitung seiner umfangreichen historischen Fotografie-Sammlungen. Darüber hinaus fungierte er als Herausgeber von Standardwerken wie "Wien 1900", "Das Wiener Kaffeehaus" und "Wien. Porträt einer Stadt". Zuletzt habe er mit Freude an der Bildrecherche für das Buch "Wien und die wilden 20er Jahre" gearbeitet.
Christian Brandstätter hatte von 1961 bis 1965 Rechtswissenschaften an der Universität Wien studiert, arbeitete dann ab 1968 als Privatsekretär und leitender Mitarbeiter im Verlag von Fritz Molden. Dort initiierte er 1974 mit der Molden Edition Grafische Kunst eine eigene Bildband-Abteilung. 1982 musste der Molden Verlag dann Insolvenz anmelden. Im gleichen Jahr gründete Brandstätter seinen eigenen Verlag. 1991 wurde der Christian Brandstätter Verlag nach einem fehlgeschlagenen Großprojekt vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) übernommen, der dann 2003 von der Klett-Gruppe gekauft wurde. Christian Brandstätter, der weiterhin verlegerischer Geschäftsführer blieb, erwarb 2005 50 Prozent des Brandstätter Verlags im Management-Buy-out zurück. Weitere 50 Prozent wurden von einem Kooperationspartner übernommen. 2007 gründete Christian Brandstätter mit dem Münchner Verleger Johannes Thiele den Thiele Verlag, an dem Brandstätters Unternehmen bis zum Jahr 2013 zu 51 Prozent beteiligt war. 2011 zog sich Christian Brandstätter aus den geschäftlichen Belangen des Stammverlags zurück, sein Sohn Nikolaus Brandstätter übernahm die operative Geschäftsführung. (Quelle: Wikipedia).