Italien

Buchbranche fordert Kurswechsel von Kulturminister

12. November 2024
Stefan Hauck

Bei einem Treffen mit Kulturminister Alessandro Giuli forderten die Präsidenten von sieben Verbänden der italienischen Verleger, Buchhändler und Bibliothekare die Überarbeitung zweier Initiativen, die sofortige Wiedereinführung des Sonderfonds für Bibliotheken, Steuergutschriften für den Papiereinkauf und mehr.

Vertreter von sieben italienischen Verbänden der Buchbranche mit Kulturminister Alessandro Giuli (5. von rechts)

Vertreter von sieben italienischen Verbänden der Buchbranche mit Kulturminister Alessandro Giuli (5. von rechts)

Die Forderungen

Die sieben Präsidenten forderten bei dem ersten Treffen mit dem seit September amtierenden Kulturminister Giuli einen entscheidenden Kurswechsel. In den ersten zehn Monaten des Jahres seien von den gedruckten Belletristik- und Sachbüchern, die in physischen und Online-Buchhandlungen sowie in Supermärkten verkauft werden, 1,7 Millionen Exemplare weniger verkauft worden. Die Verbände verlangten

  • eine Überarbeitung der Programme "Cultura Giovani e del Merito", die bisher kein nennenswertes jugendliches Publikum erreicht hätten, und in der Zwischenzeit die Wiedereröffnung der Anmelde- und Ausgabenfristen für die erste Auflage
  • zudem die rasche Refinanzierung des Sonderfonds für Bibliotheken in Höhe von 30 Millionen Euro, entsprechend den vom Minister im Parlament dargelegten politischen Leitlinien
  • weiterhin eine Aufstockung der Mittel für die Steuergutschrift für Buchhandlungen sowie
  • neue Mittel zur Verteidigung der Bibliodiversität und des Pluralismus in der Verlagsproduktion.
  • Im Hinblick auf ein neues Gesetz bezüglich der Lieferketten forderten sie Steuergutschriften für den Papiereinkauf (die den Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen, nicht aber den Buchverlagen gewährt werden),
  • Anreize für Innovationen,
  • die Aufstockung der Mittel für das Zentrum für Bücher und Lesen, um die Leseindizes im Land zu erhöhen und die Unterschiede zwischen den einzelnen italienischen Regionen zu verringern.

Die Runde

In der Runde vertreten waren Innocenzo Cipolletta, Präsident des italienischen Verlegerverbandes (AIE), Andrea Palombi, Präsident des Verbandes der unabhängigen Verleger (ADEI), Paolo Ambrosini, Präsident des italienischen Buchhändlerverbandes Confcommercio (ALI), Antonio Terzi, Präsident des Verbandes der italienischen Buch- und Schreibwarenhändler Confesercenti, Fabrizio Cattaneo, Vizepräsident des Verbandes der katholischen Verleger und Buchhändler Italiens (UELCI), Medardo Montaguti, Präsident der Nationalen Vereinigung der Schreibwarenhändler, und Laura Ballestra, Präsidentin des italienischen Bibliotheksverbands (AIB).

Erstes Resümee

Man habe in Minister Giuli "einen aufmerksamen und sensiblen Gesprächspartner gefunden, der sich des sozialen Wertes des Buchs und des Lesens sowie der Notwendigkeit einer pluralen, starken und autonomen Buchbranche bewusst sei, weil sie wirtschaftlich nachhaltig ist, und die über das gesamte Gebiet verteilte Leseinfrastrukturen wie Buchhandlungen und Bibliotheken besitze, zogen die Präsidenten ein erstes Resümee. "Wir glauben, dass man uns zugehört und unsere Bedürfnisse verstanden hat. Für einige Themen wie die Unterstützung von Bibliotheken gibt es bereits Zusagen, für die anderen warten wir noch auf Antworten: Wir fordern keine Subventionen, sondern eine Industrie- und Kulturpolitik, die es uns allen ermöglicht, gemeinsam das Land zu stärken."