Bilanz 2021

Bertelsmanns bislang stärkstes Geschäftsjahr

31. März 2022
Redaktion Börsenblatt

Bertelsmann meldet für das Geschäftsjahr 2021 das beste operative Ergebnis seiner Geschichte. Der Konzernumsatz legte im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu. Wie hat Penguin Random House abgeschnitten? Das lesen Sie hier.

Es sei das beste Konzernergebnis seit 2006. Dabei habe man vor allem von einer starken Erholung der Werbemärkte sowie der fortgesetzt positiven Entwicklung der Buchverlags- und Dienstleistungsgeschäfte profitiert, so Bertelsmann in seiner Bilanz-Mitteilung.

"Das stärkste Jahr in der Unternehmensgeschichte von Bertelsmann"

Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, sagte: "2021 war das stärkste Jahr in der Unternehmensgeschichte von Bertelsmann. Wir sind organisch zweistellig gewachsen, haben das höchste operative Ergebnis seit Gründung erzielt und das beste Konzernergebnis seit 2006. Unsere drei Ertragssäulen RTL Group, Penguin Random House und Arvato werden von drei Sprintern flankiert: BMG, die Bertelsmann Education Group und Bertelsmann Investments erfreuen sich einer rasanten Entwicklung. Darüber hinaus konnten wir unsere Finanzschulden weiter deutlich um 1,1 Milliarden Euro auf unter 1 Milliarde Euro senken. Wir werden in den nächsten Jahren 5 bis 7 Milliarden Euro in unsere Boost-Wachstumspläne investieren."

Der Konzernumsatz von Bertelsmann wuchs organisch um 11,4 Prozent auf 18,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 17,3 Mrd. Euro). Alle Bereiche, mit Ausnahme der rückläufigen Druckgeschäfte, verzeichneten deutliches organisches Wachstum, auch gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019.

Das Operating EBITDA habe trotz erheblicher einmaliger Ergebnisbeiträge aus Gebäudeverkäufen im Vorjahr auf den Rekordwert von 3,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,1 Mrd. Euro) gesteigert werden können und lag damit zum zweiten Mal in Folge über 3 Milliarden Euro, so Bertelsmann weiter. Zu diesem Bestwert habe insbesondere die fortgesetzt positive Entwicklung der RTL Group, der Buchverlagsgruppe Penguin Random House und des Dienstleisters Arvato beigetragen. Vor Investitionen in das Streaming-Geschäft der RTL Group lag das Operating EBITDA bei 3,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,2 Mrd. Euro).

Das Konzernergebnis verzeichnete laut Konzern auch aufgrund hoher Veräußerungsgewinne aus Unternehmensverkäufen einen Anstieg um 58 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,5 Mrd. Euro) und übertraf damit zum siebten Mal in Folge die Milliardenschwelle.

Die Nettofinanzschulden wurden weiter deutlich um 1,1 Milliarden Euro auf 959 Millionen Euro (Vorjahr: 2,1 Mrd. Euro) zurückgeführt. Der Operating Free Cash Flow betrug 2,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,6 Mrd. Euro).

Thomas Rabe betonte, dass Bertelsmann auch 2021 entlang all seiner strategischen Wachstumsprioritäten – Nationale Media-Champions, Globale Inhalte, Globale Dienstleistungen, Online-Bildung, Beteiligungen – weitere Fortschritte erzielt habe.

Mit der Zusammenführung von RTL Deutschland und Gruner + Jahr sei ein nationaler Media-Champion in Deutschland entstanden. Zudem habe Bertelsmann die Konsolidierung der europäischen TV-Märkte vorangetrieben. Das Bewegtbild-Produktionsunternehmen Fremantle habe das Geschäft mit Filmen und Serien sowie mit hochwertigen Dokumentationen durch die Gründung einer neuen globalen Factual Einheit ausgebaut.

Penguin Random House: Erfolge und Risiken

Penguin Random House blicke auf zahlreiche internationale Buch-Highlights zurück. Dazu zählten Titel der Dichterin Amanda Gorman, "The Lincoln Highway" von Amor Towles und "Harlem Shuffle" von Colson Whitehead sowie "Renegades: Born in the USA" von Barack Obama und Bruce Springsteen. Zu den meistverkauften Büchern des Jahres zählten laut Geschäftsbericht Backlist-Titel wie "Atomic Habits" von James Clear, das sich bei den englisch- und deutschsprachigen Verlagen mehr als 3,5 Millionen Mal in allen Formaten verkaufte, "Greenlights" von Matthew McConaughey, das sich gedruckt, als E-Book und Hörbuch weitere fast zwei Millionen Mal verkaufte, und "A Promised Land", der erste Teil der Präsidentschafts-Memoiren von Barack Obama.

Die Entscheidung über die geplante Übernahme von Simon & Schuster durch Penguin Random House werde in diesem Jahr erwartet. Zum Verlauf des umstrittenen Kaufs, siehe Börsenblatt online:

Laut Geschäftsbericht 2021 hat Bertelsmann 116 Millionen Euro (2020: 75 Millionen Euro) in Penguin Random House investiert. An weiteren Zahlen für PRH werden darin aufgeführt:

  • Der Umsatz von Penguin Random House erreichte im Berichtsjahr 4,0 Milliarden Euro, das waren 6,0 Prozent mehr als im Vorjahr mit 3,8 Milliarden Euro. Das organische Wachstum habe 7,3 Prozent bertragen.
  • Das Operating EBITDA stieg um 9,2 Prozent auf 755 Millionen Euro (Vorjahr: 691 Mio. Euro).
  • Die EBITDA-Marge erhöhte sich auf 18,7 Prozent (Vorjahr: 18,2 Prozent).
  • Die Verlagsgruppe gründete in mehreren Märkten neue Verlagsmarken.

Die Buchgruppe habe 2021 fortgesetzt in die Lager- und Vertriebslogistik investiert. Penguin Random House habe so trotz maßgeblich pandemiebedingter Produktions- und Lieferengpässe die steigende Nachfrage nach seinen Titeln bedienen und zugleich dem Bucheinzelhandel verbesserte Lieferfristen anbieten können.

Im deutschsprachigen Raum habe die Penguin Random House Verlagsgruppe ihre führende Marktposition behauptet; vor allem die Onlineverkäufe zogen an. Meistverkaufte Titel in ihren jeweiligen Kategorien waren "Über Menschen" von Juli Zeh (Belletristik Hardcover), "Das Kind in Dir muss Heimat finden" von Stefanie Stahl (Sachbuch Paperback) und "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens (Belletristik Taschenbuch).

  • Die Penguin Random House Verlagsgruppe in Deutschland erzielte einen Umsatz von 281 Millionen Euro, und damit 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr (277 Millionen Euro)
  • Deutschland trug 6,9 Prozent zum Umsatz bei PRH insgesamt bei (ohne Innenumsätze)

Im Abschnitt "Strategische und operative Risiken" des Geschäftsberichts heißt es bezüglich PRH: "Für Penguin Random House stellen sich möglicherweise ändernde Geschäftsmodelle und Marktbedingungen wesentliche Risiken dar. Aufgrund einer sich wandelnden Einzelhandelslandschaft sind rückläufige Verkaufsmengen im stationären Buchhandel ein weiteres Risiko." Penguin Random House begegne diesen Risiken durch die Unterstützung des stationären Handels, durch die Steigerung der Onlineumsätze mit physischen Büchern und Hörbüchern sowie die fortlaufende Prüfung alternativer Verkaufs- und Vermarktungsmöglichkeiten. Ein weiteres Risiko bestehe im Bereich der Beschaffung und der Lieferketten aufgrund gestiegener Kosten für Rohstoffe und Energie sowie operativer Herausforderungen bei beauftragten Druckereien. Diesen Risiken werde durch ein fortwährendes Kostenmanagement und die Priorisierung und Sicherung zusätzlicher Druckkapazitäten begegnet. Hinzu kämen allgemeine konjunkturelle Risiken, die zu geringeren Verkäufen führen könnten. "Die Risiken werden durch Lieferantenmanagement, innovative Vermarktungsaktivitäten sowie flexible Kostenstrukturen, die eine schnelle Reaktion auf konjunkturelle Schwächephasen ermöglichen, adressiert", heißt es im Geschäftsbericht dazu.

Markus Dohle: "Sie haben es wieder einmal erfüllt"

PRH-CEO Markus Dohle dankt in einem persönlichen Schreiben allen Mitarbeiter:innen für das gute Abschneiden der Verlagsgruppe: "Wir haben 2021 viel von Ihnen verlangt – und Sie haben es wieder einmal erfüllt." Obwohl der kulturelle Einfluss der Verlage nicht messbar sei, lasse sich "unsere Lesitung anhand unserer Geschäftsergebnisse qunatifizieren". Und die Geschäftsentwicklung von Penguin Random House sei im vergangenen Jahr stark gewesen.

"Während die weltweite Verbrauchernachfrage nach Büchern, insbesondere in den USA, die Grundlage für unsere Geschäftsergebnisse bildete, war es Ihre Leidenschaft für unsere Bücher und Autoren, die es uns ermöglichte, unser Potenzial für das Jahr 2021 auszuschöpfen", lobt Dohle die Mitarbeiter:innen. Die Erwartungen der Märkte in Kanada, Brasilien, Indien, Südafrika und den spanischsprachigen Gebieten habe man übertroffen, und das globale DK-Geschäft habe dank des Wachstums der Online-Verkäufe und der umfangreichen Backlist ein herausragendes Jahr verzeichnet.

2021 begann sich der physische Buchhandel weltweit zu erholen, so Dohle, während sich die Verlagerung zum Online-Handel fortgesetzt habe und damit auch der Verkauf von Backlist-Produkten zunahm. "Wir werden diese Entwicklungen nutzen, um unsere Ziele für 2022 zu verwirklichen: die Interessen vieler verschiedener Leser zu erfüllen, einen positiven Beitrag zu unserer Gesellschaft zu leisten und unser organisches Wachstum durch exzellente Inhalte und Reichweite zu steigern. Es ist diese Kombination aus Kreativität und Unternehmergeist, die den Kern unseres Erfolgs in den kommenden Jahren ausmacht und ausmachen wird."

Weitere Geschäftsbereiche

Das Musikunternehmen BMG habe im vergangenen Jahr Verträge mit weltbekannten Künstlerinnen und Künstlern geschlossen, darunter Tina Turner, Bryan Adams und Santana.

Das internationale Customer-Experience-Unternehmen Majorel hat sein Geschäft mit globalen Internet-Kunden ausgebaut und zweistellige Wachstumsraten erzielt, so Bertelsmann. Bertelsmann bleibt mit rund 40 Prozent der Anteile weiterhin kontrollierender Aktionär von Majorel. Arvato Supply Chain Solutions habe 2021 unverändert vom Boom der Branchen Tech, Healthcare und E-Commerce, während Arvato Financial Solutions vor allem im Bereich "Kauf auf Rechnung" eine positive Geschäftsentwicklung verzeichnet. Arvato Systems wuchs vor allem mit Neukunden aus dem öffentlichen Sektor. Die Bertelsmann Printing Group stärkte im vergangenen Jahr ihr Druckgeschäft in den USA.

Die Bertelsmann Education Group habe mit Relias, Alliant und Udacity die weiterhin hohe Nachfrage nach Online-Aus- und Weiterbildung vornehmlich in den Bereichen Gesundheit und High-Tech bedient. Das Bildungsgeschäft wurde zudem gestärkt durch den Erwerb von 25 Prozent der Kapitalanteile und 46 Prozent der Stimmrechte an dem Nasdaq-notierten Bildungsunternehmen Afya in Brasilien. Afya ist der führende Anbieter für medizinische Aus- und Weiterbildung in Brasilien.

Beteiligungen: Bertelsmann Investments tätigte im vergangenen Geschäftsjahr 57 Neu- und 42 Folgeinvestitionen in Unternehmen und Fonds. Das internationale Fonds-Netzwerk halte damit rund 300 Beteiligungen und habe 2021 mit einem EBIT von 316 Millionen Euro einen signifikanten Ergebnisbeitrag geleistet. Seit dem Start 2006 hat Bertelsmann laut Bilanz über seine Venture-Capital-Fonds rund 1,5 Milliarden Euro in Digitalfirmen mit innovativen Geschäftsmodellen investiert. Die finanziellen Rückflüsse lagen im selben Zeitraum bereits bei mehr als 1 Milliarden Euro.

Rolf Hellermann: "2022 rechnen wir mit einem moderaten Umsatzanstieg"

Rolf Hellermann, Finanzvorstand von Bertelsmann, sagte: "Bertelsmann verfügt über eine starke finanzielle Position. Für 2022 rechnen wir mit einem moderaten Umsatzanstieg sowie einem operativen Ergebnis, das vor Investitionen in das Streaming-Geschäft der RTL Group auf Rekordniveau stabil ist. Diese Erwartungen reflektieren noch nicht die aktuell nicht absehbaren Auswirkungen der russischen Invasion in die Ukraine und die hieraus resultierenden geopolitischen Spannungen auf die Weltwirtschaft."

Thomas Rabe ergänzt: "Auf der Basis unserer hohen Investitionskapazität werden wir in den kommenden Jahren unsere ambitionierten Boost-Pläne umsetzen, um Bertelsmann bis 2025 noch einmal auf ein höheres Umsatz- und Ergebnisniveau zu bringen."

Das Eigenkapital von Bertelsmann habe sich im Geschäftsjahr 2021 auf 13,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 10,7 Mrd. Euro) erhöht. Daraus ergab sich eine Eigenkapitalquote von 42,8 Prozent (Vorjahr: 36,1 Prozent).

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bertelsmann erhalten für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021 Gewinn- und Erfolgsbeteiligungen in Höhe von insgesamt 89 Millionen Euro (Vorjahr: 88 Mio. Euro).

Zum Ende des Geschäftsjahres 2021 beschäftigte der Konzern weltweit 145.027 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vorjahr: 132.842).

Die komplette Bilanz-Mitteilung findet sich hier.