Umfrage zum Verkauf von Suhrkamp

"Auf Suhrkampbücher kann man nicht verzichten"

22. Oktober 2024
Sabine Cronau

Der Hamburger Unternehmer Dirk Möhrle übernimmt zum 1. November alle Anteile am Suhrkamp Verlag. Stimmen aus der Branche zum Verkauf. 

Suhrkamp-Stand auf der Buchmesse

Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg:

Porträt von Rainer Moritz vor neutralem Hintergrund

Rainer Moritz, Autor und Leiter des Literaturhauses in Hamburg.

Die Übernahme der Suhrkamp-Verlage durch Herrn Möhrle ist ein gravierender Einschnitt für die Verlagsgeschichte und zudem ein symbolischer Einschnitt für die deutsche Verlagslandschaft. Wenige Tage nachdem in allen Medien Siegfried Unselds 100. Geburtstag und damit auch die legendäre "Suhrkamp-Kultur" gefeiert wurde, ist diese Ära endgültig Schnee von gestern. Seit Längerem ist Suhrkamp ein "normaler" Verlag, ein Publikumsverlag mittlerer Größe, dessen einst einzigartige Backlist von Jahr zu Jahr an ökonomischer Bedeutung verliert und der deshalb auf regelmäßige Platzierungen in den Bestsellerlisten mehr denn je angewiesen ist. Wer zuletzt auf diese Listen geblickt hat, konnte leicht erkennen, dass Suhrkamp seit den Erfolgen von Elena Ferrante und Annie Ernaux da markante Defizite aufweist. Damit steht Suhrkamp nicht allein, doch für ein renommiertes und auch renommeebelastetes Haus gilt es, rasch einen Spagat hinzubekommen – ­zwischen einem weiterhin qualitätsvollen Literatur- und Wissenschaftsprogramm und attraktiven, verkäuflichen Titeln, die das eigene Niveau nicht unterschreiten. In diesem Sektor hatte Suhrkamp zuletzt weniger als andere vergleichbare Verlagshäuser vorzuweisen. Allein dadurch jedoch lässt sich die Zukunft des Hauses sichern.

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