Kritisch setzten sich auch die Bücherfrauen in ihrer schon traditionellen Veranstaltung zum Gastland mit der Rolle der Frauen in der italienischen Verlagslandschaft auseinander. Independent-Verlegerin Loretta Santini berichtete über einen sehr hohen Frauenanteil in der Buchbranche; "90 % halten die Arbeit in den Verlagen aufrecht, und Frauen stellen auch den Löwenanteil der Leserschaft". "Die meiste Basisarbeit lastet auf den Schultern der Frauen, aber in den höheren Positionen ist die Verlagswelt fast ausschließlich männlich geprägt", bestätigte Scout Silvia Meucci. Bei den Autor:innen seien 40 % weiblich, es seien auch meist Frauen, die die Bücher verkauften, ergänzte Verlegerin Santini. "In der Belletristik verkaufen sich die Titel von Autorinnen sehr gut; im Sachbuch hingegen finden sich nur wenige Autorinnen." Aber welche Inhalte von Autorinnen verkauften sich denn?, warf Meucci ein: Fantasy, Frauenromane und Familiengeschichten. Die gesellschaftlich höher bewertete 'Hochliteratur' wird von Männern dominiert." Das setze sich in den Auszeichnungen fort, ergänte Santini: "Frauen bekommen weniger Literatiurpreise; den seit 68 Jahren existierenden großen Premio Strega haben bislang erst 15 Schriftstellerinnen erhalten. Aber langsam wird es besser, wir gehen in Richtung 50:50."
Viktoria von Schirach, die für eine große deutsche Verlagsgruppe in Italien scoutet, fällt auf, dass es in Deutschland viel mehr Frauen in Führungspositionen gibt, "in Italien lassen sie sich fast an einer Hand abzählen, Elisabetta Sgarbi etwa, Chefin des renommierten Verlags Bompiani und danch Gründerin des unabhängigen Verlags La Nave di Teseo, oder HraperCollins-Italia-Verlegerin Laura Donnini. Das Netzwerken unter Frauen sei in Italien nicht so verbreitet wie in Deutschland, bedauerte Silvia Meucci, aber in einzelnen Berufsgruppen unterstützten sie sich. Gerade Literaturagentinnen stünden sich untereinander nahe, gebe es doch durchaus sehr agressive Agenten – da seien Austausch und Bestärkung wichtig.