Vertragsverhandlungen zur E-Book-Distribution

Amazon listet Vertriebstitel von Bookwire temporär aus

7. März 2024
Redaktion Börsenblatt

Bei Amazon werden seit 1. März Vertriebstitel von Bookwire als nicht mehr sichtbar oder kaufbar angezeigt. Das bestätigt der Frankfurter Dienstleister gegenüber Börsenblatt online. Update: Das sagt Amazon zur Sache.

Hintergrund seien die laufenden Verhandlungen zwischen Amazon und Bookwire über die Konditionen für ein ausgewogenes Geschäft, formuliert Bookwire in einem Mailing an seine Verlagskunden, das Börsenblatt online vorliegt. Man befinde sich derzeit in abschließenden, konstruktiven Gesprächen mit Amazon, es würden realistische Optionen für eine Verlängerung der Vertragssituation erörtert. Die aktuellen Auslistungen, die Bookwire für seine Verlagskunden bedauert, seien Standardprozesse von Amazon, wenn sich die Parteien noch nicht geeinigt hätten.

Wer ist von den Auslistungen betroffen? Alle Kunden, die von Bookwire in Sachen E-Book-Vertrieb über den Direktvertrag von Bookwire mit Amazon ausgeliefert werden, erläutert ein Bookwire-Sprecher auf Anfrage. Das gelte weltweit. Und es gebe keinen Unterschied zwischen großen und kleinen Verlagen.

Bookwire sei bestrebt, weiterhin angemessene Margen für ein nachhaltiges E-Book-Geschäft seiner Verlagskunden zu erzielen, heißt es in einem zweiten Mailing an die Verlagskunden. Hier gehe es um Stabilität für alle, die auskömmlich wirtschaften und dem gestiegenen Aufwand und Kosten Rechnung tragen wollen, ergänzt der Sprecher.

Die Gespräche mit Amazon würden in enger Taktung verlaufen. Das Bookwire-Team sei entschlossen, eine kurzfristige Lösung zu finden.

Andererseits bediene Bookwire zudem alle anderen relevanten E-Book-Plattformen weltweit, je nach Rechtelage, betont der Sprecher. Das seien fast alle E-Book-Shops, die es gibt. Die Werke seien also derzeit weiterhin überall erhältlich, außer bedauerlicherweise bei Amazon.

Update, 8. März: Statement von Amazon

In monatelangen Vertragsverhandlungen habe Bookwire darauf bestanden, "dass Amazon nur dann Titel von Verlagen, die Bookwire exklusiv vertreibt, weiterhin Kindle-Lesern anbieten kann, wenn es einen erheblichen finanziellen Rückschritt gegenüber den Bedingungen akzeptiert, auf deren Basis unsere beiden Unternehmen jahrelang erfolgreich gearbeitet haben", erklärt ein Amazon-Sprecher per Mail (7. März; 18:44 Uhr). "Unser Vertrag mit Bookwire ist ausgelaufen. Wir bedauern, dass wir keine andere Wahl hatten, als die von Bookwire vertriebenen eBook-Inhalte zu entfernen, um das Ende unseres vertraglichen Rechts zum Verkauf einzuhalten."

Update, 8. März: Aktueller Stand der Verhandlungen

In einem Mailing vom 8. März, das Börsenblatt online vorliegt, informiert das Bookwire-Team seine Verlagskunden über den aktuellen Stand der Verhandlungen mit Amazon. Bedauerlicherweise sei es beiden Seiten bisher nicht gelungen, eine neue Vereinbarung abzuschließen. Man könne das derzeitige Angebot von Amazon nicht akzeptieren, führe aber weiterhin verantwortungsvolle und konzentrierte Gespräche mit Amazon. Man arbeite mit Amazon gemeinsam an einer schnellen Lösung, die jahrelange Partnerschaft zu auskömmlichen Konditionen zu sichern. Bookwire rechne mit einer Klärung der Situation, die nahezu vollständig die unabhängige deutsche E-Book-Branche betreffe, bis Anfang nächster Woche.