Kurt-Wolff-Preis 2023

Alexander Verlag Berlin ausgezeichnet

9. Dezember 2022
Redaktion Börsenblatt

Der mit 35.000 Euro dotierte Kurt-Wolff-Preis 2023 geht an den Alexander Verlag Berlin. Den mit 15.000 Euro dotierten Kurt-Wolff-Förderpreis 2023 erhält der Elif Verlag in Nettetal.

Alexander Wewerka mit verschränkten Armen vor Bücherregal mit Verlagstiteln

Alexander Wewerka, Verleger Alexander Verlag Berlin

Alexander Verlag Berlin: "Griffsicher"

Der mit 35.000 Euro dotierte Kurt-Wolff-Preis 2023 geht an den Alexander Verlag Berlin, der seit genau vierzig Jahren „mit sicherem Griff gut gemachte Bücher zu Theater und Film“ sowie literarische und essayistische Texte publiziere, teilt die Kurt Wolff Stiftung mit. Das Theater- und Filmbuchprogramm umfasst Autobiografien, Interviewbände und Künstler:innentexte, Monografien und praxisorientierte Fachbücher. "Immer wieder gab es Ausflüge in literarische Gefilde: u. a. mit einer neunbändigen Jörg-Fauser-Werkausgabe, der auf 25 Bände angelegten Ross-Thomas-Edition, Literatur aus Afrika (Amos Tutuola, Chinua Achebe, Aimé Césaire) und den Niederlanden (Louis Paul Boon, Jan Wolkers). Zuletzt erschienen Bücher von Guy de Maupassant und Alphonse
Daudet in wunderbarer Zusammenarbeit mit der Übersetzerin Elisabeth Edl", hebt die Jury hervor. Bestseller gäbe es keine, aber "diverse Longseller".

„Mit Veröffentlichungen von Fritz Kortner, Ingmar Bergman, Peter Brook, Heiner Müller, und Frank Castorf, mit den Reihen Nahaufnahme, Kreisbändchen und Postdramatisches Theater in Porträts belegt der Verlag, dass Literatur zu einzelnen Künsten nicht nur die Fachwelt etwas angeht, sondern eingreifend sein kann, und zwar gesellschaftlich, kunstpolitisch und ästhetisch.“

Der Verlag hatte mit seiner36-stündigen Audiosammlung »MÜLLER MP3« mit Heiner-Müller-O-Tönen den Deutschen Hörbuchpreis 2012 und wurde 2019 mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet.

Dincer Gueyceter dramatisch ausgeleuchet

Förderpreis geht an Elif Verlag

Den mit 15.000 Euro dotierten Kurt-Wolff-Förderpreis 2023 erhält der Elif Verlag, Nettetal. „Verleger Dinçer Güçyeter legt seit 2011 in seinem engagierten und leidenschaftlichen Programm einen Schwerpunkt auf Lyrik, regional wie international, gegenwärtig und immer wach. Er fischt wahre Textperlen auch aus selten übersetzten Sprachen wie etwa Taiwanesisch oder Isländisch und achtet dabei auf jeweils individuelle, dem Inhalt folgende Gestaltung und hochwertige Ausstattung“, begründete die Jury.

Das Programm konzentriere sich nicht etwa ausschließlich auf Debüts und der Begleitung von zeitgenössischen Lyriker:innen, "vielmehr ist ELIF darüber hinaus ein offenes Experimentierfeld für Klassiker:innen in neuen Übersetzungen, divers aufgestellten Stimmen aus jeder Sprache, in der sich Gedichte verfassen lassen, sowie im Besonderen ein Platz für lyrische Positionen, die das Feld vom Rand her aufrollen." Der Verlag wage sich mit großer verlegerischer Freude an bis zu zehn Titel pro Halbjahr.

Dinçer Güçyeter wuchs als Sohn eines Kneipiers und einer Fabrikarbeiterin auf. Er machte einen Realschulabschluss an einer Abendschule. Von 1996 bis 2000 absolvierte er eine Ausbildung als Werkzeugmechaniker. Zwischenzeitlich war er als Gastronom tätig. Im Jahr 2011 gründete Güçyeter den ELIF VERLAG. Dieser hat sich Lyrik zum Schwerpunkt gesetzt. Seinen Verlag finanziere Güçyeter bis heute als Gabelstaplerfahrer in Teilzeit.

  • Sein letzter Gedichtband “Mein Prinz, ich bin das Ghetto“ wurde mit dem Peter-Huchel-Preis 2022 ausgezeichnet. Im November 2022 ist sein Roman-Debüt “Unser Deutschlandmärchen“ im mikrotext Verlag, Berlin erschienen.