Plagiatsvorwürfe bestätigt

Uni Bonn kündigt Ulrike Guérot

24. Februar 2023
von Börsenblatt

Nachdem eine Untersuchungs-Kommission die Plagiatsvorwürfe gegen Ulrike Guérot bestätigt hat, spricht die Universität Bonn von arbeitsrechtlichen Konsequenzen für die Professorin. Guérot selbst teilt auf Twitter mit, dass ihr gekündigt worden sei.

Ulrike Guérot 

Die Universität Bonn schreibt in einer Mitteilung vom 24. Februar ("Plagiatsvorwurf bestätigt"), dass das Rektorat "arbeitsrechtliche Schritte" gegen die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot eingeleitet habe. Weiter heißt es, im vergangenen Jahr seien öffentlich Vorwürfe gegen Guérot erhoben worden, sie habe sich während ihrer Dienstzeit an der Universität Bonn fremdes geistiges Eigentum angeeignet, ohne dies als solches kenntlich zu machen. "Die zuständigen Gremien der Universität haben den Sachverhalt geprüft und sehen ihn – bezogen auf den Veröffentlichungszeitraum seit dem Eintritt in die Universität Bonn im September 2021 und auf eine frühere Veröffentlichung, die für die Berufung von Relevanz war – als erwiesen an." Den Einwand der Politikwissenschaftlerin, es habe sich bei den relevanten Publikationen nicht um wissenschaftliche Veröffentlichungen gehandelt, seien die zuständigen Gremien nicht gefolgt. "Das Rektorat hat daraufhin die gebotenen arbeitsrechtlichen Schritte eingeleitet."

Der Ombudsman für Verdachtsfälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens der Universität hatte die Angelegenheit geprüft und, da ein Anfangsverdacht erkennbar gewesen war, an die zuständige Kommission übergeben. Deren Untersuchung bestätigte nun die Vorwürfe, so die Universität Bonn.

Ulrike Guérot selbst teilt auf ihrem Twitter-Kanal mit, dass die Universität ihr zum 31. März gekündigt habe, "wegen Plagiat in einem nicht-wissenschaftl. Buch von 2016". Und weiter: "Ich werde dagegen juristisch vorgehen und stehe deswegen nicht für Anfragen zur Verfügung." Sie wäre die erste Person, der in Deutschland wegen "Plagiat" gekündigt würde, moniert sie, "es wird spannend."

Zunächst hatten Medien darüber berichtet, ausführlich etwa die NZZ: "Kündigung nach Plagiatsvorwürfen: Universität Bonn trennt sich von Ulrike Guérot". Guérot hat seit 2021 die Professur für Europapolitik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn inne. Mit dem nichtwissenschaftlichen Buch, das zum Stein des Anstoßes wurde, ist das 2016 erschienene "Warum Europa eine Republik werden soll" gemeint. Guérot wurde vorgeworfen, an mehreren Stellen die Autoren von Zitaten genannt, aber nicht jede Übernahme korrekt ausgewiesen zu haben, mit An- und Abführungszeichen. Auch ihr Bestseller von 2022 zum Umgang von Staat und Gesellschaft mit der Corona-Pandemie, "Wer schweigt, stimmt zu. Über den Zustand unserer Zeit und darüber, wie wir leben wollen", sei unter Verdacht geraten. Guérot habe mehrfach öffentlich um Entschuldigung für ihre Verstöße gegen das Urheberrecht gebeten, so die NZZ, Flüchtigkeitsfehler angeführt. Angeeckt sei sie im vergangenen Jahr etwa auch mit ihren Äußerungen zum Ukraine-Krieg.

Dass die angedrohte Sanktion der Universität Bonn eine Kündigung bedeuten soll, so die NZZ weiter, sei auch deshalb möglich, weil Guérot keine verbeamtete Universitätsprofessorin ist.