„Debatten werden geführt, aber der Ton wird rauer"

Umfrage zum Thema Meinungsfreiheit

16. Mai 2024
Redaktion Börsenblatt

Zum Ende der Woche der Meinungsfreiheit (3.-10. Mai) wollten wir von Ihnen wissen, wie schwer es für Sie ist, andere Meinungen auszuhalten - aber auch, wie wichtig dies ist in der Demokratie. Hier lesen Sie die Ergebnisse.

Über 20 Prozent der 89 Teilnehmenden finden es schwer – und fast 3 Prozent sogar sehr schwer – eine Meinungsdifferenz auszuhalten. Für die Mehrheit der Teilnehmenden sind andere Meinungen hingegen gut auszuhalten (17,8 Prozent) oder sie werden zumindest akzeptiert (50,7 Prozent). Es sei „kein Problem, solange sie nicht andere Menschen verachten, entrechten wollen oder gefährden“, wie ein:e Leser:in ausführt. Andere schreiben, dass es stark von der Meinung und der Art der Äußerung des Gegenübers abhänge, und dass das Aushalten gegebenenfalls nicht unwidersprochen von statten gehen könne.

Wie wichtig ist dieses Aushalten aber für eine funktionierende Demokratie? Hier herrscht große Einigkeit: Fast 95 Prozent der Teilnehmenden erachten es für wichtig oder sogar sehr wichtig, dass unterschiedliche Meinungen geduldet werden. Für manche Leser:innen gibt es hier jedoch klare Einschränkungen: Menschenverachtenden Positionen müsse beispielsweise unbedingt widersprochen werden und Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Transphobie und Misogynie sollten gar nicht erst als Meinung im eigentlichen Sinne anerkannt werden. Eine andere Person schreibt, dass Demokratie dadurch verkompliziert würde, dass es allen möglichen Leuten mit allen möglichen Meinungen recht gemacht werden würde, und dass sie Mehrheitsbeschlüsse ohne Kommentare von zwanzig Andersdenkenden erfrischend fände.

Dass es manchmal nicht einfach ist, andere Meinungen auszuhalten – gerade, wenn sie nicht in das eigene Wertesystem passen – ist bis hier hin deutlich geworden. Werden aber eigentlich notwendige Debatten nicht geführt, weil die Auseinandersetzung gescheut wird? Fast 64 Prozent der Leser:innen bemerken, dass Debatten vermieden werden: „Es gibt wenige Debatten, dafür viel Konfrontation“ schreibt ein:e Teilnehmer:in. Knapp 23 Prozent fällt keine Veränderung im Diskussionsklima auf und fast 6 Prozent empfinden die Menschen sogar als sehr diskussionsfreudig: „Debatten werden geführt, aber der Ton wird rauer. Oft gerade von denen, die lautstark behaupten, sie dürften nichts mehr sagen“. Die Debatten würden auch vielschichtiger, wie eine Person bemerkt, und manche Themen würden in Grund und Boden debattiert und andere nicht einmal angesprochen.