Digitaldienstleistungen

Mit Start-up-Mentalität

26. September 2020
Torsten Casimir

Der Digitaldienstleister Bookwire legt hohes Wachstumstempo vor. Ein Gespräch mit Gründer und CEO Jens Klingelhöfer über flache Hierarchien, neue Märkte und gute Typen.

Gefühlt ist Bookwire das Unternehmen der Buchbranche mit den meisten Personalmeldungen. Ständig wird um- und angebaut. Warum und wozu?
Wir sind ein Start-up, das mit zwei Mitarbeitern angefangen hat. Jetzt haben wir fast 80 Mitarbeiter*innen an fünf internationalen Standorten. Unser Weg ist von permanenter organisatorischer Veränderung geprägt, mal mehr, mal weniger bewegt. Der treibende Faktor ist aktuell unser starkes Wachstum in Brasilien, in Spanien und auch in Deutschland. Damit steigen die Anforderungen: von unseren Kunden, vom Geschäft her, von der Komplexität unserer Angebote an die Verlage.

Was bedeutet die Internationalisierung für die Organisation von Bookwire?
Das Geschäft in den drei deutsch­sprachigen Märkten ist für uns nach wie vor das Kerngeschäft. Dennoch erschien es sinnvoll, unsere Organisation in zentralen Funktionsbereichen global aufzustellen. Das betrifft Technologie, Finanzen, Business Development, Corporate Communication und die Produktstrategie an sich. Das ist ein Wandel von einem DACH-Geschäft plus X hin zu einer Formation, mit der wir drei starke Märkte – Deutschland, Spanien und Brasilien – von unserem Headquarter in Frankfurt am Main aus mit Dienstleistungen versehen.

Ist Bookwire noch ein Start-up oder längst ein etablierter, mittelständischer Digitaldienstleister?
Mit Blick auf die gewachsene Komplexität und die Größe des Geschäfts sind wir zehn Jahre nach unserer Gründung sicher kein Start-up mehr. Aber wir begegnen den Herausforderungen, die sich in unserem Business stellen, nach wie vor mit Start-up-Mentalität.

Worin zeigt sich das?
Wir wollen das Selbstverständliche ständig hinterfragen. Wir hüten uns vor Erstarrung, haben eine hohe Wachsamkeit, wenn Probleme auf­treten. Und wir haben das Ziel, dass unsere Organisation klüger wird, ohne dass von oben immer jemand sagt: So und so müssen wir das jetzt machen. Die wichtigsten Bedingungen dafür sind Eigenverantwortung jedes Mitarbeiters, jeder Mitarbeiterin, flache Hierarchien, ein hoher Grad an Abstimmung untereinander und mit unseren Kunden (das, was im Englischen Alignment heißt), starke Motivation und ein gemeinsamer Wertekanon.

Für welche Werte steht Ihr Unternehmen?
Zuallererst geht es um viel Vertrauen, das wir einander entgegenbringen. Wichtig ist auch, dass alle einen Arbeitsplatz haben, an dem sie sich als wirksam erleben; Wirksamkeit ist der höchste Motivationsfaktor. Wenn unsere Mitarbeiter*innen und Führungskräfte das Gefühl haben, bei Bookwire können sie wirken und mitgestalten, dann ist das – gerade auch mit Blick auf die Erwartungen, die die jüngeren Generationen heute ins Arbeitsleben mitbringen – mehr wert als der etwas höhere Gehaltsscheck, den man vielleicht bei der Unternehmensberatung bekommt. Kundenzentrierung würde ich als weiteren Wert nennen, sie ist Kern unserer Mission. Und schließlich Transparenz in der Kommunikation, das ist nach innen eine hohe Herausforderung. Gute Meetings sind das A und O. Du musst dir Mühe geben, musst erklären, begründen, überzeugen. Transparenz hält eine Mannschaft zusammen.

 

Wirksamkeit ist der höchste Motivationsfaktor

Jens Klingelhöfer, CEO des Digitaldienstleisters Bookwire

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